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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Das waren faschistoide, totalitäre Ideen die nur einem verwirrten Geist entsprungen sein konnten.
    Und wo war Marco?
    Warum ließ er zu, was man ihr antat?
    Sie hatte Angst und kam sich in diesem blauen Fummel unsagbar lächerlich vor. In ihrem Magen rumorte es, außerdem war sie immer noch nicht auf einer Toilette gewesen. Das Gefühl der Unwirklichkeit nahm wieder Besitz von ihr, denn falls sich das alles als Realität herausstellte, würde sie in weniger als einer halben Stunde tot sein!
    Ihr Verstand kreischte auf! So sehr sie sich auch gegen diese Vorstellung zu wehren versuchte, es war so klar, als blicke sie in einen kristallenen See, an dessen Grund ein widerwärtiges Monster lauerte, welches mit den Zähnen nach ihr zu schnappen versuchte. Sie war zum Tode verurteilt worden und gleich würde man sie - auf welche Art auch immer! - hinrichten. Sie würde der grausige Bestandteil einer mysteriösen Zeremonie werden.
    Unsichtbare Hände griffen sie, zerrten an ihrem Körper, ihre Zähne schlugen aufeinander wie Kastagnetten und sie hatte Mühe, ihre Körperfunktionen unter Kontrolle zu halten. Schweiß schoss ihr aus allen Poren und ihre Beine gaben unter ihr nach, sodass sie schwankte und sich auf einen Stuhl taumelte. Sie beugte sich vornüber und verbarg ihr Gesicht in den Handflächen, während heiße Tränen zwischen ihren Fingern hervorquollen. Der Weinkrampf endete so schnell wie er gekommen war , statt dessen kroch nun widerliche Panik über Aprils Leib, peinigte sie mit quälenden Stichen, so, als würden tausend Ameisen Gift auf ihre Haut verspritzen. Sie hatte einmal gelesen, dass manche Delinquenten kurz vor ihrer Hinrichtung wahnsinnig wurden - sozusagen ein Trost, den das Gehirn der geschundenen Seele spendete. Davon war sie noch weit entfernt - im Gegenteil war ihre Angst so greifbar und real, dass es in jeder Faser ihres Körpers schmerzte und pochte.
    »NEIN!«, schrie April und fuhr hoch.
    Sie starrte in die regungslosen Gesichter der Frauen, die wie Statuen vor ihr ausharrten und darauf warteten, dass die dreißig Minuten verrannen.
    »Wie wird man mich töten?«, keuchte April. Mit sanfter Gewalt wurde sie auf den Stuhl zurückgedrückt.
    »Es gibt viele Möglichkeiten der Bestrafung - die üblichste ist, mit der Kordel einer Kutte erwürgt zu werden ...« berichtete eine der beiden Frauen ohne die geringste Gefühlsregung. »Erst gestern Abend töteten wir sogar eine von uns ...«
    »Ja ...«, fügte die andere hinzu. »Sie bat uns darum!«
    Beide nickten.
    »Ihr seid vollkommen übergeschnappt ...«, ächzte April und sprang auf, wobei sie sich im Stoff ihres Kleides verhedderte. Verzweifelt zerrte sie am Stoff, der an einer Naht riss.
    Sofort war eine der beiden Frauen zur Stelle, hielt mit kräftigen Händen, die wie Schraubstöcke waren, April fest, während die andere versuchte, den Schaden mittels Stecknadeln, die sie irgendwoher geholt hatte, zu richten.
    Der Irrsinn dieses Augenblicks war so allumfassend, dass sich ein schleimiges Gemisch aus Panik und Hilflosigkeit wie eine muffige Decke über April legte. Vor ihren Augen verschmierten die unwirklichen Farben des von den Fackeln an die Wände geworfenen Feuerscheins, die Gesichter ihrer Wächterinnen verformten sich zu weich fließenden Fratzen und Dunkelheit trug sie davon.
     
    24
     
     
    Als April erwachte, lag sie auf einer Steinplatte in der Eishöhle.
    Liebe Güte! Wie in einem B-Movie!
    Die Prinzessin darbt auf dem Altar und der Held kommt und rettet sie! Und über ihnen, nur durch eine dicke Schicht Eis von ihnen getrennt, TV-Kameras und die Realität. Das war absurd, bizarr, grotesk …
    Sie versuchte, sich aufzurichten, was nicht gelang, obwohl ihre Arme und Beine nicht gefesselt waren. Die eisige Wirklichkeit nahm mit solcher Heftigkeit von ihr Besitz, dass sie um Haaresbreite abermals in Ohnmacht gefallen wäre, zumindest drehte sich alles um sie herum und höllische Kopfschmerzen rissen hinter ihren Ohren.
    Wir erwürgen dich mit einer Kordel!
    Es gelang ihr, den Kopf zu drehen und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Um sie herum standen alle Jünger - auch die Schauspieler - und starrten sie erwartungsvoll an. Sie wirkten wie Holzspielzeug, das ein Kind in Reihe und Glied aufgestellt hat. Diese Regungslosigkeit machte die Szene gespenstisch, so, als stamme sie aus einem Gruselfilm von John Carpenter. Irgendwas aus den 80ern.
    »Dein Name ist April. Du bist Amerikanerin ...«, hörte April die

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