Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Er kam vor dem Eingang schleudernd zum Stehen, sprang behände von seinem Rad und stellte es ab. Auf dem Rücken trug er eine gelbe Tasche aus Nylon. Holtz hatte den Eindruck, dass sie ziemlich schwer war, aber dem Fahrradkurier schien das nichts auszumachen. Er drängte sich an Holtz vorbei, der gerade die Tür geöffnet hatte. Der Kurier joggte zum Empfang und nahm die Tasche vom Rücken. Die Wache nahm ihm ein Paket ab und trug es in ein Buch ein. Der Kurier schien es eilig zu haben. Er konnte kaum warten, bis alle nötigen Papiere ausgefüllt waren, und hüpfte von einem Bein aufs andere. Endlich gab ihm die Wache ein Zeichen, und er rannte zu seinem Fahrrad zurück.
Holtz war schon auf dem Weg zum Fahrstuhl, als der wachhabende Beamte ihn anrief.
»Sie sind doch Holtz, oder?«
Er drehte sich um.
»Ja?«
»Das hier ist für Sie«, sagte der Beamte und hielt ihm das soeben eingetroffene Paket hin.
Holtz trat an den Tresen, leistete eine Unterschrift und wurde dann noch gebeten, sich auszuweisen.
»Aber Sie haben mich doch erkannt? Sie haben mir doch nachgerufen?«
»Ich habe die Vorschriften nicht gemacht.«
Holtz seufzte und kramte seinen Ausweis hervor. Die Wache studierte ihn eingehend, nickte dann und reichte Holtz das Paket.
Es handelte sich um einen großen gelben gefütterten Umschlag mit dem Stempel des GFFC in der linken unteren Ecke.
Als Holtz in sein Büro kam, öffnete er den Umschlag mit einem Messer, das er aus der Kantine mitgenommen hatte und das dann irgendwie in seiner Schreibtischschublade gelandet war.
In dem Umschlag fanden sich die Ergebnisse der DNA -Proben, die sie vor dem Brand im Adlerhorst gesichert hatten. Jede Probe war mit dem Vermerk versehen, ob es Entsprechungen in den Datenbanken des GFFC gab. Ein Teil des DNA -Materials stammte von Männern, die wegen irgendwelchen geringfügigeren Straftaten verurteilt worden waren. Es gab auch Übereinstimmungen mit dem Spurenregister, was bedeutete, dass sich diverse Straftaten jetzt aufklären ließen, denn durch die umfassende Ermittlungsarbeit stand inzwischen fest, wer den Adlerhorst in letzter Zeit frequentiert hatte. Holtz stellte mit Befriedigung fest, dass nun einige von ihnen hinter Schloss und Riegel landen würden.
Zwei der Ergebnisse stimmten ihn jedoch nachdenklich. Er legte sie nebeneinander auf den Schreibtisch und nickte versonnen. So allmählich entsteht ein Bild, dachte er, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen.
Ein müdes Trio versammelte sich am späten Nachmittag in Ulf Holtz’ Büro. Holtz hatte aus der Kantine belegte Brote und eine Kanne Wasser geholt. Eigentlich war er dagegen, dass in seinem Büro gegessen wurde, aber er hatte beschlossen, eine Ausnahme zu machen. Pia Levin nahm eines der Brote und schenkte sich ein. Ellen Brandt begnügte sich mit einem Glas Wasser.
»Und? Was sagt ihr?«, fragte Brandt. »Pia, kannst du vielleicht anfangen?«
Pia Levin aß ihr Brot auf und nickte.
»Ich habe eine Theorie«, sagte sie.
»Lass hören«, meinte Holtz.
Levin erzählte von ihrer Reise in den Norden, von der Begegnung mit Anders Hedman und dem Besuch bei Gabriel Marklund. Sie ließ den Vorfall mit dem Straßengraben aus, beschrieb aber anschaulich die Hausdurchsuchung. Als die anderen wissen wollten, wie sie vor dem Staatsanwalt rechtfertigen wolle, dass sie ohne Durchsuchungsbefehl dort eingedrungen sei, antwortete sie ausweichend.
»Die Möglichkeit ergab sich einfach, und schließlich habe ich nichts aus dem Haus mitgenommen«, verteidigte sie sich. »Die Festplatte des Computers ist kopiert. Ihr bekommt einen Bericht, sobald die Leute vom Dezernat für Internetkriminalität sie sich angesehen haben.«
»Sonst noch etwas?«, fragte Holtz.
»Ja. Das hier.« Sie überreichte den anderen Abzüge zweier Bilder, die sie mit ihrer Digitalkamera aufgenommen hatte. »Dieses Foto hat wahrscheinlich einmal im Schlafzimmer von Gabriel Marklunds Adoptiveltern gehangen. Ich habe es im Holzherd gefunden.«
»Und wer sind die Leute?«
»Das ältere Paar sind vermutlich Gabriel Marklunds Adoptiveltern. Das sagt jedenfalls Anders Hedman. Das Kind, das die Frau im Arm hält, ist wahrscheinlich Gabriel. Aber da bin ich mir natürlich nicht sicher.«
»Warum hat jemand versucht, dieses Foto zu verbrennen?«, fragte Brandt.
»Das weiß ich nicht, aber interessant ist es doch? Im Übrigen habe ich das Foto in den Herd zurückgelegt«, sagte Levin.
Holtz betrachtete bereits das zweite Foto. Es
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