Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
zeigte ein Federmäppchen mit drei gelben Bleistiften, einem rosa Radiergummi und einem silbernen Spitzer aus Metall.
»Das braucht nichts zu bedeuten, aber ein sehr seltsamer Zufall ist es wirklich«, sagte er.
»Was?«, fragte Brandt.
Holtz erzählte von den Schulbänken im Adlerhorst, in denen genau dieselben Gegenstände gelegen hatten.
Brandt sah die Fotos an und las ihre Notizen. Dann trank sie einen Schluck Wasser.
»Im Büro im Adlerhorst stand kein Computer. Zu Hause bei Gabriel Marklund gab es einen. Dort lag auch ein Federmäppchen, das genau denselben Inhalt hatte wie die Bänke im Schulungssaal im Adlerhorst. Ist das alles?«, fragte sie skeptisch.
»Ja«, sagte Levin.
»Euch ist doch wohl klar, dass das möglicherweise nichts zu bedeuten hat? Computer gibt es überall. Bleistifte, Spitzer und Radiergummis werden vielleicht an jeder Ecke in solchen Sets verkauft.« Sie klopfte auf das Foto.
Holtz lächelte.
»Was ist jetzt wieder so lustig?«, wollte Brandt wissen.
»Da ist noch etwas. Jonny Andersson hat ausgesagt, dass ein junger Mann, der in irgendeiner Beziehung zu Johan Seger stand, plötzlich in Erscheinung getreten sei. Er sei leicht behindert gewesen. Oder ein Spasti, wie Andersson es zartfühlend ausdrückte.«
»Mit Verlaub, aber auf die Räuberpistolen von Jonny Andersson gebe ich nicht viel«, sagte Ellen Brandt.
»Ich glaube, dass wir in diesem Fall seinen Worten Glauben schenken können. Außerdem hat mir der Ton noch ein weiteres Beweisstück geliefert.« Holtz betätigte einige Tasten seines Computers, woraufhin eine flüsternde, aber deutlich hörbare Stimme aus dem Lautsprecher drang.
»Sie müssen kommen. Sie müssen ganz schnell kommen. Sie schreit. Beeilen Sie sich, beeilen Sie sich!«
Die Stimme wies einen ausgeprägten norrländischen Dialekt auf, und nicht einmal die Angst konnte die schleppende, verschwommene Aussprache verschleiern.
Sie hörten sich das Gespräch ein weiteres Mal an und schüttelten resigniert die Köpfe, als der Anrufer mehrmals vergeblich aufgefordert wurde, seinen Namen und seine Personenkennziffer zu nennen. Nachdem er abschließend gefaucht hatte: »Sie bringen sie vielleicht um« , wurde die Verbindung unterbrochen.
»Ihr glaubt also, dass der unbekannte junge Mann, dieser Spasti, von dem Jonny Andersson erzählte, der Anrufer ist. Und dass es sich dabei …«
»Um Gabriel handelt, allerdings. Ich glaube das nicht nur, ich bin davon überzeugt.« Holtz legte langsam und theatralisch zwei Blätter auf den Tisch. »Das hier ist Johan Segers DNA -Profil«, sagte er und deutete auf das eine. »Diese DNA stammt von einer Kippe, die wir im Adlerhorst gefunden haben.« Er klopfte auf das andere Blatt. »Von einem Joint.«
Levin stieß einen leisen Pfiff aus.
»Ein Verwandter Johans«, sagte sie.
»Jetzt kommen wir ja doch weiter«, meinte Brandt.
»Ein Motiv gibt es auch«, warf Levin ein. »Geld oder Rache oder beides.«
»Ich bespreche mit dem Staatsanwalt, ob dies für eine Ausschreibung zur Festnahme Gabriel Marklunds ausreicht.« Brandt raffte ihre Papiere zusammen und hatte es plötzlich sehr eilig.
Levin ging im Zimmer auf und ab und diskutierte mit Holtz, was sie bislang herausgefunden hatten.
»Herrgott, kannst du nicht stillstehen?«, sagte Holtz. »Dein Herumgetiger macht mich ganz nervös.«
Sie bedachte ihn mit einem Lächeln, drehte ihre letzte Runde und schwang sich dann in eine Fensternische.
»Das wäre ja vollkommen verrückt, wenn er es wäre, oder?«, meinte sie.
»Oder sehr klug. Ein Junge, der von seinem Vater fast getötet worden wäre, kehrt im erwachsenen Alter als Rächer zurück. Klingt fast wie ein antikes Drama«, sagte Holtz.
»Aber warum ausgerechnet jetzt?«
»Das kann man sich wirklich fragen.«
»Vielleicht hat er erst kürzlich erfahren, dass Johan Seger sein Vater ist, und ist deshalb in Aktion getreten. Das Foto im Ofen deutet auf einen Abschluss mit der Vergangenheit hin. Vielleicht ist das ein Indiz dafür, dass er sich verraten fühlt und …«
»Sollten wir diese Analysen nicht der Alfagruppe überlassen?«
Levin lachte und sprang geschmeidig von der Fensterbank herunter.
»Ich glaube, für heute ist es genug.«
»Ja. Jetzt warten wir mal ab, was der Staatsanwalt sagt, und dann wird Marklund zur Fahndung ausgeschrieben. Aber das ist nicht unsere Aufgabe.«
»Nein, allerdings nicht.« Levin schnappte sich ein verwaistes Stück Paprika aus dem Brotkorb und verabschiedete sich.
Als Holtz
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