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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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fühlte.
    Will sah eigentlich genauso aus wie immer – mal abgesehen davon, dass ihm ein, zwei Haarsträhnen unordentlich herabhingen und sein Rock etwas zerknittert war, weil er während der Nacht in dem Sessel in einer Ecke von Chloes Zimmer kurz eingenickt und ein knappes Stündchen geschlafen hatte.
    â€žUnd wohin jetzt?“, fragte sie und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken.
    â€žPalazzo Hewitt – damit du endlich deinen wohlverdienten Schlaf findest“, meinte er lächelnd.
    â€žUnd du? Bist du denn gar nicht müde?“
    â€žNein, eigentlich nicht. Ich habe ja immerhin ein kleines Nickerchen gehalten und bin es auch eher gewohnt, ohne Schlaf auszukommen – das harte Los eines Spielers, musst du wissen. Ich werde mich nur kurz waschen und umziehen und dann mal versuchen herauszufinden, ob man Cook schon angeklagt hat, und wenn ja, ob der Richter seine Freilassung gegen Kaution gewährt.“
    â€žHältst du das für möglich?“
    â€žEher nicht – zumal Cook ja schon mal unter Beweis gestellt hat, dass sein Fluchtinstinkt sehr ausgeprägt ist. Aber möglich ist alles. Auf jeden Fall werde ich ihm zuerst einmal einen guten Anwalt besorgen.“
    â€žDen besten, den du auftreiben kannst“, bat Nell. „Er wird ihn brauchen.“
    Wills gestrige Unterredung mit Larry Pinch und Ezra Chapman im Somerset Club hatte die Schlinge um Detective Cooks Hals leider nur noch fester zugezogen. Die beiden hatten Cook tatsächlich mit gezogener Waffe über den toten Johnny Cassidy bebeugt gesehen, hatten ihn folglich für den Mörder gehalten und würden das auch vor Gericht bezeugen. Laut Will waren sie zwar ebenso arrogante Nichtsnutze wie ihr gemeinsamer Freund Harry Hewitt, doch ungeachtet dessen und trotz ihres regen Opiumkonsums hegte er wenig Zweifel, dass ihr gesellschaftliches Ansehen ihrer Aussage erhebliches Gewicht verleihen würde, sollte der Fall vor Gericht kommen.
    â€žIn Anbetracht der Tatsache, dass etliche Zeugen gehört haben, wie Ben Shute Johnny Cassidy gedroht hat, ihn umzubringen“, fügte Nell hinzu, „wäre es vielleicht auch keine schlechte Idee, dem Nabby’s heute Abend noch mal einen Besuch abzustatten. Wir könnten fragen, ob er auch an besagtem Dienstagabend dort gesehen worden ist. Wenn er tatsächlich so wütend und in seinem Stolz verletzt war, wie Detective Cook meinte, könnte er vielleicht …“
    â€žNell.“ Will fasste sie beim Arm und bedeutete ihr stehen zu bleiben. Sein Blick war auf das Oberteil ihres grauen Seidenkleides gerichtet, das sie seit gestern trug. „Was ist das?“, fragte er und deutete auf die rotbraunen Flecken, die nur teilweise von dem Rüschenbesatz verdeckt wurden, der von den Schultern spitz zulaufend bis zur Taille reichte. In dem Dämmerlicht im Hause der Cooks waren sie nicht weiter aufgefallen, aber hier, im grellen Sonnenschein, war nur allzu offensichtlich, worum es sich handelte.
    â€žDas ist doch nicht etwa dein Blut, oder?“, fragte er.
    â€žNein. Nein, es ist …“ Nell zögerte kurz und überlegte, wie Will das wohl aufnehmen würde. „Es stammt von Duncan.“
    Einen Augenblick war Will sprachlos. „Duncan Sweeney?“, fragte er dann etwas begriffsstutzig. „Dein Mann?“
    â€žIch … ja. Nachdem du gestern zum Somerset Club gegangen warst, habe ich ihn besucht, im Gefängnis …“
    â€žDu hast was ?“
    â€žIch wollte doch nur … ich musste …“
    â€žGanz allein ?“, fragte er ungläubig und packte sie eine Spur zu fest bei den Armen. „Da versuche ich die ganze Zeit, für deine Sicherheit zu sorgen, damit dir nichts passiert, und was machst du? Was hast du dir nur dabei gedacht, Nell? Warum um alles in der Welt bist du ohne mich …“
    â€žUm ihm zu sagen, dass ich mich scheiden lassen will.“
    Will verstummte und sah sie an, als könne er seinen Ohren nicht recht trauen. Dann lockerte er seinen Griff um ihre Arme, streichelte sie leicht, schien jedoch kaum zu merken, was er tat. „Tatsächlich? Und was … was ist mit der Kirche?“
    â€žIch habe viel darüber nachgedacht, Will – sehr viel, um genau zu sein, und ich … ich finde, dass du recht hast. Gott würde sich niemals von mir abwenden. Die Kirche ist längst nicht mehr das Problem. Das Problem ist

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