Eiskalt Wie Die Suende
verprügelte, obwohl ich das eigentlich hätte wissen sollen, denn sie hatte andauernd blaue Flecken, die nicht allein von ihren Spielchen kommen konnten â aber wahrscheinlich wollte ich es nicht sehen, nicht weiter darüber nachdenken, weil sie so nützlich für mich war. Ach ja.â
Nell horchte auf. âIhren Spielchen?â
âJa, diese Schulmädchengeschichte â Johnny hatte sich das ausgedacht.â
âDeshalb auch das artige Kleidchen und die Zöpfe.â
Cook nickte, sichtlich angewidert. ââKükenâ heiÃen sie hier â oder auch âjunges Gemüseâ. Es gibt Männer, die ziemlich scharf auf so was sind, keine Ahnung warum. Mary saà also mit ihren niedlichen Sommersprossen und ihrem Glas Milch da oben rum und wartete, dass ein zahlungskräftig aussehender Kunde sie ansprechen und sich zu ihr setzen würde. Nachdem er einige Gläser intus hatte und ordentlich betrunken war, lieà sie sich von ihm in die Kellerwohnung begleiten.â
âUnd Johnny folgte den beidenâ, vermutete Nell.
âStimmt, aber erst musste er sich den Schlüssel zum Kohlenkeller von Mutter holen, denn er beobachtete Mary und ihren Kunden derweil durch ein Guckloch.â
âAh, Mutter wusste also von diesem Spielchenâ, meinte Nell.
Cook nickte. âSie verlangte auch jedes Mal ihren Anteil. Sowie Mary mit dem Typen auf dem Bett lag, kam Johnny ins Zimmer gestürmt, gab sich als ihr Vater aus und schrie herum, wie sie ihm das antun könne und welche Schande sie über ihn gebracht hätte. Meistens verpasste er ihr dann ein paar Schläge, damit das Ganze auch schön glaubhaft aussähe â schlug ihr die Nase blutig, die Lippe. Dem Freier wurde natürlich angst und bange. Wenn er so richtig wütend war, konnte Johnny genauso furchteinflöÃend sein wie sein Rabauke von Bruder. Er drohte dem Kunden, ihm alle Knochen im Leib zu brechen und ihn wegen Verführung Minderjähriger anzuzeigen. Kurzum, er würde ihn ruinieren, es sei denn â¦â
âEs sei denn, er zahlte, was Johnny verlangte.â
âUnd billig war es nicht, das Problem aus der Welt zu schaffen, das können Sie sich gewiss denken.â
âWas genau ist Dienstagabend passiert?â, fragte Nell.
âWenn ich das wüsste. Dienstagabend fanden immer Boxkämpfe statt, weshalb ich dann oft runter zu Mary bin, weil Johnny oben war und sich um die Wetten kümmerte. An besagtem Abend war eben das zweite Match eingeläutet worden, als ich bei ihr eintraf. Wie immer schlich ich mich durch den Hof, die Hintertreppe hinunter, doch als ich in die Wohnung kam, war Mary gerade dabei, ihre Sachen zu packen, und Johnny lag mit einer Kugel im Kopf auf dem Boden. Sofort zog ich meine Waffe, denn der Mörder hätte ja noch in der Nähe sein können. Im ersten Moment dachte ich sogar, dass Mary es vielleicht selbst war, konnte aber nirgends eine Pistole entdecken. Im Nabbyâs gibt es einen Laufburschen, einen Jungen, der Denny Delaney heiÃt â und der stand drüben an der offenen Tür, mit Augen so groà wie Untertassen.â
âDenny?â, horchte Nell auf. âEr war am Tatort? Uns hat er gesagt, dass er oben war, als es passierte.â
âNein, er stand wie gesagt an der Tür, aber Mary schrie ihn an, er solle wieder hochgehen und würde gut daran tun, ganz schnell zu vergessen, dass er jemals unten gewesen war. Sie war seine einzige Freundin in dem Laden, kümmerte sich wie eine Glucke um ihn â und er um sie. âUnd was ist mit dir?â, fragte er sie. Da drehte sie sich um, und ich konnte sehen, wie übel sie zugerichtet war. An der rechten Wange blutete sie, aber sie meinte nur, sie komme schon zurecht, und er solle sich lieber um sich selbst kümmern.â
âWoraufhin er nach oben verschwunden istâ, vermutete Nell.
âNicht ganz. Erst hat er mich noch gefragt, ob ich nach Mary schauen würde, sie von hier wegbringen und ihre Wunden versorgen. Ich versprach es ihm, und dann erst ging er. Ein guter Junge, dieser Denny. Es ist mir wirklich unerträglich, ihn dort im Nabbyâs zu sehen und zu wissen, dass er seine Zeit damit verschwendet, Botengänge für diesen Abschaum zu erledigen.â
âEr sollte eigentlich in der Schule seinâ, pflichtete Nell ihm bei.
âIch weiÃ. Das Problem ist nur, dass er sich von niemandem etwas
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