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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Rollläden und Gardinen, alles war weiß, auch die Bettbezüge. In ihrem Kopf war alles weiß und flimmerig gewesen, wie auf einem alten Fernsehbildschirm. Sie hatte keinen Halt gefunden, keine Orientierung gehabt. Alles war zu einer brodelnden und schäumenden Masse verschmolzen.
    Es dauerte, bis sie begriffen hatte, warum sie in einem Krankenhaus lag. Es dauerte, bis sie die Worte verstand und begriff, dass sie Erik und Maria verloren hatte. Ihr Kopf hatte das eingesehen, aber ihr Herz noch nicht. In ihr war alles tot, sie spürte nichts mehr, weder Trauer noch Freude.
    Sie nahm einen Schluck Kakao und genoss die Wärme, die sich in ihr ausbreitete. So hatte es sich angefühlt, als sie die Treppe in den ersten Stock hochgegangen war. Peter hatte sie wieder zu sich selbst geführt. Er hatte die Schleusen geöffnet, ihr den Zugang zu ihren Gefühlen gezeigt. Es war ihm zu verdanken, dass sie trotz der Trauer um Maria so etwas wie Freude empfinden konnte.
    Ihre Eltern hatten die ganze Zeit im Hintergrund gestanden und darauf gewartet, dass sie sich bei ihnen meldete. Siehätten sie nur zu gerne bei sich aufgenommen und sie umsorgt, bis die Ermittlungen abgeschlossen waren, um ihr dann bei der Rückkehr ins Leben zu helfen. Aber sie hatte sich verschlossen.
    Sie wartete noch eine Weile, aber als Peter sich nicht meldete, rief sie kurz entschlossen bei ihrer Mutter an und verabredete mit ihr, dass sie gleich vorbeikommen würde. Dann trank sie ihren Kakao aus und wollte sich gerade ein Taxi bestellen, als ihr bewusst wurde, wie absurd das alles war. Sie war in Dänemark, in Brabrand. Dem Ort ihrer Kindheit. Sie würde in weniger als zehn Minuten zu Fuß bei ihrem Elternhaus sein.
    Der Parkplatz sah aus wie der friedlichste Ort auf der Welt. Der Schnee war zu Haufen zusammengeschoben worden. Einige der Autos hatten noch Schneehauben auf dem Dach, andere waren säuberlich von jeder Flocke befreit worden und standen wie Musterschüler zwischen ihren Klassenkameraden. Die Sonne schien.
    Sie stieß die Glastür auf und trat hinaus in die kalte Luft, froh, der stickigen Heizungsluft entflohen zu sein. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich froh und frei und unabhängig. Der kalte Windhauch im Nacken war nicht mehr zu spüren, sie hatte die Verantwortung an Sand übertragen. Sie schickte Peter eine SMS. Gerne würde sie ihm ihre Dankbarkeit ausdrücken, dass sie seinetwegen sich und ihre Umwelt wieder spüren konnte. Sie dachte an ihre Berührungen vom Morgen und registrierte nicht, wie der schwarze Wagen neben ihr hielt, gleitend schnell wie ein Hai unter Wasser.
    Peter hoffte, dass Felix auf ihn warten würde, hatte aber keine Nachricht geschrieben, sondern war vom Krankenhaus aus sofort losgefahren. Konzentriert manövrierte er den Wagendurch die matschigen Straßen. Das Gefühl von Stingers Hand in seiner ließ ihn nicht los.
    Fischer-Brian wollte also, dass Grimme gestoppt wurde. Und er, Peter, war dafür auserwählt worden. Weil er und Grimme noch eine alte Rechnung offen hatten.
    Fischer-Brian hatte mit einem Bein im Grab sorgfältig seine Rache an Grimme arrangiert. Er hatte nur nicht einkalkuliert, dass seine ferngesteuerten Rächer unter Umständen nicht mitspielen wollten.
    Peter schaltete das Radio ein. Thomas Helmig sang ›Stupid Man‹ und er hatte das Gefühl, der Song handelte von ihm. Er war dumm gewesen, weil er geglaubt hatte, dass er seine Vergangenheit einfach so hinter sich lassen könnte. Er war dumm gewesen, von einem ganz normalen Leben zu träumen, wenn das Alte an ihm hing wie ein alter, verfilzter Pullover, der in der Tür eingeklemmt war.
    Sein Handy piepte – vermutlich hatte Felix sich gemeldet. Auch was sie anbetraf, war er dumm gewesen. Er hatte sie an sich herangelassen, sich um sie gekümmert. Und in dem Moment, wo sie kurz davor war, zu sich zurückzufinden, drängte sich seine Vergangenheit in den Vordergrund: dass er einen Mann getötet haben soll.
    Er näherte sich den Gebäuden des Marine Hauptquartiers und wollte gerade blinken und abbiegen, als er ihre schwarze Daunenjacke in etwa fünfzig Metern Entfernung am Straßenrand sah. So wie sie tanzte, ging sie auch und er erinnerte sich an ihren schmalen, geschmeidigen Körper, ihre Lippen, ihre Augen. An ihre Kraft, mit der sie ihn umschlungen hatte und die sie beide bis zum Orgasmus getragen hatte.
    Für einen kurzen Moment verschwand die Trauer um Stinger. Dort lief sie und war lebendig und hatte auch ihn lebendig

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