Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Robbie.
Chicago
Freitag, 9. März, 11:00 Uhr
»Oh Caro-line.« Dana lehnte sich an das Eisengeländer der kleinen Brücke, die über den Ententeich von Carrington College führte, und fächelte sich Luft zu. Es war immer noch kalt, weshalb sie zum Ententeich geflüchtet waren, wohlwissend, dass sie hier ungestört blieben. »Seid ihr überhaupt noch dazu gekommen, essen zu gehen?«
Carolines Gesicht war genauso erhitzt wie Danas, trotz des Windes. Sie brauchte nur an diese Augenblicke in seinen Armen zu denken … auf seinem Schoß … Sie zupfte an ihrem Schal und erschauerte, aber keineswegs vor Kälte. »Irgendwann schon, aber da war es bereits angebrannt. Mein erster Versuch, für ihn zu kochen, war eine Katastrophe.«
»Ich schätze, das war ihm egal.«
»Ja.« Caroline biss sich auf die Unterlippe. »Und mir auch.«
»Und das überrascht dich.«
»Ja. Ich glaube … Ich wollte nicht …« Ratlos und mit einem Stirnrunzeln blickte sie in Danas geduldiges Gesicht, bevor sie wieder auf den windgepeitschten Teich blickte. »Ich erkenne mich selbst nicht mehr.«
Dana schwieg eine Weile. »Ich erinnere mich noch gut an das erste Mal, als ich mit einem guten Mann zusammen war«, sagte sie schließlich, und Caroline wandte sich ruckartig Dana zu. Über dieses Thema hatten sie bislang noch nie gesprochen. »Er hieß Lawrence und war Polizist in Chicago«, fuhr Dana fort, und Caroline spürte, wie sich ihr gesamter Körper anspannte. Dana seufzte. »Bleib ruhig, Caro. Nicht alle Bullen sind schlecht. Die meisten sind sogar schwer in Ordnung. Lawrence jedenfalls gehörte zu den Guten. Er wusste von Charlie.«
Jetzt fuhr Caroline die Kälte in die Knochen. Die Wärme, die sie umfangen hatte, als sie diese unglaublichen Augenblicke in Max’ Armen noch einmal durchlebte, hatte sich verflüchtigt, vertrieben von dem Gespenst eines gewalttätigen Mannes in Uniform, dessen Abzeichen dem Auge als glänzend erschien, dem Herzen jedoch als beschmutzt. Doch Dana sprach von ihrem eigenen gewalttätigen Ex-Mann, etwas, das sie selten tat, und deshalb zwang sich Caroline zuzuhören. »Wieso wusste er von Charlie?«
»Einer der Kollegen auf seinem Revier hatte meinen Notruf entgegengenommen und vor Gericht ausgesagt, als der Fall verhandelt wurde. Er hat Lawrence über den Großteil der Einzelheiten informiert. Es war gut, dass Lawrence Bescheid wusste. Er hatte so viel Geduld mit mir. Ich glaube, als der Zeitpunkt endlich gekommen war, hatte er mehr Angst, etwas falsch zu machen, als ich. Aber er war perfekt. Zärtlich. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass Sex nicht zwangsläufig wehtun musste. Ich hatte nicht geglaubt, dass es mir je gefallen könnte«, schloss Dana leise.
Caroline nagte an ihrer Unterlippe. »Und du dich sogar nach Sex sehnen könntest?«
»Das auch.«
»Was ist aus ihm geworden?«
»Aus Lawrence? Wir haben uns wohl auseinander gelebt. Schließlich ist er in den Westen nach Albuquerque gezogen. Zu Weihnachten schickt er mir immer noch eine Karte.«
»Ach?«
»Unterschrieben von seiner Frau.«
»Oh.«
»Für uns beide sollte es einfach keine dauerhafte Beziehung geben. Aber darum geht es jetzt nicht. Eine körperliche Beziehung mit dem richtigen Mann ist etwas Wunderschönes. Vergiss alles, was du bisher erfahren hast, Caroline. Falls Max der Richtige für dich ist, nun, dann …« Sie zuckte vielsagend mit den Schultern. »Das heißt, wenn er kann. Falls der Unfall ihn nicht … hm, ihn nicht …«
»Nein.« Das Wort war Caroline herausgerutscht, bevor sie darüber nachdenken konnte, und die Glut stieg ihr wieder einmal mit aller Macht in die Wangen, sodass sie verlegen an dem Schal zupfte, den sie um den Hals trug. »Das heißt, wir haben ja gar nicht, wir haben nur … ach, verdammt, Dana. Hör auf, mich auszulachen.«
»Oh, oh, oh.« Dana wischte sich mit der behandschuhten Hand die Lachtränen aus den Augen und presste die andere auf ihre Brust. »Die Luft ist bitterkalt. Das Lachen tut viel zu weh. Du solltest dich mal sehen, Caroline. Du bist so rot, als hätte seine Mutter euch beim Knutschen unter der Hintertreppe erwischt.«
»Das kommt der Wahrheit ziemlich nahe«, bemerkte Caroline leise.
»Wie bitte?«
Caroline hob das Kinn und warf dabei leicht den Kopf in den Nacken, was Dana erneut ein Grinsen entlockte. »Wir haben geknutscht – übrigens ziemlich heftig, möchte ich hinzufügen …«
»Los, los, füg noch mehr hinzu.«
Caroline kniff drohend ein Auge
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