Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
kostet. Ich brauche Zugang zu den Personalakten des General Hospitals von Asheville.«
Randy sah ihn gelangweilt an. »Und dann?«
»Und dann suchen Sie mir den derzeitigen Wohnsitz aller Beschäftigten heraus, die vor neun Jahren auf der orthopädischen Station gearbeitet haben.«
»Und dann?«
»Dann bezahle ich Sie, und Sie halten den Mund.«
Randy runzelte die Stirn. »Keine Manipulation der Akten? Keine …«, er zuckte die Achseln. »Keine Gehaltserhöhungen oder -kürzungen? Keine Änderungen bestimmter Rezepte?«
»Das würden Sie tun?«
»Das habe ich nicht gesagt. Wollen Sie das denn?«
Winters lachte leise. Wenn er nicht aufpasste, konnte es ihm passieren, dass er den Jungen mochte. »Nein. Nur die Personalakten. Sonst nichts.«
»Ein Tausender.«
»Fünfhundert.« Er hatte damit gerechnet, entschieden mehr als einen Tausender zahlen zu müssen.
Randy zuckte erneut mit den Schultern. »Wenn ich Sie recht verstehe, brauchen Sie die Info. Ich brauche die Kohle. Wenn Sie könnten, hätten Sie selbst zum Hörer gegriffen, das Krankenhaus angerufen und nach den Akten gefragt. Das haben Sie nicht getan, und jetzt sind Sie hier. Sie brauchen mich. Ein Tausender.«
Winters empfand widerstrebend Bewunderung für so viel Standfestigkeit bei einem so jungen Mann. »Gut. Wann kann ich die Informationen haben?«
»Wann wollen Sie sie haben?«
»Heute Abend.«
Randy blinzelte, und Winters hatte deutlich den Eindruck, dass er sich über ihn lustig machte. »Morgen steht mir ein Biologietest bevor. Ich muss mich noch vorbereiten.«
Winters kniff die Augen zusammen. »Dann knacken Sie doch die Datenbank der Schule und geben sich selbst eine Eins.«
Randy grinste. »Höchstens eine Zwei. Ich möchte ja nicht zu gierig erscheinen.« Er stand auf und nahm seine Bücher. »Wir treffen uns um ein Uhr wieder hier.«
Chicago
Dienstag, 6. März, 21:00 Uhr
»Sie brauchen mich wirklich nicht zu begleiten, Max.« Caroline blieb zögernd bei Max’ Auto stehen, das er vor ihrem Apartmenthaus geparkt hatte. »Es gibt keinen Aufzug.«
Max blickte an den Reihen von Balkonen des schlichten alten Ziegelbaus hinauf. Es war nicht zu vergleichen mit seinem eigenen Haus. Auch nicht mit irgendeiner anderen Wohnung, in der er je gelebt hatte. »In welchem Stock wohnen Sie?«
»Im zweiten.«
»Zwei Treppen?«
Sie nickte.
Er lächelte, aber seine Lippen fühlten sich steif an. »Das werde ich wohl schaffen. Hätten Sie gesagt, dass Sie im fünften Stock wohnen, wäre das Ihr Pech gewesen.« Er trat einen Schritt vorwärts, doch sie blieb stehen. Über die Schulter hinweg sah er sie an. Ihre Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich verzogen. Er drehte sich halb zu ihr um. »Was ist?«
»Sie müssen das nicht tun.« Sie stand neben der Tür seines Mercedes, der in dieser Gegend völlig fehl am Platz wirkte, und hielt die Arme vor der Brust verschränkt, eine Geste, die er mittlerweile als ihren Starrsinn erkannte, der hinter ihrem Charme und dem Lachen steckte. »Der Abend war sehr schön für mich, Max. Wirklich wunderschön. Sie müssen sich nicht quälen, nur um mich zur Tür zu bringen.«
»Caroline, ich habe zahlreiche Fehler, aber eine Vernachlässigung der Etikette gehört nicht dazu.« Wohl aber Ungeduld, und er merkte bereits, dass ihn die Geduld verließ. »Kommen Sie jetzt bitte und gestatten Sie mir, dass ich Sie zu Ihrer verdammten Tür begleite!«
Sie blieb noch einen Moment unschlüssig stehen, dann lachte sie plötzlich, und ihre Augen begannen wieder zu strahlen. »Wir sind schon ein lustiges Paar, nicht wahr? Kommen Sie, gehen wir. Wenn wir oben sind, koche ich Ihnen einen Kaffee.«
Ich hatte auf ein bisschen mehr als auf Kaffee gehofft
, dachte er und setzte sich in Bewegung, als sie neben ihn getreten war.
Ich hatte auf eine ganze Menge mehr gehofft.
Seit dem Augenblick, als sie den Campus verlassen hatten, befand er sich in einem Zustand total frustrierender Halberregung. Was David natürlich äußerst komisch gefunden hatte. Max lachte leise, und Caroline blickte fragend zu ihm auf.
»Was ist denn so lustig?«
»Ich musste gerade an David denken.« Dabei ließ Max es bewenden. Es war wohl kaum angebracht, ihr zu erzählen, dass sein Bruder bei Moe Baguettes nachbestellt und mit eindeutigen Gesten darum gebeten hatte, dass sie »hart gebacken« waren, nachdem sie im Waschraum verschwunden war. Moes ermutigender Schlag auf den Rücken, der ihn nahezu außer Gefecht gesetzt hatte, und seine
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