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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Zitteraal durch den Schlamm, entging ihr nicht, dass Licitus sich mit einer ungestümen Bewegung wegdrehte und vor sich hinstierte.
    Dragus legte seiner rechten Hand die Fingerspitzen auf die Schulter. »Licitus, Licitus - mein lieber böser Junge ... lass uns alleine.«
    Gehorsam stampfte Licitus davon.
    Ein Seufzer entfuhr April, als Marco neben Dragus trat. Er trug noch immer seine Jeans und seine Winterjacke, was Dragus mit einem Stirnrunzeln und einem abschätzenden Blick quittierte, der Marco von oben bis unten maß. »Keine Kutte?«
    »Ich kann sie nicht finden.«
    »Pah!« Dragus winkte ab. »Heute Abend, wenn ich vor die Kameras trete, möchte ich dich in deiner Kutte sehen.«
    Marco nickte. »Jawohl, mein Meister ...«
    »Sehr gut.« Dragus wies auf April. »Schau sie dir an. Sie tötete deinen Bruder und dir haben wir es zu verdanken, dass sie heute bestraft werden wird.«
    Marcos verhangene Augen weilten auf April.
    »Warum tust du das?«, entfuhr es April. »Marco ... Bitte, verhindere, dass sie mich töten ... bitte!«
    Marcos Gesicht war eine undurchdringliche Maske.
    »Was empfindest du, Marco?«, fragte Dragus. »Was empfindest du, wenn du sie um ihr Leben betteln hörst?«
    »Es ist gut so Meister.« Obwohl Marco geflüstert hatte, hallten seine Worte an den eisigen Wänden der Halle wider und die Zuschauer stöhnten bejahend.
    »Du wirst mir immer treu sein, mein Junge?«
    »Ja, mein Meister!«
    »Du wirst in die Welt hinausgehen und heilen?«, hakte Dragus nach.
    »Jawohl, mein Meister!«
    »Du wirst dich in Zukunft an meine Anordnungen halten?«
    »Ja.«
    Aprils Kopf ruckte hoch. »Verdammt - Marco! Er ist ein Lügner, ein Betrüger, ein Monster, das dich hypnotisiert!« Sie zerrte an ihren unsichtbaren Fesseln, die ausschließlich aus den Willensschwingungen der Jünger bestanden.
    »Ich verzeihe dir, mein Junge. Du bist geläutert und wirst mir in der Zukunft treu ergeben sein.«
    »Ja, mein Meister!«
    April lachte grell. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, und sie würde durchdrehen, würde ganz einfach ausrasten, zu brabbeln anfangen und singend sterben. Was sie erlebte, war mehr, als ein normaler Mensch verkraften konnte, denn es war morbide und fremdartig!
    Wenn sie den Dialogen zuhörte, hätte sie lachen können. Ein verdammt schlechtes Drehbuch, hätte sie am liebsten ausgespien. Und doch geschah das hier wirklich, war kein Traum, war bittere Realität.
    Es roch nach Fackelöl und nach Kälte. Es war dennoch warm und überall tropfte es von den Wänden.
    Was um alles in der Welt war mit dem Mann geschehen, den sie zu lieben meinte? Wo war jener Marco Steinert, der mit ruhiger Stimme eine Wärme ausstrahlte, wie April sie noch nie bei einem Mann erlebt hatte? Was hatten diese Sektenteufel ihm angetan?
    »Dann beweise deine Treue, Marco!«
    »Ich bin dir treu ergeben!«
    » TÖTE DU SIE ! TÖTE SIE FÜR UNS!«
    Die Fackeln knisterten und ein sanftes Vibrieren und Summen, unheimliche Schwingungen, belebten die Stille.
    »Ja, mein Meister!«
     

26
     
     
    Marco beugte sich über April, die nun gleichzeitig weinte und kicherte.
    Sie war von Anfang an ein Opfer gewesen, dazu auserkoren, Marco zu rehabilitieren, und obwohl sie Hass verspüren sollte, pochte ihr Herz noch immer wie wild vor Gefühl zu diesem Mann. Sie erkannte auf einer schwach aufblitzenden rationalen Ebene, irgendwo weit hinten in ihrem Bewusstsein, dass dieses Gefühl nicht wahrhaftig sein konnte. Wie kann man einen Menschen mögen, vielleicht sogar lieben, der einen verraten hatte und anschließend töten wollte?
    »Ich ... vertraue ... dir«, stammelte April unhörbar. Warum redete sie einen solchen Unsinn?
    Sie stand unter dem Einfluss des Heilers. Er war so wie alle anderen hier. Er war ein Monster.
    Marco grunzte. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem spüren konnte.
    Er richtete sich kerzengerade auf und seine Hände strichen über ihren Körper, zumindest fühlte es sich so an, in Wirklichkeit schwebten Marcos Hände zwei Fingerbreit über April. Ihre Haut unter dem blauen Kleid kribbelte.
    »Lass dir nicht zu viel Zeit, mein Junge«, feuerte Dragus Marco an. »Es gilt, noch drei weitere Jünger zu Oberen zu machen. Nun töte sie!«
    April hielt ihren Blick starr auf Marco gerichtet. Marco Steinert war ein Oberer und er tat seine Pflicht.
    Marcos Augen sprangen hin und her und trafen die von April. Funkelte in ihnen Mordlust? Nein, sie waren tief und glänzend, so, als blickten sie nach innen. Marco

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