Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
dass der Hubschrauber nur noch schwer kontrollierbar ist und abstürzt.«
Er zeigte ihr ein Foto von einem geöffneten Motor eines Hubschraubers.
»Das Getriebe des Heckrotors ist mit einer Antriebswelle verbunden. Unsere Theorie lautet nun, dass jemand an demAntriebsblech des Drehmomentwandlers herumgepfuscht hat – also an der Antriebswelle – und ein paar Bolzen gelöst hat.«
Felix richtete sich auf. Das passte alles zusammen. Sie hatte diesen Verdacht die ganze Zeit gehabt, aber ihn nicht zu denken gewagt. Ein Puzzleteil nach dem anderen fügte sich zusammen: Erik und seine Verbindungen ins Drogenmilieu. Jemand hatte ihm nach dem Leben getrachtet.
»Ich erinnere zunehmend mehr und das, was Sie eben gesagt haben, passt dazu«, sagte sie.
»Erzählen Sie ruhig«, forderte er sie auf.
Der Kaffee war ausgetrunken und Sand hatte ein paar von den belegten Broten gegessen, die auf dem Tisch gestanden hatten, als sie mit ihrem Bericht am Ende war. Sie hatte ihm alles erzählt: von der Aktentasche, der Position und von ihrem Verdacht, dass Erik mit Drogen gehandelt hatte. Peter zuliebe vermied sie, seinen Namen und Stinger zu erwähnen, sondern hielt sich an die Fakten, die sie erinnerte und herausgefunden hatte.
Als sie geendet hatte, sah er sie eine Weile nachdenklich an.
»Und Sie haben keine spezielle Person in Verdacht? Jemand, der so weit gehen könnte, Erik umzubringen?«
»Nein, aber das hat was mit Drogengeschäften zu tun. Ich kenne keine Namen von Verbindungsleuten, aber ich bin jetzt sicher, dass er über Lille Lysegrund gekreist ist.«
Obwohl sie die Ziffern auswendig kannte, hatte sie sie auf einen Zettel geschrieben, den sie Sand gab. Ein Blick darauf und er nickte, fast anerkennend, wie sie fand.
»Ja, das sieht nach einer Position im Kattegat aus und Lille Lysegrund wird schon stimmen. Wir überprüfen das und sehen mal nach, was wir da finden.«
Er schloss den Ordner als Zeichen dafür, dass ihr Treffen jetzt beendet war.
»Wir melden uns bei Ihnen. Ich werde als Erstes mit ErlingBank von der Polizei von Ostjütland Kontakt aufnehmen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat bisher großartig funktioniert.«
Felix war erleichtert, sie hatte die Last der Verantwortung an die Zuständigen weitergegeben, jetzt konnte die Polizei sich um den Rest kümmern. Sie rief Peter an, um ihm Bescheid zu geben, dass sie fertig war. Aber er ging nicht ans Telefon, darum hinterließ sie eine Nachricht.
Sand erhob sich. »Ich muss leider weiter, ich habe in zehn Minuten den nächsten Termin. Ich werde alles Weitere in die Wege leiten. Passen Sie gut auf sich auf.«
Er brachte sie hinunter zur Rezeption und sie gaben sich die Hand. »Wir werden unser Bestes tun«, sagte er. »Es wird eine große Erleichterung für alle Beteiligten, wenn wir die Sache beilegen können. Und mit den Informationen, die sie mir heute gegeben haben, sehe ich eine große Chance, dass es uns gelingen wird.«
Sie hatte eine Viertelstunde gewartet, als endlich eine SMS von Peter kam.
K APITEL 58
Peter steckte das Handy in die Jackentasche, stieg aus dem Wagen und rannte über den Parkplatz des Skejby Krankenhauses zum Haupteingang. Er war nach wie vor unsicher, ob es die richtige Entscheidung war, aber Elisabeth hatte ihn in Tränen aufgelöst angerufen, während er auf den Anruf von Felix gewartet hatte. Stinger habe angefangen zu sprechen und immer wieder nach ihm gefragt. Sein Zustand sei kritisch, sagten die Ärzte, und man könne nicht mehr tun, als zu warten, ob er den Tag überstehe.
›Kannst du bitte kommen, Petter? Ich glaube, er will dir etwas Wichtiges sagen.‹
Ihm gefiel der Gedanke, Felix allein zu lassen, überhaupt nicht. Aber das Hauptquartier der dänischen Marine war praktisch so sicher wie ein Polizeigebäude, darum hatte er ihr eine SMS geschickt, dass sie auf ihn warten solle.
Stinger war nach wie vor an einen Haufen Schläuche und Geräte angeschlossen. Elisabeths schwerer Körper saß am Kopfende des Bettes und drückte mit ihrem Gewicht die Matratze schief. Sie trug ein viel zu enges blau-grün gestreiftes T-Shirt und er sah, dass ihre Schultern zuckten.
»Hej.«
Sie drehte sich um, die Tränen liefen ihr über die Wangen.
»Oh, wie schön, dass du gekommen bist.«
Auf den ersten Blick dachte Peter, dass der Mann im Krankenbett schon gestorben sei. Seine Atmung und die Bewegung seines Brustkorbes waren so minimal und praktisch nicht mehr auszumachen. Seine Augen, die an die Decke starrten, waren glanzlos.
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