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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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anzufangen gewusst. Er habe keine Freunde besessen, keine Verwandten und kein Zuhause. Seine Wut habe er durch die Partei kanalisieren und ventilieren können. Recht bald habe er verstanden, dass die Bewegung überwiegend aus ziellosen kleinen Jungen bestand, die sich einer beliebigen Gruppe angeschlossen hätten. Alles sei mehr oder weniger zufällig gewesen. Die meisten dieser Idioten hätten rechts und links nicht unterscheiden können.
    Johan Seger habe, als der Mord in dem kleinen Ort am Ende der U-Bahnlinie begangen worden sei, sofort die glänzende Gelegenheit erkannt. Spenden seien für die Sache eingegangen. Erst sei er nur erstaunt gewesen, und man habe mit dem Geld Partys gefeiert und Schnaps gekauft. Ziemlich schnell sei Seger dann klar geworden, dass das Geld systematisch beiseitegeschafft werden müsse. Vor allen Dingen sei es ihm wichtig gewesen, dass die Geldströme nicht versiegten.
    Der jährliche Neonazimarsch sei eine glänzende Gelegenheit zum Geldsammeln gewesen. Die Summen seien immer größer geworden. Niemand habe gewusst, um wie viel Geld es sich eigentlich gehandelt habe.
    Sie hätten einen Pakt geschlossen.
    Johan habe sich um die Finanzen und den stetigen Geldfluss gekümmert, und er sollte sein Adjutant sein und die Massen in Schach und bei Laune halten.
    »Johan hat sich nie eingemischt, als ich die Jungs mit Partys, Dope und Musik bei Laune hielt. Und ich habe mich nicht in die ideologische Schulung eingemischt.«
    »Und wozu war die gut?«
    »Um unsere Autorität zu wahren, haben wir die Führer ausgebildet. Das funktionierte. Johan war für die Köpfe zuständig, ich für das Pack«, sagte er und lächelte zum ersten Mal, seit Holtz ihm begegnet war.
    »Und die Geheimkammer, was spielt die bei dem Ganzen für eine Rolle?«, fragte Holtz.
    »Dort wurden alle Geschäfte und Transaktionen abgewickelt. Es hat ein Vermögen gekostet, sie herzurichten. Aber da drin konnte sich Johan dann ungestört und unbehelligt um seine Geschäfte kümmern. Ich glaube nicht, dass außer mir noch jemand von dem Raum wusste. Niemand hätte es gewagt, ohne Genehmigung den Schulungssaal zu betreten.«
    »Und wie viel Geld kam rein?«
    »Fünfzig oder sechzig Millionen. Bislang.«
    Holtz pfiff leise.
    »Unglaublich!«
    »Das Ziel waren hundert Millionen. Dann wollten wir uns aus dem Staub machen. Aber wie Sie wissen, kam etwas dazwischen.«
    »Und wo ist das Geld jetzt?«
    »Wenn man das wüsste. Ich habe es jedenfalls nicht. Vermutlich auf einem Nummernkonto in irgendeiner Steueroase.«
    »Weiß sonst noch jemand von diesem Geld?«
    »Nein, meines Wissens nicht. Höchstens noch dieser Schwachkopf, aber nein …«
    »Welcher Schwachkopf?«
    »Johan brachte mal so einen Spasti mit, der den Schulungsraum geputzt und in Ordnung gehalten hat.«
    »Einen Spasti?«
    »Ja. Der ist vor einem halben Jahr aufgetaucht und wurde unser Mädchen für alles.«
    »Was meinen Sie damit, dass er ein Spasti war?«
    »Er konnte nichts richtig. Sprach seltsam. War extrem pedantisch und hat sich immer in Johans Nähe aufgehalten. Und der ließ ihn gewähren.«
    »Und wie gefiel Ihnen das?«
    »Ich habe das mal angesprochen, aber Johan wurde wütend und meinte, ich solle mich um meine Angelegenheiten kümmern. Er kümmere sich um seine. Johan gehörte nicht zu den Leuten, denen man widersprach, ich habe es also auf sich beruhen lassen.«
    »Kannten die beiden sich, bevor er dort auftauchte?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Der Spasti? Keine Ahnung. Er hat sich wie alle anderen dünngemacht. Nach dieser angeblichen Vergewaltigungssache haben Sie die Räume ja beschlagnahmt.« Er strich sich mit der Hand über den Verband, der die Augen bedeckte. »Ich werde langsam müde«, sagte er dann.
    »Das kann ich verstehen. Vielleicht sollten wir uns ja ein andermal weiterunterhalten?«
    »Mal sehen. Ich muss wohl noch eine ganze Weile hierbleiben«, sagte Andersson.
    Holtz erhob sich und ging auf die Tür zu.
    »Hören Sie«, rief ihm Andersson hinterher.
    »Ja?«
    »Haben Sie diesen verdammten Hund endlich erwischt?«
    »Wir arbeiten dran.«
    Der Gegenwind war kräftig, und Holtz klappte den Mantelkragen hoch. Als er mit raschen Schritten das Präsidium erreicht hatte, war ihm warm, und er stellte sich in den Windschatten, um ein paar Mal tief durchzuatmen.
    Das Fahrrad hatte breite Spikesreifen, und der Mann, der damit auf ihn zukam, trug ein enges grünes Trikot, grüne Handschuhe und einen grünen Helm.

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