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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Stimme von Dragus. Ihr Kopf fuhr herum. Direkt vor ihr ragte die Gestalt des Sektenführers auf. »Wir haben noch andere Amerikaner in unseren Reihen ... Ihr scheint eine wirkliche Vorliebe für die Schweiz zu haben, ihr und diese Japaner.«
    April spuckte aus.
    Dragus lachte und tänzelte einen Schritt zurück. »Du scheinst eine mutige Frau zu sein, obwohl du offensichtlich durch die Furcht ohnmächtig wurdest.«
    »Labern Sie nicht so geschwollen«, sagte April. Er hatte Recht - sie hatte Angst, obwohl dieses Wort ihren Gefühlszustand ebenso wenig traf, als hätte man Dragus einen schönen Mann genannt. Sie hatte Panik und war beseelt von einer allumfassenden Furcht, die jedes Nervenende mit glühenden Schmerzen peinigte, Impulse, zwischen denen der Wahnsinn hervor kroch wie stinkende Kreaturen aus der Hölle. Andererseits regte sich in ihr ein Instinkt, der ihr gebot, nicht ohne Gegenwehr zu sterben. Sie würde sich wehren, wenn sie auch im Moment noch keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollte, abgesehen davon, dass sie noch einmal ausspuckte, eine ebenso hilflose wie unsinnige Geste.
    »Warum kann ich mich nicht bewegen?«, fragte sie und versuchte, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen. Als ein Schatten in ihren Augenwinkel erschien, schleuderte sie ihren Kopf herum, Adrenalin pumpte durch ihren Kreislauf und fast wäre ihr Herz stehen geblieben. War das der Henker?
    Es war nur ein von den Fackeln an den Wänden zurückgeworfener Lichtreflex gewesen. Erleichtert drehte April sich wieder dem Sektenführer zu und ihr Atem ging doppelt so schnell wie vorher.
    »Es ist die Macht, die dich festhält.«
    »Wessen Macht?«
    Dragus grinste spöttisch. »Unsere Macht! Wir wollen deinen Tod - also halten wir dich fest!« Diese Sätze klangen naiv, waren aber von einer schockierenden Logik.
    Wo war Marco? Bisher hatte April ihn noch nicht entdecken können, oder hatte sie ihn übersehen, hatte er sein Gesicht unter einer der Kapuzen verborgen und wartete wie alle anderen auf ihren Tod? Nur so konnte es sein, warum sonst hätte er ihr dieses Leid angetan?
    »Warum stehen Ihre Jünger alle wie die Ölgötzen rum?«, spie sie aus. Reden, sie musste reden, denn solange sie redete, lebte sie!
    »Sie konzentrieren sich, mein Kind! Sie warten auf den Augenblick, da Fernando gerächt wird. Es wird nur noch wenige Minuten dauern.«
    Licitus trat heran, in den Händen hielt er den Kristall, den er vorsichtig niederlegte, und somit aus Aprils Blickwinkel verschwand. Als sich das Habichtgesicht wieder aufrichtete, nickte es zufrieden. »Alles ist vorbereitet. Nun soll es geschehen!«
    Licitus trat zurück und sah April scharf an.
    »Verdammt! Macht mich endlich los! Wir sind nicht in irgendeinem bescheuerten Horrorfilm. Wir schreiben 2011 und …«
    » Pssst ...« Der große Dragus legte seine Fingerspitze an die Lippen. »Schreien ändert nichts, mein Kind.«
    Tränen der Angst und der Verzweiflung traten April in die Augen, während fette Schweißtropfen über ihren Körper rollten. »Ich will doch nur wissen, wie das hier weiter geht, will nur wissen …« Sie hasste sich dafür, dass sie winselte. Sie wollte mutig sein und begriff im selben Moment, wie absurd dieser Wunsch war.
    »Dies ist das Problem mit euch Unwürdigen. Eure Ungeduld, sogar dann noch, wenn es Euch das Leben kosten wird.« Dragus hob seine Arme.
    Nun begriff April.
    Sie würde von seiner Macht getötet werden.
    Nicht durch eine Kordel.
    Nicht durch eine Hand.
    Durch seine Macht würde er seinen Jüngern demonstrieren, wie unantastbar er war. Er konnte heilen und vernichten. Er, der große Dragus, war ein Gott - ein Gott des Grauens!
     

25
     
     
    »Wartet!«
    April erstarrte.
    »Halt! Großer Meister!«
    Dragus ließ seine Arme fallen und entspannte seine Hände, was man von seinem Gesicht nicht behaupten konnte. Zorn überflutete seine Augen und die Lippen öffneten und schlossen sich wie bei einem hässlichen Fisch. »Wer wagt es …?«, ließ er den Satz unvollendet und mit einem Mal zog sich sein Gesicht lächelnd in die Breite. Er öffnete seine Arme. »Marco, mein Sohn. Ich hatte dich schon vermisst. Ich ahnte, dass du dabei sein willst. Wir haben dich gesucht, aber nicht gefunden. Fandest du das oben so interessant? Scheinwerfen und Kameras? Sind schon Gäste da? Nun - dir verzeihe ich die Störung ... du willst dir das Schauspiel nicht entgehen lassen. Komm zu mir ... komm an meine Seite!«
    Obwohl Verwirrung durch April schnellte wie ein

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