Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
noch Fischer-Brian. Was hatte er mit Ramses und Stinger am Laufen gehabt?«
Der Wachmann kam zurück, die Besuchszeit war vorbei. Mit einem Nicken erhob sich Cato.
»War es das?«, fragte er und kratzte sich am Kopf, von dem seine dünnen Haare in Strähnen herunterhingen und hinten zu einem dünnen Zopf zusammengebunden waren. »Willst du nicht auch noch wissen, wer den dicksten Schwanz hat und wer ihn jeden Tag zu spüren bekommt?«
Er drehte Peter den Rücken zu und ging. Peter rief ihm hinterher:
»Wir treffen uns eines Tages unter der Uhr.«
Diese Redewendung stammte aus ihrer Kindheit. Nie hatten sie gewusst, wann eines der Kinder von einer Pflegefamilie abgeholt wurde, in eine andere Institution gebracht wurde oder einfach verschwand. Keiner von ihnen hatte sich jemals mit irgendjemandem unter der Uhr getroffen. Es war ein hoffnungsloser Witz zwischen Jungen und Mädchen, die so versucht hatten, die Hoffnungslosigkeit und die Ungewissheit in eine, wenn auch aussichtslose, Verabredung zu wandeln.
Cato hob eine Hand in die Luft, während er aus dem Raum begleitet wurde. Erleichtert atmete Peter auf, als er endlich draußen vor der Pforte im Schneegestöber stand. Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel.
K APITEL 47
» Das ist aber lange her«, sagte die Frau vom Fundbüro bekümmert.
Eine steile Falte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet, aber Felix vermutete, dass sie immer so aussah. Vielleicht war sie so schon auf die Welt gekommen. Permanent in Sorge.
»Ich weiß, ich weiß. Ich hätte schon viel früher kommen sollen.«
Felix schüttelte sich den Schnee von der Jacke. Ihre Wangen brannten von der Kälte. Draußen ging ein lausiger Wind und im Fundbüro war es feucht und warm, auf dem Boden hatten sich kleine Pfützen aus geschmolzenem Schnee gebildet. Felix gab sich große Mühe, zerknirscht zu wirken.
»Wie ich schon sagte, war ich mehrere Monate verreistund der Inhalt meiner Aktentasche war nicht ganz so wichtig. Aber die Tasche selbst ist mir ans Herz gewachsen, meine Schwester hat sie mir zu meiner Hochzeit in Barcelona geschenkt.«
Die Frau tippte auf ihrer Tastatur herum, die Brille ganz vorne auf der Nasenspitze. Ihr Blick verriet, dass sie wie ein Bluthund eine Fährte aufgenommen hatte und nicht so schnell aufgeben würde.
»Wann war das, sagten Sie?«
»Am 21. Juli. Ich habe mich im Zug lange mit einem sehr netten Mann unterhalten. Wir haben leider versäumt, unsere Namen auszutauschen, aber ich habe die Hoffnung, dass er die Aktentasche gefunden und sie hierhergebracht hat.«
Felix hatte das Haus in Skåde von oben bis unten durchforstet auf der Suche nach Eriks Aktentasche. Sie war überzeugt davon, dass es sich um diese Aktentasche handelte, aber warum er das getan hatte, war ihr schleierhaft.
»Gibt es irgendein besonderes Merkmal?«
War das eine Fangfrage? Felix versuchte sich an die Tasche zu erinnern, sie hatte sie Erik zu Weihnachten geschenkt. An die Marke erinnerte sie sich nicht mehr, aber teuer war sie gewesen. Als nämlich Maria ihren Kakao umgestoßen und die Tasche damit getränkt hatte, war er ziemlich verärgert gewesen. Das war nur wenige Tage vor ihrer Reise nach Samsø passiert.
»Sie ist innen mit hellem Stoff gefüttert und der ist fleckig – Kakao.«
Die Frau nickte und strahlte Felix an, als hätte sie soeben die letzte Frage von ›Wer wird Millionär‹ richtig beantwortet. Aber ihre Sorgenfalte kehrte sofort wieder zurück.
»Es tut mir furchtbar leid, aber die ist bei einer Auktion versteigert worden. Es ist ja auch ziemlich lange her.« Bekümmert sah sie Felix über den Brillenrand an.
»Wir veranstalten in regelmäßigen Abständen Auktionen, auf denen wir die Gegenstände versteigern, die nicht abgeholt wurden. Vor nicht mehr als einer Woche wurde die Tasche verkauft.«
Das interessierte Felix nicht besonders. Der Inhalt der Tasche musste für Erik von Bedeutung gewesen sein, sonst hätte er sie nicht hier in Sicherheit gebracht.
»Wissen Sie, was mit dem Inhalt der Tasche geschehen ist? Der wurde doch nicht mitversteigert, oder?«
Die Frau runzelte die Stirn.
»Da steht gar nichts in meinen Unterlagen darüber. Komisch. Ah, doch hier. Die Tasche war leer.«
Ihre Augen wanderten über den Monitor. »Wir öffnen die Taschen immer, um so eventuell den Besitzer ermitteln zu können. Und Ihre war leer. Erinnern Sie sich noch, was darin war?«
Die Lüge kam Felix ohne Schwierigkeiten über die Lippen: »Nur ein paar Unterlagen,
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