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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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kleine Mädchen überleben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Dann stützte sie die gefalteten Hände auf die halbrunde, violette Schreibtischplatte. »Warum haben Sie mich gesucht? Kenne ich Sie?«
    »Nein, Sie kennen mich nicht, aber ich suche nach einer Schwester, die vor neun oder zehn Jahren im Asheville General Hospital gearbeitet hat. Soviel ich weiß, waren Sie damals auch dort angestellt.«
    Ihre Augen wurden plötzlich schmal, und sie war auf der Hut. »Das stimmt.«
    Er lächelte sie traurig an, doch ihre Augen blieben schmal. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. Eine Frau, die auf einem bewachten Parkplatz ein Lenkradschloss anbrachte und die ein Abwehrspray an ihrer Schlüsselkette mit sich trug, konnte nur misstrauisch sein. »Meine Gründe sind vollkommen redlich, das kann ich Ihnen versichern. Ich hatte eine Schwester. Sie hieß Jean. Jean ist vor ein paar Monaten gestorben, und beim Ordnen ihres Nachlasses fand ich einen Brief, der an eine gewisse Christy adressiert war. Ich weiß noch, dass sie von einer Christy erzählt hatte, die vor etwa zehn Jahren Krankenschwester im Asheville General Hospital war. Ich versuche, sie ausfindig zu machen, um ihr den Brief zu geben. Ich habe die Krankenhausakten geprüft, aber in der Personalliste findet sich niemand mit diesem Namen. Jetzt wüsste ich gern, ob sich irgendwer an sie erinnert.
    Schwester Burns neigte den Kopf; ihre Augen waren nicht mehr ganz so schmal. »Woher kannte Ihre Schwester diese Christy?«
    »Jean war zu unserer Großmutter gezogen, die schwer krank war. Sie lernte Christy kennen, als sie Ma-Maw zur Behandlung ins Krankenhaus brachte. Das dürfte im Sommer gewesen sein, vor neun Jahren.«
    Schwester Burns’ Gesicht entspannte sich. »Gut.« Sie warf noch einen Blick auf die Frau, die jetzt im Flur vor den Doppeltüren auf und ab schritt. Grübelnd zog sie die Brauen zusammen. »An eine Christy im Asheville General kann ich mich nicht erinnern. Wir hatten eine Carla und eine … Carol Anne. Aber keine Christy.«
    »Gab es vielleicht eine andere Angestellte, die Christy hieß? Vielleicht eine Lernschwester?« Winters hatte keine Ahnung, was den Namen der gesuchten Frau betraf. Christy war der Name der letzten Nutte, die er wegen Belästigung verhaften sollte. Da Christy aber auf gar keinen Fall verhaftet werden wollte, hatten sie eine Lösung gefunden, die beiden angenehm war. Sehr angenehm sogar.
    Burns schüttelte den Kopf. »Nein. Aber in dem Jahr hatten wir den Sommer über eine Volontärin. Sie hieß Susan Crenshaw. Hübsches kleines Ding. War damals höchstens achtzehn. Sie wollte ihr Schwesternexamen machen. Sie folgte der Oberschwester, Nancy Desmond, auf Schritt und Tritt.«
    Winters’ Nackenhaare sträubten sich.
Bingo
. »Das kann nicht die Frau sein, die ich suche. Hatte sie viel mit den Patienten zu tun? Die Frau, die ich suche, hat meines Wissens in der Onkologie gearbeitet. Meine Großmutter hatte Krebs.«
    »Nein, Susan hat auf unserer Station gearbeitet, auf der orthopädischen. Aber wenn ich mich recht erinnere, hat in diesem Sommer auf der onkologischen Station auch jemand volontiert. Aber das war ein junger Mann, kein Mädchen.«
    Susan Crenshaw. Crenshaws Name stand nicht auf Livermores Liste. Dessen war er sicher.
    »Na dann, herzlichen Dank, Schwester.« Er blickte sich um. Die Frau ging immer noch vor den Doppeltüren auf und ab.
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte«, sagte die Schwester, die in ihren Gedanken bereits wieder bei der verzweifelten Frau war.
    Hast du doch
, dachte Winters.
Und hoffentlich bedeutend mehr, als du ahnst.
    Er ging zu seinem Wagen und setzte sich hinter das Steuer. Im Laufe der vergangenen achtundvierzig Stunden hatte er fünf verschiedene Perücken getragen. Ihm war heiß, er war müde, und sein Haaransatz war verklebt. Jetzt ging es erst einmal nach Hause und unter die Dusche. Am nächsten Morgen würde er die öffentliche Bibliothek in Asheville aufsuchen, um sich Einblicke in die Telefonbucheinträge von vor zehn Jahren zu verschaffen. Mit etwas Glück fand er die Adresse von Susan Crenshaws Familie. Ansonsten musste er sich etwas einfallen lassen. Winters zog den Schnauzbart ab und verstaute ihn sorgfältig in der Schachtel, in der er seine Perücken aufbewahrte. Als Nächstes entfernte er seine Perücke. Er seufzte, als der Luftzug seinen schweißnassen Kopf kühlte.
    Asheville. Susan Crenshaw. Und dann Mary Grace. Und

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