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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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sie hat nur dieses kurzärmelige Jäckchen an. Und einen viel zu knappen Rock. Und keine Strümpfe? Also, das versteh ich nicht …«
    »Nur Geduld, das werden Sie gleich verstehen. Und Sie müssen sich auch keine Sorgen machen. Denn wie Sie sehen, fühlt sich die junge Dame bei mir recht wohl.«
    Samira wendet sich in die Richtung, aus der die charmant klingende Stimme kommt. Die charmante und zugleich sehr geduldig klingende Stimme. Wenn da nur dieser eigenartige Unterton nicht wäre. Sie spannt die Muskeln – und bietet ihre ganze Kraft auf, um dem Blick aus den glänzenden Augen dieses Mal standzuhalten. Doch sie kann es nicht.
    So unschuldig … und rein … das kleine Rehlein …
    Samira presst die Lippen aufeinander. Nimmt wahr, wie die fahle Hand mit der Tätowierung sich ihr nähert. Ihren linken Oberarm anvisiert.
    Kluges Rehlein. Du witterst die Gefahr. Na los, komm schon. Auf die Hufe, schnell.
    Samira stockt der Atem, sie schließt schnell die Augen. Als würde sie erwarten, dass eine Berührung der Hand ihre Haut durch die Kleidung hindurch verätzt.
    Doch nichts passiert. Sie öffnet die Augen wieder – konfrontiert mit einem Lodern in dieser glänzenden grünen Iris, das sie innerlich fast versengt.
    Flieh, mein scheues Reh! Flieh! Flieh, solange du es noch kannst.
    Samiras Kehle ist wie zugeschnürt. Ihr Herz, es hämmert, als wolle es aus ihrem Körper heraus. Stocksteif steht sie da, unfähig, auch nur einen Schritt zu tun.
    »Jetzt komm her und setz dich endlich hin«, hört sie Stefans Stimme. Von irgendwoher. Wie aus einer fernen Welt. »Die Uhlmanns warten, das hast du doch gerade selbst noch gesagt. Und deine Schwester Alena sollte man nicht so lange mit unserer Kleinen allein lassen. Die hat doch nur Flausen im Kopf.«
    Samiras Pulsschlag beruhigt sich. Langsam. Die fahle Hand weist auf den Hocker, der an der rechten Ecke des Tisches mit der Apparatur platziert ist. Der Tisch wurde so weit in den Raumhineingezogen, dass von beiden Plätzen aus das an den Stuhl gefesselte Mädchen zu sehen ist.
    Samira geht hinüber zu dem Tisch, froh um jeden Zentimeter, den sie zwischen sich und die grünen Augen bringen kann. Wie in Zeitlupe lässt sie sich auf den Hocker sinken, den schwimmenden Blick der Kleinen im Visier – doch verfolgt von diesen Augen, die sie gnadenlos von hinten durchbohren.
    Asche zu Asche   – Aas zu Aas.
    Ein Surren über ihrem Kopf lässt Samira aufschrecken.
    »Bitte bleiben Sie wenigstens für einen Moment ruhig sitzen, damit ich die Kamera für die Aufzeichnung in Position bringen kann.«
    Samira schaudert. In der Stimme, die nun aus einigen Metern Entfernung zu ihr herüberdringt, schwingt keine Spur von Freundlichkeit mehr mit.
    »Bevor wir starten, werde ich ein paar einleitende Worte für unser Publikum sprechen, aus denen auch für Sie der Sinn und Zweck des gleich folgenden Experiments hervorgehen wird. Stefan, Sie sind so weit?«
    »Klar, Boss.«
    »In Ordnung, dann lösche ich jetzt das Licht.«
    Ein Klacken. Der Raum ist erfüllt von Finsternis. Einer vollkommenen Finsternis. Samira, rote Schlieren vor den Augen, bewegt sich nicht. Dann ein erneutes Klacken. Und ein Strahl aus grellem Licht zerreißt die Schwärze. Er fällt von oben herab auf das Mädchen in dem Stuhlgestell, leuchtet sie komplett aus. Doch die Kleine blinzelt nicht einmal.
    Samira dreht sich um. Starrt mit vor Anstrengung fast tränenden Augen in die Dunkelheit, in der sich schemenhaft so etwas wie ein noch dunklerer Schatten manifestiert.
    »Bitte richten Sie Ihr Augenmerk wieder nach vorn, denn dort spielt die Musik.«
    Wie auf Knopfdruck leistet sie der kalten Stimme aus dem dunklen Nichts Folge. Und blickt gebannt auf die Kleine mit dem seltsam entrückten Blick, die es scheinbar nicht stört, dass sie festgeschnallt ist auf dem –
    »Folterstuhl …«
    Samira kann das Wort nur hauchen.
    »Was hast du gesagt?«, fragt Stefan. Samira sieht zu ihm hin, öffnet den Mund und: schweigt. Saugt die Luft ein. Und sagt noch immer kein Wort.
    »Verhalten Sie beide sich ab jetzt bitte angemessen still, um die gleich beginnende Aufnahme nicht unsachgemäß zu verfälschen.«
    Stefan nickt, Samira wagt es nicht, zu atmen. Den Kopf eingezogen, lauscht sie dem Klappern der Laptoptastatur in ihrem Rücken. Vorsichtig holt sie Luft, innerlich gewappnet, jeden Moment wieder von der Stimme aus der Dunkelheit attackiert zu werden. Doch im Moment herrscht Stille. Nur tief in ihr drinnen, da dröhnt es.

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