Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
ihren Tabletts gingen sie zum Salatbüfett, das aus eingelegtem Gemüse und lappigem Eisbergsalat bestand, und suchten sich anschließend einen Tisch neben einer Gruppe Streifenpolizisten, die aus unerfindlichen Gründen in Jacke aßen.
»Wie kommen wir voran?«, fragte Levin mit leiser Stimme.
»Tja, was soll ich sagen. Die operative Führungsgruppe hat beschlossen, dass diese Ermittlung Priorität hat, aber wie du weißt, sind die meisten unserer eigenen Ermittler mit der letzten Welle Raubüberfälle auf Geldtransporter befasst, daher hat man uns zwei Ermittler vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität ausgeliehen.«
»Wirtschaftsstrafsachen? Was wissen die denn von einer Mordermittlung?«
»Davon haben sie natürlich keinen blassen Schimmer, aber andere waren nicht aufzutreiben, und irgendwie können sie uns sicher behilflich sein.«
»Sicher«, erwiderte Levin sarkastisch.
»Wir werden ja sehen, aber jetzt zum Wesentlichen. Erzähl mir, was gestern passiert ist.«
Pia Levin erzählte kurz, wie sie niedergeschlagen worden war, als sie das Terrain abgesucht hatte. Sie hörte selbst, dass die Geschichte im Laufe ihres Berichts immer dünner klang und dass sie das Vorgefallene zu bagatellisieren versuchte. Fast so, als wäre es gar nicht passiert.
Holtz hörte ihr schweigend zu und nickte nur gelegentlich.
»Ich habe das Gelände anschließend noch einmal genau abgesucht, aber nichts gefunden. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Du weißt ja, wie es dort aussieht, nachdem Hunderte den Fußballplatz fluchtartig verlassen haben. Ich hatte übrigens eine Streifenbeamtin als Unterstützung dabei. Sie heißt Marie.«
»Ach, und warum?«
»Warum sie Marie heißt?«
»Nein, warum du sie mitgenommen hast.«
»Ich brauchte Gesellschaft. Außerdem …« Sie trank einen Schluck Wasser.
Ulf Holtz rührte lustlos in seiner Suppe, fand nichts darin, was er hätte essen wollen, und wartete darauf, dass Levin weitersprechen würde.
»Ich bekam Angst. Ich wollte nicht allein zurückgehen.« Sie sah verlegen aus.
»Du, auch eine Polizistin darf Angst haben«, sagte Holtz mit einem schiefen Lächeln. »Aber die Sache ergab also nichts?«
»Nein. Wie auch immer, wir sollten uns auf den Lastwagen und die Waffe konzentrieren. Wie läuft es damit?« Levin schob sich eine große Gabel Nudeln in den Mund.
»So weit bin ich noch nicht, aber heute Nachmittag werde ich einen Bogenschützenverein besuchen, der eine Abteilung für Armbrustschützen hat«, sagte Holtz.
Sie sprachen weiterhin über die Ermittlung, während sie die Mahlzeit beendeten. Holtz verzog bei jedem Löffel den Mund und aß Brot, um satt zu werden. Levin aß wie immer alles auf.
»Darf ich?«, fragte sie und deutete auf Holtz’ unberührten Salatteller.
»Natürlich. Nimm nur.« Er verfluchte sich innerlich dafür, dass er wieder einmal das Personalrestaurant aufgesucht hatte, obwohl er sich vorgenommen hatte, das nie wieder zu tun.
D as Haus war blaugrau angestrichen. Als Ulf Holtz vorfuhr, sah er, dass es sich um zwei miteinander verbundene Baubaracken handelte, die von einer großen Terrasse umgeben wurden. Auf der Terrasse lag der Schnee recht hoch, aber an einigen Stellen schimmerte grünliches, imprägniertes Holz durch, das relativ neu wirkte.
Er parkte neben einem Kleinbus, an dessen Heck eine Rampe aus Aluminium montiert war. Vor dem Eingang des Gebäudes stand ein Schild, eine Zielscheibe mit einem Stern in der Mitte.
Den Namen und die Adresse des Bogenschützenvereins hatte er von Marianne, dem Mädchen für alles, bekommen, und nach einem Telefonat mit einer offenbar zuständigen Person hatte er beschlossen hinzufahren. Der Verein lag einige Dutzend Kilometer südlich unweit der Autobahn.
Die Schneedecke war dick und schwer. Es war wärmer geworden, aber Holtz fror trotzdem. Er schaltete den Motor aus und blieb eine Weile sitzen. Das Vereinshaus lag hübsch an einer Waldlichtung, und er sah trotz der Dämmerung, wie sich die Landschaft vor dem Gebäude weitete. Wogendes, weißes Land. Er stellte die Musik ab, knöpfte seinen Mantel zu und öffnete die Tür. Es war vollkommen still. Er holte ein paar Mal genüsslich tief Luft. Es roch nach Schnee und Wald. Nach ein paar Sekunden seufzte er tief.
Der Weg zur Terrasse war ordentlich geräumt und gestreut. Ihm fiel auf, dass es neben der breiten Treppe eine Rampe gab. In einer Ecke der Terrasse stand ein schneebedeckter Grill, bestehend aus einem halben Ölfass auf ein paar
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