Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
zu.
Ana folgte Nathan auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich. „Du musst nicht gehen. Ich kann sie rausschmeißen.“
„Und das ist wirklich das, was du willst?“
Ihr erster Impuls war ein eindeutiges Ja, doch etwas in ihr ließ sie schweigen und kurz darüber nachdenken. Was wollte sie denn eigentlich? Noch vor einer halben Minute war sie sich absolut sicher gewesen. Aber jetzt, wo sie etwas Abstand hatte und wieder rational denken konnte, fragte sie sich, ob sie nicht gerade einen riesengroßen Fehler gemacht hatte. Was, wenn sie mit ihm schlief? Es würde genauso enden wie beim letzten Mal: Nach einer heißen Affäre würde Nathan sie einfach sitzen lassen und ihr Herz in Stücke reißen. Waren ein paar Wochen fantastischer Sex diesen Preis wirklich wert?
„Ich denke, wir wissen beide, dass das alles nur noch komplizierter machen würde“, sagte Nathan leise, und Ana wurde flau im Magen.
Sie erkannte eine Abfuhr, wenn sie eine hörte. Und was Nathan gerade wirklich hatte sagen wollen, war, dass er sie nicht wollte. Wahrscheinlich hatte er sie nur trösten wollen, und dann war sie einfach über ihn hergefallen, gegen seinen Willen. Vielleicht hatte er sich nur deswegen nicht gewehrt, weil er ihre Gefühle nicht verletzen wollte. Gott war das entsetzlich. Peinlich und erbärmlich!
„Du hast recht“, erwiderte sie und verschränkte die Arme, weil ihr plötzlich kalt wurde. Sie war sich nicht sicher, ob die kühle Luft daran schuld war oder die Eisschicht, die sich auf einmal um ihr Herz gebildet hatte.
„Sehen wir uns dann Sonntag?“, fragte Nathan.
„Natürlich. Um welche Zeit wäre es dir denn recht?“
„Sagen wir gegen Mittag? Ich bringe etwas zu essen mit.“
„Klar, klingt toll“, sagte sie. Klingt nach Familie. Klingt, als ob es mir das Herz brechen wird. Aber egal. Hier geht es um Max, nicht um mich.
„Toll, dann bis Sonntag.“ Er verließ die Veranda und verschwand in der Dunkelheit. Am liebsten wäre Ana noch eine Weile einfach stehen geblieben, um ihm nachzusehen. Doch drinnen wartete Beth auf sie, also kehrte sie wieder in die Wohnung zurück.
Beth hatte es sich inzwischen mit einem Glas Wein am Küchentresen gemütlich gemacht. Als Ana näher kam, reichte Beth ihr das Glas. „Für dich. Du siehst so aus, als ob du es gebrauchen kannst.“
Da hatte sie recht. „Ich gehe mal davon aus, dass du nicht zufällig hier aufgekreuzt bist.“
„Sagen wir so: Ich hatte so ein Gefühl, dass ein einfacher Anruf nicht ausreichen würde. Das Klingeln lässt sich zu leicht ignorieren, wenn man gerade mit anderen Dingen beschäftigt ist. Außerdem war ich schon immer eher der Typ für den direkten Weg.“
Ana nahm einen Schluck Wein und stellte das Glas ab. „Gute Idee.“
„Wenn ich nicht gekommen wäre, hättest du mit ihm geschlafen, oder?“
Oh, ja. Als Beth geklingelt hatte, war Ana keine zwei Sekunden davon entfernt gewesen, Nathan in ihr Schlafzimmer zu zerren. Oder es gleich auf dem Küchentresen mit ihm zu treiben. Das erste Mal wäre es nicht gewesen.
Ihr Blick musste Bände sprechen, denn Beth verschränkte die Arme und sagte mit nachdenklicher Miene: „Mir kommt der Verdacht, dass du ein Kindermädchen viel nötiger hast als Max.“
„Ach was, es wird nie wieder so weit kommen. Wir haben uns gerade darauf geeinigt, dass wir die Dinge nicht noch weiter verkomplizieren wollen.“
„Das sagt er jetzt …“
„Und er meint es so. Ich glaube, eigentlich wollte er mir nur auf höfliche Weise mitteilen, dass er kein Interesse hat.“
Beth hob die Brauen. „Und warum hat er sich dann an dich rangemacht?“
„Hat er ja gar nicht.“
Einen Moment lang wirkte Beth verwirrt. Dann sah sie Ana mit großen Augen an. „ Du hast ihn verführt?“
„Na ja, ich hab’s versucht.“ Ana zuckte mit den Achseln. „Hat aber nicht funktioniert.“
„Komm her“, sagte Beth und zog sie in ihre Arme.
„Ich bin so eine blöde Kuh“, murmelte Ana.
„Nein, überhaupt nicht.“ Beth löste ihre Umarmung und zwang Ana, ihr in die Augen zu sehen. „Er ist der Idiot, weil er dich damals verlassen hat. Er hat dich gar nicht verdient.“
„Und trotzdem liebe ich ihn noch immer.“ Ana hätte alles dafür gegeben, ihre Gefühle einfach abschalten zu können. Stärker zu sein. Und sich nicht so verdammt verletzt zu fühlen. „Ich bin echt armselig.“
„Du willst eben glücklich sein! Und du willst, dass dein Sohn den Vater bekommt, den du nie hattest. Du willst eine
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