Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
mit nach draußen.«
Steven wandte sich zum Gehen. An der Tür hielt er inne und sah, wie Lambert einen weiteren Mann in Anzug und Krawatte herbeiwinkte. Der Mann im Anzug war Detective Jim Crowley. Toni Ross hatte ihn Steven am Nachmittag vorgestellt. »Bring Jolley nach Hause, Jim«, befahl Lambert. »Sorg dafür, dass er zu Bett geht.«
Detective Crowley legte den Arm um Ben Jolleys Schultern. »Komm, Ben. Es reicht für heute. Ich bring dich nach Hause, und dann schläfst du dich erst mal gründlich aus.« Crowley zögerte, als er an Steven vorbeiging, der immer noch an der Tür stand. »Er ist sonst nicht so, Thatcher. Er hat bei Rob gesessen und sich um ihn gekümmert, als Robbie vor sieben Jahren entführt wurde. Und dann musste er wieder bei ihm sitzen und sich kümmern, als Rob gestern Abend erfuhr, dass sein Junge wahrscheinlich auf dem Grund von Lake Douglas liegt. Lassen Sie ihn in Ruhe, ja?«
Steven nickte. »In Ordnung«, sagte er, dachte jedoch:
Den Teufel werde ich tun.
Lambert trat hinzu, unverhohlene Wut im Gesicht. »Sie sagten, Sie wollten mit den Männern reden, nicht, einen verdammten Aufruhr heraufbeschwören.«
Steven legte Lamberts Taschentuch zu einem akkuraten Rechteck zusammen, bevor er es in seine Tasche schob. »Ich wasche es und gebe es Ihnen zurück«, sagte er ruhig. »Im Augenblick wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich zum Hotel zurückbrächten, damit ich mich umziehen kann. Danach hätte ich gegen Wein und Käse nichts einzuwenden, wenn es Ihnen genehm ist.« Er verzog den Mund zu einem flüchtigen Lächeln. »Obwohl mir ein medium gebratenes Steak entschieden lieber wäre.«
Lambert schloss die Augen und verkniff sich eine scharfe Antwort. Er schüttelte den Kopf und hielt die Tür auf. »Nach Ihnen, Thatcher. Nach Ihnen.«
University of North Carolina, Charlotte
Dienstag, 6. März, 20:35 Uhr
D er Laden war eine echte Kaschemme. Winters blieb an der Tür stehen und wartete, bis sich seine Augen an die Rauch geschwängerte Dunkelheit gewöhnt hatten. Musik spielte, aber die Bässe dröhnten so laut, dass vom Rest nichts zu hören war. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und entdeckte seine Kontaktperson an einem Tisch in der Ecke. Genauso, wie der Junge es angekündigt hatte. Winters hatte erstaunlich wenig Zeit benötigt, um einen Computer-»Spezialisten« aufzutun, der für den richtigen Preis bereit war, ein wenig in verbotenen Gewässern zu fischen. Im Grunde hatte die Fahrt von Asheville nach Charlotte länger gedauert als die Computerrecherche nach Randy Livermore.
Er hatte sich keineswegs wegen des Fachbereichs Computertechnik für die Universität von Charlotte entschieden. Dann hätte er sich auch gleich an die Universität von Asheville wenden können. Vielmehr wollte er einfach nicht das Risiko eingehen, dem Hacker wiederzubegegnen, wenn er im Dienst war. Schließlich war nur es eine Frage der Zeit, bis der Junge mit dem Gesetz in Konflikt kommen würde. Es sei denn, er war wirklich gut. Winters hoffte um seiner selbst willen wie auch um das Wohl seines Jungen, dass Livermore gut war.
Winters durchquerte den Raum und wich dabei immer wieder tanzenden Paaren aus oder jungen Leuten, die herumstanden und auf dem Fernsehschirm über der Theke ein Baseballspiel verfolgten. Duke spielte gegen Maryland und verlor. Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick in den Spiegel über der Theke. Nicht schlecht. Seine Perücke und der buschige Schnauzbart, der ihn wie ein Braumeister aus Milwaukee aussehen ließ, saßen so perfekt, dass seine eigene Mutter ihn nicht erkannt hätte. Wirklich gut.
Er näherte sich langsam dem Tisch und umging eine Pfütze – hoffentlich war das nur Bier.
»Randy?«
Der Junge hob den Kopf, und Winters musste sich eingestehen, dass er überrascht war. Kein dämlicher Intellektueller, keine schlaksigen Gliedmaßen, keine Hornbrille. Der Junge war muskelbepackt und trug das lange, aber gepflegte dunkle Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Schwarze Augen erwiderten wachsam seinen Blick.
»Kommt drauf an.«
»Ich heiße Trent.« Diesen Namen hatte Winters noch nie benutzt und würde ihn nie wieder benutzen. Der Junge wies mit einer Kopfbewegung auf einen freien Platz neben sich.
»Machen Sie’s kurz.«
»Und machen Sie’s bar«, sagte Winters leise. »Sie sind nicht das, was ich erwartet habe.«
»Sie auch nicht.«
Winters hob eine Augenbraue. »Na gut. Ich sag Ihnen, was ich haben will, und Sie sagen mir, was es
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