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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Ohne sich zu bewegen, linst sie zu Stef hin. Dessen Blick ist auf die schwach beleuchteten Kippschalter der Apparatur gerichtet, die er betätigen soll. Samira legt ihre Hand auf seinen Unterarm. Krallt sich daran fest.
    Zu spät, mein totes Rehlein.
    »Achtung – ich beginne jetzt mit der Aufnahme und bitte um absolute Ruhe.«
    Ein Surren erfüllt den Raum, das Surren der rotierenden Kamera, die erst Samira und Stefan vor dem Pult sitzend auf dem Laptopbildschirm abbildet und dann das gefesselte Mädchen auf dem Stuhl im Nachbarraum.
    Definieren als Hauptbild. Im Fokus, die ganze Person. Einstellung halten   – sehr gut.
    »Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zum Live-Mitschnitt unseres sozialen Experiments zur Gehorsamsbereitschaft, Phase drei. Da ich mich ungern wiederhole, sehenSie sich zur Einführung in die Materie bitte zuvor die ersten beiden Episoden an, die Ihnen derzeit auf dem gleichen Stream zur Verfügung stehen. Die Versuchsanordnung ist weitgehend identisch geblieben. Das heißt, die Situation wird, wie bisher auch, durch ein Lehrer/Schüler-Rollenspiel illustriert. Neu dabei ist aber, dass die Teilnehmer dieses Mal in Hör- und Sichtkontakt zueinander stehen werden, damit wir herausfinden können, ob die Änderung dieser Variable auch zu einer Änderung des Verhaltens meiner Versuchspersonen führt.« Einblendung der ins Helle führenden, türlosen Raumöffnung auf dem Monitor, inklusive der Rückenansicht Samiras und Stefans im Halbdunkel. Von deren Platz aus dank des grellen Lichtstrahls sehr gut zu erkennen: die Schülerin. Wechsel zu dem an den Stuhl gefesselten Mädchen, dessen Bild den Monitor jetzt komplett ausfüllt. »Zum Schutze der Anonymität der Probanden kommen wir nun zur fiktiven Personenvorstellung. In der Rolle der Schülerin sehen Sie heute Stella Z.« Großaufnahme des mit Klebeband verpflasterten Kopfes der Kleinen. Heranzoomen ihrer in Tränen schwimmenden Augen. Bildschirm füllend. Fixieren. »Und nun zeige ich Ihnen unseren Lehrer, genannt Kaspar Hauser. Flankiert von seiner reizenden Begleiterin, der süßen Johanna.«
    Samira verengt instinktiv die Augen, als über ihnen ein schmales Scheinwerferlicht angeht und in ihr erschrockenes Gesicht fällt.
    Kameraschwenk auf Stefans Hände vor den schwach beleuchteten Kippschaltern. »Kaspar Hauser, machen Sie sich nun bitte mit den Stärken der Stromstöße vertraut, indem Sie uns diese laut vorlesen.«
    Stromstöße? Samira reißt die Augen auf. Sie wendet sich um, starrt in das diffuse Nichts, aus dem die Stimme dringt, die jetzt einen vor Sarkasmus triefenden Tonfall annimmt. »Kaspar Hauser? Ihr Einsatz, bitte.«
    »Ach so, ja.« Stefan beugt sich dicht an die Kippschalter heran und liest: »Leichter Schock, mittlerer Schock, schwerer Schock, Gefahr – bedrohlicher Schock.«
    »Und die Markierung unter dem Schalter ganz rechts?«
    »Da steht nur XXX.«
    »Und das ist nur « – das Wort hallt genüsslich gedehnt durch den Raum – »die maximale Voltzahl, die dieser Schockgenerator zu generieren vermag. Und im Gegensatz zu Ihnen weiß ein Großteil unseres Publikums mit Sicherheit bereits, was das konkret zu bedeuten hat.«
    Lähmende Stille. Stefans verwirrte Miene auf dem Laptopbildschirm. Samira hockt stumm neben ihm, die Finger im Schoß, ineinandergekrallt wie im Krampf.
    Kamerasurren. Neues Bild auf dem Monitor: Stella Z., die eine Melodie vor sich hinsummt, die an ein Kinderlied erinnert.
    »Da ich niemanden langweilen will und die – nun ja, sagen wir: geschmacklichen Präferenzen meines Publikums zu kennen glaube, habe ich unsere Schülerin bereits vor der Aufzeichnung entsprechend instruiert und auf das Kommende so gut wie möglich vorbereitet. Kaspar, bitte betätigen Sie den Schalter ganz links, halten ihn kurz unten und bringen ihn sodann wieder zurück in die Ausgangsposition.«
    »Roger.«
    Der Kippschalter saust mit einem Klacken nach unten. Und wieder hoch. Stella Z. zuckt. Kurz. Und summt dann weiter. Doch ihre Melodie klingt nun schräg.
    »Stella, drückst du bitte mal auf den Knopf vorn an der Stuhllehne. Von dir aus gesehen auf der rechten Seite. – Ja, gut so.«
    Der Signalkasten oben an der Wand leuchtet mehrere Male hintereinander rot auf, wie der Laptopbildschirm in einem kleinen Zusatzfenster zeigt. Im Vordergrund jedoch nach wie vor das selig lächelnde Gesicht der Schülerin.
    »Genug, das reicht. Danke, Stella. Wir haben alle gesehen, das rote Lämpchen ist ordnungsgemäß

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