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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Armbrust benutzt, daher wolle er möglichst viel über die Funktionsweise dieser Waffe und die Schützen in Erfahrung bringen.
    Insgeheim fragte er sich, ob diese Geheimnistuerei wirklich notwendig war. Während der beiden Tage, die seit dem Mord vergangen waren, waren die Zeitungen voll von Informationen und Hypothesen gewesen. Die Tat war natürlich in allen Zeitungen und Nachrichtensendungen die wichtigste Meldung gewesen, aber bislang hatte die Polizei die Information über den Pfeil geheim halten können. Marcus Koster schien Holtz’ Besuch auch nicht mit dem Mord in Zusammenhang zu bringen. Oder vielleicht zog er es nur vor, sich nicht darüber zu äußern.
    »Es gibt nur relativ wenige Armbrustschützen, die an Wettkämpfen teilnehmen. In diesem Verein sind es nur eine Handvoll, da es sich eigentlich um einen Bogenschützenverein handelt.«
    »Ist das schwer? Ich meine, mit einer Armbrust zu schießen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Die meisten können bereits nach wenigen Stunden ganz manierlich schießen. Es ist auch nicht schwerer, als mit einem normalen Gewehr zu schießen. Bogenschießen ist viel schwieriger.«
    »Jeder kann also innerhalb weniger Stunden ein guter Schütze werden?«
    »Vielleicht nicht unbedingt gut, aber alle können lernen, auf zwanzig oder dreißig Meter Entfernung ein Ziel zu treffen, wenn das Visier richtig eingestellt ist. Mit einem Laserzielfernrohr ist das ziemlich einfach.«
    »Und auf größere Distanz?«
    »Das ist etwas ganz anderes. Äußerst wenige treffen eine Zielscheibe aus achtzig bis hundert Metern.«
    »Und warum ist das so schwierig?«, fragte Holtz und schob das letzte Stück seines belegten Brotes mit Streichkäse und Gurke in den Mund.
    »Die Pfeile sind sehr windempfindlich. Beim geringsten Windhauch kann die Abdrift mehrere Meter betragen. Um den Wind zu kompensieren, braucht man eine moderne Armbrust mit sehr großer Kraft. Nur damit kann man große Weiten erzielen, und der Pfeil bleibt im Ziel stecken.«
    »Und wer besitzt so eine Armbrust?«
    »Ein paar hundert, vielleicht tausend Leute. In der Theorie ist es nicht erlaubt, eine Armbrust ohne Lizenz zu besitzen, und eine Lizenz erhält man nur, wenn man Mitglied in einem Verein ist.«
    »Einem Verein wie diesem?«
    »Genau.«
    »Was meinen Sie mit ›in der Theorie‹?«
    »Als Polizist müsste Ihnen das eigentlich klar sein. Waffenscheine sind in der Theorie eine prima Angelegenheit, aber es gibt sicher unzählige Besitzer einer Armbrust, die keine Genehmigung haben und auch nicht Mitglieder eines Vereins sind. Also genau wie bei allen anderen Waffen. Und die Jäger haben dafür mit Sicherheit keinen Waffenschein.«
    »Die Jäger?«
    »Leute, die Rehe und Wildschweine mit der Armbrust jagen, besitzen dafür garantiert keine Genehmigung. Das ist nämlich verboten.«
    Ulf Holtz nickte. Er hatte sich den kurzen Gesetzestext angesehen, der Besitz und Gebrauch einer Armbrust regelte. Er wusste, dass die Jagd mit der Armbrust immer noch verboten war, obwohl die Jägerlobby größte Anstrengungen unternommen hatte.
    Er wandte sich zum Fenster. Auf der zerkratzten Fensterbank lagen tote Fliegen vom Sommer neben ein paar vertrockneten, starren Hummeln. Vor dem Fenster erstreckte sich eine große Wiese. Eine weiße, offene Landschaft. Fünf Zielscheiben aus Stroh auf dreibeinigen Stativen standen verlassen im Schnee. Das Bild erinnerte Holtz an ein Stillleben.
    In diesem Augenblick tauchten zwei Rehe auf dem erleuchteten Platz vor dem Gebäude auf. Sie blieben stehen und nahmen die Witterung auf. Fasziniert sah Holtz sie an. Sie regten sich nicht.
    »Sie werden langsam hungrig, da sie bei dem vielen Schnee kein Futter mehr finden. Manchmal nagen sie etwas an den Zielscheiben«, sagte Marcus Koster, nachdem ein paar Minuten verstrichen waren.
    Holtz nickte. Eines der Rehe drehte den Kopf in seine Richtung, als würde es ihn ansehen. Dann bewegte sich das andere Reh, und wie auf ein Signal wandten beide ihren Betrachtern das Hinterteil zu und liefen in weiten Sprüngen über die Wiese und in den Wald.
    »Wirklich schöne Tiere«, sagte Holtz.
    »Allerdings.«
    »Und wie funktioniert so eine moderne Armbrust?«, fragte Holtz.
    »Ich zeige es Ihnen.« Koster setzte routiniert mit seinem Rollstuhl vom Tisch zurück und rollte zur Haustür. Ulf Holtz wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, nahm seinen Mantel und ging hinterher.
    Marcus Koster hatte Mühe beim Anziehen seiner Jacke. Er öffnete die Haustür und

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