Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
und kniete sich zwischen sie. »Lass uns schwören, dass wir dem anderen in diesem Raum nichts zuleide tun werden.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust und drückte ihn zurück, bis er auf dem zusammengerollten Kissen lag. Was würde sie wohl als Nächstes tun?
Als er ihr mit einem raschen Nicken seine Zustimmung signalisierte, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln, das ihm das Gefühl gab, ein Lob erhalten zu haben. Ihr feuchtes Haar ergoss sich über seine Beine, und als sie es mit dem Handrücken zur Seite schob, entblößte sie ihren verlockenden Hals. Der Duft ihres Haars berauschte ihn wie eine Droge. Süß und zart so wie ihre Haut. Wenn sie schon so roch, vermochte er sich nicht auszumalen, wie sie wohl schmecken würde. Er wünschte, sie hätte ihre Haut entblößt, um sie ihm darzubieten.
»Wroth, das ist jetzt wirklich peinlich«, murmelte sie mit ihrer sinnlichen Stimme, »aber ich glaube, ich habe dich dabei erwischt, wie du meinen Hals anstarrst.«
»Das hast du«, gab er zu – seltsamerweise, ohne auch nur die geringste Scham darüber zu empfinden, das innerhalb seines Ordens am meisten verachtete Verbrechen in Erwägung zu ziehen.
Sie strich mit den Fingerspitzen über seine Haut. »Bist du etwa versucht, von mir zu trinken?«
Mehr als er es je gewesen war.
Er fragte sich, wie oft Ivo sie wohl genossen haben mochte, und verspürte die Klauen eines fremden Gefühls in seinem Unterleib wüten. »Im Gegensatz zur Horde trinken wir nicht von lebenden Wesen. Daher haben wir unseren Namen.« Dies war das feierliche Versprechen seines Ordens, ihr Pakt. Wroth hatte nie Fleisch gekostet, während er trank. Allerdings hatte er auch noch nie die leiseste Versuchung dazu verspürt, bevor er ihr begegnet war.
»Wieso?«
»Damit wir niemals in Versuchung geraten zu töten«, sagte er. Dies war die offizielle Begründung, die auch der Wahrheit entsprach, aber die ganze Wahrheit war komplizierter, und sie hielten die Einzelheiten, die sie herausgefunden hatten, geheim. Lebendiges Blut, Blut, das nicht von seiner Quelle getrennt worden war, hatte Nebenwirkungen. Es konnte einem Vampir schlimme Qualen zufügen, beispielsweise in Form der Erinnerungen des Opfers. Kristoff war davon überzeugt, dass es diese Erinnerungen waren, die gebürtige Vampire in den Wahnsinn trieben und ihre Augen dauerhaft rot färbten. Soweit sie wussten, war der einzige Weg, diese Nebenwirkungen zu vermeiden, ausschließlich totes Blut zu trinken, und so die üblen Folgen – und zugleich die Vorteile – zu umgehen.
»Was wäre, wenn du von einem Unsterblichen tränkest, der davon nicht getötet werden könnte?«, fragte sie. Ihre Stimme zog ihn immer tiefer in ihren Bann. Er konnte einfach nicht den Blick von ihr abwenden.
Es war nicht leicht, auf diese Frage zu antworten, ohne preiszugeben, dass ein Unsterblicher über viel zu viele quälende Erinnerungen verfügte, ein Vielfaches der Erinnerungen eines Menschen. Daher beantwortete er ihre Frage mit einer Gegenfrage. »Willst du, dass ich mich an dir vergreife, seltsames Geschöpf?« Die bloße Vorstellung ließ seine Stimme heiser werden und seine Fänge schmerzen.
Als er ihren erregten Blick sah, fürchtete er schon, sie wollte ihn beim Wort nehmen. Was würde er dann tun?
»Ein andermal«, sagte sie fröhlich. Und dann rollte sie sich zu seinem Entsetzen zwischen seinen Beinen ein, das Gesicht an seinen nackten Oberkörper geschmiegt, und legte ihm ihre zarten blassen Arme und Hände um den Schenkel.
»Ich habe dir meine Fragen gar nicht gestellt.« Er starrte an die Decke, bemüht, sich sein Erstaunen angesichts dessen, was gerade geschah, nicht anmerken zu lassen. Er hatte in seinem Leben ja schon viel gesehen, aber diese Frau verwirrte ihn.
»Dazu bleibt uns doch noch alle Zeit der Welt, oder vielleicht nicht?«
Er glaubte zu spüren, dass sie die Narbe auf seinem Unterbauch mit ihren Lippen berührte – mit einem langsamen Lecken. Er lag wie versteinert da. »Sag mir wenigstens deinen Namen, du seltsames Geschöpf«, brachte er mit heiserer Stimme heraus.
»Myst«, flüsterte sie und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
Myst . Wie passend, dass sie nach etwas Unfassbarem und Unberechenbarem wie dem Nebel benannt war.
Es dauerte lange, bis er endlich Ruhe fand. Seine kleine Heidin hielt im Schlaf sein Bein mit ihren rosa Klauen fest umklammert. Es waren tatsächlich Klauen, scharf und gebogen, wenn auch irgendwie elegant. Er ignorierte den Schmerz, der im
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