Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
über dich , warnte sie sich selbst.
Warum in Gottes Namen hatte sie ihn berührt? Es war einfach so passiert. Bis er sie gebeten hatte, ihn loszulassen, war ihr nicht einmal klar gewesen, dass ihre Hand auf seinem Arm lag.
Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Fast hoffte sie, dass es Nathan sei, der ihre Verabredung für morgen absagen wollte. Doch es war Beth.
„Na, wie ist es gelaufen?“, fragte sie, nachdem Ana abgenommen hatte.
„Er ist gerade erst gegangen.“
„Und, wie hat er sich entschieden? Will er sich zu Max bekennen?“ Beth war von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass Nathan das Baby wollen und ein toller Vater werden würde. Aber offensichtlich kannte sie ihn schlechter, als sie dachte.
„Er will eine Probezeit.“
„Was?“ Beth kreischte förmlich. „Was soll das denn bitte?“
„Er hat gute Gründe. Unter anderem glaubt er, dass es das Beste für Max ist.“
„Max braucht einen Vater. Das ist das Beste für ihn.“
„Nathan sieht das anders. Offenbar bezweifelt er, dass er ein guter Vater wäre. Und er hat Angst davor, was für berufliche Folgen das Ganze für ihn haben könnte.“
„Und du machst das mit?“
„Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich kann ihn doch zu nichts zwingen. Morgen Abend kommt er wieder, um Max richtig kennenzulernen.“
„Und sonst ist nichts passiert?“
„Hm, ich glaube, er hat versucht, mich zu küssen.“
Beth machte ein entrüstetes Geräusch. „Im Ernst?“
„Ja. Und ich habe ihn … berührt.“
„Was? Wo?“
„Am Arm. Also, eigentlich nur seinen Jackenärmel.“
„Oh.“ Beth klang enttäuscht, als hätte sie gehofft, eine deutlich skandalösere Geschichte zu hören zu bekommen. „Wolltest du denn, dass er dich küsst?“
„Nein!“ Ana hielt inne und seufzte frustriert auf. „Und ja. Ich habe immer noch Gefühle für ihn. Aber er hat mir schon mal das Herz aus der Brust gerissen. Es wäre völlig bescheuert, mich wieder auf ihn einzulassen.“
„Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, Ana.“
„Versprochen.“
„Und versprich mir auch, dass du mich morgen anrufst, sobald er gegangen ist. Falls du moralische Unterstützung brauchst. Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass du keinen Unsinn anstellst.“
„Klingt nach einer guten Idee.“ Auch wenn es ihr überhaupt nicht gefiel, so schwach zu sein, dass sie Hilfe brauchte.
„Du bist die willensstärkste Person, die ich kenne, Ana. Das schaffst du schon.“
Da hatte Beth recht. Sie hatte schon viel Schlimmeres durchgestanden als das hier. Aber warum fühlte sie sich dann kein bisschen stark?
5. KAPITEL
Es war reine Zeitverschwendung gewesen, darüber nachzudenken, ob Max und Nathan miteinander auskommen würden.
Max war völlig begeistert von Nathan. Kaum war sein Vater durch die Tür gekommen, hatte er sich förmlich auf ihn gestürzt. Die letzten zwei Stunden, in denen Ana den beiden beim Spielen zugesehen hatte, waren die herzerwärmendsten, verwirrendsten und beängstigendsten ihres Lebens gewesen.
Für jemanden, der so wenig Ahnung von Babys hatte, bewies Nathan ein erstaunliches Talent. Er war liebevoll und geduldig und hatte keinerlei Berührungsängste. Weder die klebrigen Zwiebackreste auf seinem Designerhemd noch die Saftspritzer auf seiner Hose konnten ihn abschrecken.
Die beiden verstanden sich so prächtig, dass Ana sich zeitweise vorkam wie das fünfte Rad am Wagen. Max war so fokussiert auf Nathan, dass sie genauso gut hätte gehen können. Als es an der Zeit war, das Baby ins Bett zu bringen, war sie fast ein bisschen erleichtert. So konnte sie wenigstens noch ein paar ungestörte Augenblicke mit ihrem Sohn verbringen.
Doch dann fragte Nathan, ob er helfen könne, Max bettfertig zu machen. Seit dem Tag, an dem sie nach der Entbindung aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte Ana nicht ein einziges Mal jemand anderes an diesem Ritual teilhaben lassen. Sie wusste, dass es unfair war, Nathan Vorwürfe zu machen. Aber trotzdem hatte sie das Gefühl, dass er gerade eine Grenze überschritt.
„Und was soll ich jetzt machen?“, fragte Nathan, nachdem er Max seinen Schlafanzug übergezogen hatte.
„Leg ihn einfach ins Bett und deck ihn zu“, erklärte sie. Dann gab sie dem Baby einen Kuss und sah zu, wie Nathan den Kleinen etwas ungeschickt hinlegte und die Decke über ihm ausbreitete.
„Gute Nacht, Max“, sagte er und lächelte auf seinen Sohn hinab, der mit genau demselben Lächeln reagierte.
Alles in Ana schrie
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