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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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mehr. Marco hatte nicht nur genickt, er lächelte auch und nun - blinzelte er! Ja, er blinzelte aufmunternd.
    April riss ihren Mund auf. Nur ihr Kopf schaute noch aus der Wolke heraus. Sie schrie. Schrie so laut, wie sie konnte, so laut, dass Gläser zersprungen wären, hätten sich welche in der Nähe befunden und dieser Schrei vermehrte ihre Kraft. Sie schleuderte ihren Kopf herum und sah vier Dutzend wie angenagelt stehende Menschen, die mit geschlossenen Augen ihre Kräfte gegen April donnerten, regelrechte Breitseiten auf sie feuerten und zur anderen Seite hin ein selig lächelnder Dragus, von dessen Stirn eimerweise Schweiß troff, ein Mann, der den Kampf aufgenommen hatte und ihn zu genießen schien.
    Sie alle wirkten wie Marionetten, die ein müder Puppenspieler an Haken gehängt hatte. Was sie ausmachte, waren ihre Gedanken, die Schwingungen, die sie in den Kristall sandten und die dieser in Form von höllischen Vibrationen reflektierte. Der Kristall war ein Spiegel ihrer Stärke und gleichzeitig hatte er die Wolke geformt, die sich über April gelegt hatte.
    Merkte denn niemand, was vor sich ging? Marco tötete sie nicht, vielmehr lud er sie auf wie eine Batterie.
    April sammelte alle Kraft, die sie hatte und stemmte sich auf den Ellenbogen hoch. Wieder wurde sie zurückgedrängt. Ihr Körper fühlte sich gesund an und stark! Sie war voller Energie, und als die Wolke endlich verwehte, wusste sie, dass Marco ihr seine Macht gegeben hatte, sie mit ihr geteilt hatte, auf eine sonderbare Art etwas mit ihr angestellt hatte, das sie befähigte, gegen Dragus zu kämpfen.
    Marco hatte sie nicht, hatte sie nie verraten! Alles, was er getan hatte, war Teil seines Plans gewesen.
    Marco sprang zurück, seine Arme über den Kopf gehoben und April war frei. Sie schwang ihre Beine vom Tisch, taumelte, so sehr schwang der Boden unter ihren Füßen und sah erschrocken, wie sich tiefe Risse durch die Eiswände zogen und die Decke über ihr knisterte.
    Hinzu kam ein Grollen, das nicht von dieser Welt schien und von draußen zu ihnen hereindrang. Es wurde immer stärker, so als schlage ein mächtiger Gott mit seinem Hammer von außen auf die Höhle.
    Dragus erwachte aus seiner Trance und die anderen, Licitus eingeschlossen, taten es ihm nach.
    »So also soll es sein?«, rief der Sektenführer und hob seine Arme. Von seinen Fingerspitzen spritzten Funken. »Du hast ihr die große Kraft gegeben, du Verräter!«, sagte er und Marco nahm eine abwehrende Körperhaltung ein. »Weil du wusstest, dass wir während der Bestrafung still sein mussten, hast du das ausgenutzt, um sie auf deine Seite zu ziehen. Du hast sie uns geliefert, und auf diesen Moment gewartet, damit du unsere Kraft ins Gegenteil verkehren konntest. Anstatt sie zu töten, hast du ihr das wahre Leben eingehaucht, unsere Kräfte umgewandelt, den Kristall genutzt und nun ist sie eine von uns und sie hat die Kraft eines Titanen! Du warst schon immer der Beste und Klügste aller Jünger und nun hast du dich in dieser Frau dupliziert!«
    Es kam Bewegung in die Zuschauer. Sie rissen die Kordeln von ihren Kutten und strafften sie zwischen den geballten Fäusten.
    »Tötet sie – beide!«, befahl Dragus. »Licitus - helfe mir!«
    April wirbelte herum.
    Vor ihr stand Licitus.
    »Du kannst mich nicht töten«, zischte April und nahm eine abwehrende Körperhaltung an. »Ich bin mindestens so stark wie du.«
    Obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wieso!
    Licitus’ schwarzen Augen blitzten mitleidslos und seine messerschmalen Lippen kräuselten sich.
    April wich keinen Schritt zurück, sondern konzentrierte sich darauf, Licitus abzuwehren.
    Das Gesicht dieses menschlichen Habichts veränderte sich. Zorn quoll aus jeder Pore, und als er die Lippen zurückzog, sah es aus, als blecke ein tollwütiger Hund seine Zähne.
    »Töte sie, Licitus!«, kreischte Dragus.
    Wie in Zeitlupe drehte Licitus seinen Kopf und starrte seinen Meister an.
    »Töte sie oder ich tue es!«
    »Ja, Meister.«
    Er nickte wissend und hob seine Arme, als wolle er April um den Hals packen und würgen und Lichter funkelten von seinen Fingern, die er zu Krallen formte, Lichter, die direkt in Aprils Körper drangen, sie aber weder verletzten noch schwächten, sondern ...
    ... ihr Kraft spendeten!
    »Macht Dragus fertig. Vernichtet diesen Teufel«, seufzte Licitus, schloss seine Augen und spendete ihr alle Kraft, allen Einfluss, deren er fähig war, sank in die Knie und blieb schluchzend vor ihr

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