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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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August. Das ist fünf Monate her.«
    Und auf einmal sprudelten die Worte nur so aus ihrem Mund. Sie erzählte ihm von Maria, wie es war, eine Tochter zu bekommen. Sie erzählte von dem Band, das mit jedem Tag enger geworden war. Sie hatte nicht geglaubt, dass so etwas zwischen zwei Menschen überhaupt möglich sei. Eine unendliche Liebe. Kostbare Augenblicke des Glücks.
    Sie erzählte auch von dem Leben, das sie geführt hatte. Von Erik. Von ihrem Schiff, das er Felix getauft hatte. Von ihrem Kennenlernen und ihrem Wunsch nach finanzieller Sicherheit, der sie davor zurückhielt, den Überfluss zu hinterfragen, der plötzlich Teil ihres Lebens wurde. Sie erzählte ihm von seiner Untreue. Aber am meisten sprach sie von ihrem Kind, das sie verloren hatte. Maria, die in dem kleinen weißen Sarg gelegen hatte, während die Orgel die traurige Melodie spielte.
    Peter stand auf und packte die Einkaufstüten aus, kochte Tee und kam dann mit zwei Bechern zurück ins Wohnzimmer.
    »Wer hat die Beerdigung eigentlich organisiert? Warst du daran beteiligt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Eriks Sekretärin und meine Eltern haben das geregelt. Ich lag noch im Koma und später saß ich im Rollstuhl.«
    »War Ramses auf der Beerdigung?«
    Verwundert sah sie ihn an.
    »Warum sollte er?«
    »Weil er Erik kannte?«
    »Ich glaube nicht, dass die Freunde waren.«
    »Warum nicht?«
    »Ramses war nicht Eriks Typ. Ich glaube, die beiden hat etwas anderes verbunden.«
    »Geld?«
    »Vielleicht. Ziemlich sicher sogar.«
    Sie musterte ihn, wie er so neben ihr mit gespreizten Beinen und Stiefeln saß. Was hatte er für ein Motiv für all das hier, warum tat er das für sie? Warum war er so daran interessiert, ihr zu helfen?
    »Ich bin nicht dein Feind, Felix. Ich will dir nichts Böses«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Aber du hast auch eine Verwendung für mich.« Sie schämte sich, aber konnte sich nicht zurückhalten. »Meine Geschichte ist auch die deinige. Etwas davon zumindest.«
    »Vielleicht«, erwiderte er achselzuckend.
    Sie stellte fest, dass ihr Schmerz verblasste, wenn sie sich auf ihn konzentrierte. Auf die Farbe und die Beschaffenheit seiner Haare, als würde man eine Million Sandkörner betrachten, die dann ein großes Ganzes ergaben. Und auf sein Gesicht, in dem das strahlende Lächeln hinter der ernsten Fassade versteckt lag, jederzeit bereit zu erscheinen.
    »Erzähl mir bitte was von dir. Du weißt jetzt so viel über mich, aber ich kaum etwas über dich.«
    Sie konnte förmlich spüren, wie er zurückwich.
    »Und wenn ich sagen würde, dass es mir hilft, mehr von dir zu erfahren?«, versuchte sie es.
    »Das ist keine schöne Geschichte. Da wirst du nichts Gutes für dich rausziehen können.«
    »Versuch es!«
    Er gab nur einen äußerst kurzen Bericht und sie ahnte, dass er ihr nur einen winzigen Happen hingeworfen hatte.
    Und dieser Happen war tatsächlich unschön. Von seiner Kindheit im Heim, von dem sadistischen Leiter der Einrichtung, der für das geringste Vergehen sogar die Kleinsten bestrafte. Er beschrieb ihr die Folterinstrumente, als seien es alte Bekannte: Kiste , Pferd und Ringe . Die Funktionen der einzelnen Instrumente skizzierte er mit einfachen Worten und erzählte, dass alle Kinder Angst vor der Isolation und den Schmerzen hatten, aber am allermeisten vor der Dunkelheit in der Kiste . Zu ihrer großen Überraschung konnte sie weder Bitterkeit noch Hass in seiner Stimme hören, und fragte sich ernsthaft, wie man so eine Tortur überhaupt überleben konnte.
    »Du hast die Wahl«, sagte er, als würde er ihre geheime Frage beantworten. »Du kannst dich gegen den Hass und gegen die Rache entscheiden. Das habe ich getan, aber das hat lange gedauert.«
    Dann fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Vier Jahre Knast geben dir eine neue Perspektive auf die Dinge.«
    Dazu war sie nicht in der Lage. Sie brauchte den Hass und den Wunsch nach Rache, das sagte sie ihm auch so. Das hielt sie am Leben: Die Wut über das Geschehene saß tief in ihr und zerfraß sie. Er verstand sie und sah auch die Notwendigkeit, dass sie sich im Moment daran festhielt. Aber vielleicht würde es ihr eines Tages gelingen, loszulassen.
    »Vielleicht sollten wir eine Bestandsaufnahme machenund zusammentragen, was geschehen ist?«, schlug er vor, als hätte er sie aufgefordert, ein Haus zu zeichnen oder mit ihm Schnee schaufeln zu gehen. »Das würde dir bestimmt helfen. Wir könnten mit Ramses anfangen. Versuch, ob du dich noch

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