Eiskalt Wie Die Suende
â¦â
âSpäterâ, unterbrach er sie und fasste Nell wieder fest bei den Armen. âDas können Sie mir alles später erzählen. Mrs. Cook ⦠sie braucht Sie jetzt. Ich glaube â¦â Seine Augen schimmerten in der Dunkelheit. Sie sah, dass er schwer schluckte, bevor er sprach und die Worte nur mit Mühe herausbekam. âIch ⦠ich glaube, Sie verliert das Kind.â
âOh nein!â, entfuhr es Nell.
âIch habe mich heute früh nach Hause geschlichen â noch vor Sonnenaufgang â, weil ich mir Sorgen um sie gemacht habe. Und wie sich rausstellte, ging es ihr da schon ziemlich schlecht.â
âInwiefern?â, fragte Nell. âWas genau hat sie?â
âKrämpfe und leichte Blutungen.â
âNur ganz leichte?â
âAch, was ist schon leicht? Keine Ahnung. Ich bin sofort losgelaufen und habe Lily Booth geholt, ihre Freundin von nebenan, damit die solange bei ihr bleibt und auf sie aufpasst, während ich ihren Arzt gesucht habe, diesen Mathers, aber er ist jetzt übers Wochenende nicht in der Stadt. An seiner Tür hing ein Schild, dass man sich an Dr. Silk wenden soll, drüben in der Beacon Street, also bin ich zu dem gelaufen, doch er war gerade zum Lunch im Tremont Hotel, also bin ich eben dahin.â Cook schüttelte den Kopf und war sichtlich mit den Nerven am Ende. âIch habe ihn dann auch tatsächlich gefunden, aber wie gesagt â er war gerade beim Lunch, und machte nicht den Eindruck, als ob er sich dabei stören lassen wollte. Er meinte, das klinge ja nicht nach âbeunruhigenden Symptomenâ. Sie solle sich einfach hinlegen, dann werde schon alles âganz von selbst seinen Gang gehenâ. Die Sache ist nur die, das hatten wir ja alles schon mal, ich und Mrs. Cook, und noch mal will ich sie dieses Elend nicht durchmachen lassen â nicht, wenn vielleicht doch noch was zu retten ist. Sie meinte, dass Sie etwas wüssten, irgendein indianisches Tonikum oder so was â¦â
âSchneeball, eine einheimische Heilpflanzeâ, sagte Nell. âIch habe sogar noch ein wenig davon da, weil ich es auch, ähm ⦠gelegentlich brauche.â Nichts, aber wirklich gar nichts, zeigte eine so lindernde Wirkung bei ihren monatlichen Unterleibsbeschwerden. Eine Tasse Schneeballtee und ein Glas Wein reichten in aller Regel aus, sie auf den Beinen zu halten. âGeben Sie mir eine Minute, damit ich es schnell holen und eine Nachricht für Dr. Hewitt hinterlassen kann. Ich bin gleich wieder da.â
âIch möchte Ihnen beiden dafür danken, was Sie da für mich tun, Sie und Dr. Hewittâ, sagte Cook zu Nell, als er sie in seinem Buggy zur Fayette Street fuhr. Wahrscheinlich gaben sie einen recht wunderlichen Anblick ab â eine gut gekleidete junge Dame, die neben einem Schornsteinfeger im offenen Gespann fuhr â, aber zumindest war er in dieser Aufmachung kaum zu erkennen. âHat mich ja eigentlich gar nicht so sehr überrascht, als Mrs. Cook es mir erzählt hat. Sie haben schon immer ganz unerschrocken Ihre Nase in alles reingesteckt, aber dass Sie mal für mich Kopf und Kragen riskieren müssten ⦠also, das hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Miss Sweeney. Wollte ich nur gesagt haben.â
âDas weià ich sehr zu schätzen, Detective. Da Sie vorhin meinten, Sie hätten sich heimlich im Morgengrauen nach Hause geschlichen, gehe ich davon aus, dass Sie da bereits wussten, dass nach Ihnen gefahndet wird.â
âIch hab gehört, wie sie an besagtem Abend oben im Nabbyâs nach den Bullen gerufen haben, und ja, mir ist schon klar, wie es ausgesehen haben mussâ, sagte er. âVon Mrs. Cook habe ich erfahren, dass Skinner auf dem Kriegspfad ist. Sie hat mir erzählt, wie er mit ihr geredet hat. Und ganz egal, wie die Sache hier für mich ausgeht â sowie ich diesen widerlichen kleinen Wichtigtuer in die Finger bekomme, werde ich ihm seine vorlaute Fresse polieren. Mal sehen, ob er ohne Zähne auch noch so groÃe Töne spucken kann.â
âOh, tun Sie das nicht â¦â, setzte Nell an.
âMit Verlaub, Miss Sweeney, aber nicht einmal Sie könnten mich davon abhalten.â
â⦠ohne mir vorher Bescheid zu sagen â ich würde nämlich gerne zuschauen.â
Cook warf den Kopf zurück und lachte lauthals, wodurch er so jäh an den
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