Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
das Gefühl des Verlusts, das sie bei der Nachricht seiner Niederlage verspürt hatte, weil sie wusste, dass dies den Tod eines großen Mannes bedeutete. Aber er hatte ein Comeback hingelegt, und ihm höchstpersönlich zu begegnen, war alles andere als eine Enttäuschung. Bis auf die Tatsache, dass er jetzt ein Todfeind war. Oder besser gesagt, ein untoter Todfeind. Ach ja, und ein Blutsauger.
Sie versuchte es an der Tür zu seinem Zimmer, nur für den Fall, dass er beschlossen hatte, ihr zu trauen, aber sie war verschlossen – wenn auch nicht auf magische Weise gesichert so wie ihre Zelle. Sie hätte sie mit Leichtigkeit aufbrechen können, aber sie musste nicht vor Tagesanbruch zurück im Kerker sein. Also nahm sie sich Zeit, sich anzukleiden und ihr Haar auf eine Art hochzustecken, von der sie glaubte, sie werde ihm gefallen. Es blieb sogar noch Zeit übrig, um all seine Sachen zu durchwühlen, wobei sie die Augen aber beständig von dem mit Edelsteinen besetzten Kreuz abwandte, damit sie es sich nicht doch noch heimlich unter den Nagel riss.
Als sie seine Kleidung durchsuchte, wurde ihr bewusst, wie sehr ihr seine Art, sich zu kleiden, gefiel. Sein Stil war modern, aber zugleich auch irgendwie aristokratisch. Und sie liebte seinen Geruch und sein Haar, das lässig und zugleich sexy war. Sie hatte sich sogar im Bett an einen seiner riesigen Zopfmusterpullis gekuschelt, ihr Gesicht darin vergraben, und es war ihr völlig egal gewesen, dass er jederzeit zurückkehren und sie so vorfinden konnte. Aber er tauchte nicht auf. Stattdessen erschienen zwei Wachen, um sie auf seinen Befehl hin wieder in die unteren Gefilde der Burg zurückzubegleiten.
Keiner von beiden wagte es, ihr in die Augen zu sehen.
Tja, dumm gelaufen … Sie wussten etwas, das sie nicht wusste. Wroth hatte sie nicht in seiner Nähe behalten, wie sie gehofft hatte. Sie steckte in Schwierigkeiten, und sie glaubte zu wissen, wieso. Wenn du tatsächlich über Informationen verfügst, bin ich in der Lage, sie dir zu entreißen , hatte er gesagt.
Als sie die Zellentür hinter ihr geschlossen hatten, kam ihr zu Bewusstsein, dass sie der einzige Insasse im Kerker war, was ihre Befürchtungen noch verstärkte. Die niederen Wesen – die horrorfilmmäßigen Viecher, die die Schattenseite der Mythenwelt darstellten – waren alle fort. Zweifellos, um gefoltert und getötet zu werden.
Jetzt war sie das einzige Mädchen, das noch auf der Tanzfläche übrig war, aber sie wusste, das würde nicht lange so bleiben, denn niemand der anderen würde reden. Selbstverständlich hatte sie ihnen gedroht, ihnen und sämtlichen Familienangehörigen bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, für den Fall, dass sie auch nur die kleinste Information preisgaben, und es gab einengutenGrund, wieso » Mögest du niemals den Atem einer Walküre in deinem Nacken spüren « ein weit verbreiteter Trinkspruch in der Mythenwelt war. Die Vampire mochten kommen und ein ganzes Dorf vernichten, aber die Walküre schlich sich heimlich hinein, versteckte sich unter deinem Bett und schnitt dir den Kopf noch auf deinem Kopfkissen ab. Ihr Wort war Gesetz.
Also blieb ihr nur … Sie blickte auf, als sie Stiefel auf dem Steinboden klacken hörte.
»Jetzthörmirmalgutzu,Myst«,sagteWroth.EineWacheöffneteihreZelle,eheersiealleinließ.»IchwerdedireinigeFragenüberdeineArtundüberdieverschiedenenFaktionendesMythosstellen.Diemusstdubeantworten.Wennnicht,wurdemirbefohlen,dieseInformationenmitGewaltausdirherauszuholen.«
»Folter? Befohlen? Kannst du Kristoffs Befehl nicht um meinetwillen missachten?«
»Myst, du weißt, dass ich ohne ihn tot wäre. So wie auch meine Brüder und Freunde. Mein Leben gehört seit jener Nacht nicht mehr mir.«
Das meinte er tatsächlich ernst. Aber Myst hatte genauso wenig gescherzt, als sie gesagt hatte, dass Folter sie wirklich sauer mache. Sie hatte Wroth bevorzugt behandelt, weil er in der Welt des Krieges so was wie eine Berühmtheit war, aber jetzt hatte er sich nun einmal dem Vampirismus verschrieben, das durfte sie nicht vergessen. Sie würde bis zum Ende drängen und schmeicheln, aber danach … Komm, zeig’s mir, Blutsauger .
Nach wie vor übertrieben freundlich sagte sie: »Wroth, du könntest mir helfen zu fliehen … «
»Ich habe Treue gelobt und werde meinen Befehl befolgen. Antworte, oder du wirst die Konsequenzen tragen«, sagte er. »Ich werde mit dem Grundlegenden beginnen. Was bist du?«
»Eine von den Pussycat Dolls?«, fragte sie, um
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