Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
unbedingt beliebt«, stellte Höög fest.
»Als Allererstes müssen wir Johan Segers Netzwerk unter die Lupe nehmen. Die Sicherheitsabteilung hat damit bereits angefangen. Ich werde die Ermittlung selbst leiten, gemeinsam mit dem Staatsanwalt natürlich.« Ellen Brandt nickte Mauritz Höög zu. Dieser lächelte sie an. Dann wandte sich Brandt an Holtz. »Ulf, was hast du über den Tatort zu berichten?«
Als Holtz den Mund öffnete, legte eine Bohnermaschine vor der geschlossenen Glastür los, deren obere Hälfte aus Milchglas bestand. Er hob die Stimme, um den Lärm zu übertönen, und betrachtete gleichzeitig die sich langsam bewegenden Beine in grauer Hose, die das Gerät vor sich her schoben. Die Maschine ließ eine breite nasse Spur hinter sich zurück, und das Brummen wurde leiser.
»Bislang haben wir nicht sonderlich viel«, sagte er. »Wir glauben, dass es sich um einen Pfeil aus einer Armbrust handelt, aber wir sind uns nicht sicher, und wir wissen auch nicht, von wo der Pfeil abgefeuert wurde. Es ist auch fraglich, ob wir diesen Platz finden, da vermutlich alle Spuren von Hunden und Menschen zerstört worden sind. Der Ort wird sich jedoch ungefähr mit Hilfe von Schussabstand und Winkel errechnen lassen …«
»Wie weit kann man mit so einem Armbrust schießen?«, wollte der Ermittler im Rentierpullover wissen.
»So einem?«
»Was?«
»Es heißt eine Armbrust.«
»Willst du mich …«
»Immer mit der Ruhe, das war nur ein Scherz.«
»Ich weiß es nicht. Ich werde es aber noch herausfinden«, sagte Holtz und genoss dabei auf unerklärliche Weise seine sprachliche Überlegenheit.
»Habt ihr irgendetwas von Bedeutung bei dem Lastwagen gefunden?«, fragte Höög.
»Nein, nicht direkt, aber wir haben einige Funde gemacht, auf die ich später noch zurückkommen werde. Wir müssen sie erst noch analysieren. Es ist auch eine Person am Tatort beobachtet worden, aber das wird Pia Levin später referieren.«
»Tja, dann fangen wir an«, sagte Ellen Brandt.
Der Ermittler in Anzug widmete sich wieder seinem Handy. Ulf Holtz verließ den Raum ebenso ratlos, wie er ihn betreten hatte. Er fand nicht, dass er irgendetwas erfahren hatte, das die Ermittlung weitergebracht hätte, aber er hoffte, Ellen Brandt und Mauritz Höög hatten die Lage trotzdem einigermaßen im Griff. Er öffnete die schwere Glastür zum Treppenhaus und drückte auf den Aufwärtsknopf des Fahrstuhls. Zweimal fuhr einer der drei Aufzüge auf dem Weg nach oben an ihm vorbei, ohne zu halten. Er fluchte über die scheinbar vollkommen willkürliche Programmierung. Nach einigen weiteren Minuten gab er auf und beschloss, zu Fuß zu gehen. Statt sich jedoch drei Treppen aufwärts in den sechsten Stock zu begeben, ging er nach unten.
Im Foyer herrschte reger Betrieb. Es war Mittag, und alle schienen es eilig zu haben. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer aus dem Verzeichnis. Pia Levin antwortete nach zweimaligem Klingeln.
»Hallo, ich bin das. Wollen wir mittagessen? Nein, wir müssen hier im Haus essen, ich habe keine Jacke dabei. Okay, ich warte«, sagte er und beendete das Gespräch. Er setzte sich auf eine der unbequemen Designer-Bänke. Das frischrenovierte Marmorfoyer wurde vom Eingang für die Öffentlichkeit durch eine Glaswand abgetrennt. Zwei mit einem Codeschloss versehene Schwingtüren verbanden die beiden Bereiche. Er betrachtete die Leute auf der anderen Seite, die darauf zu warten schienen, von jemandem mit Zugangsberechtigung zu den hinteren Räumen des Präsidiums abgeholt zu werden. Die Glaswand war neu und hatte eine Ziegelwand mit darin eingelassener unscheinbarer Tür ersetzt. Er vermutete, dass das Glas die neue Offenheit der Polizei symbolisieren sollte. Einblick für alle.
»Hallo! Woran denkst du denn gerade?«
Er lächelte Levin an.
»Offenheit. Komm, wir gehen in die Kantine. Mit etwas Glück gibt es dort sogar was Essbares«, sagte er und ging vor ihr her zum Personalrestaurant im Innenhof, der von den hohen Gebäuden gesäumt wurde, die sämtliche Abteilungen der Polizei beherbergten.
Es gab nichts Essbares, jedenfalls nichts, was die Summe wert war, die man für ein Mittagessen anlegen sollte, fand Holtz, nahm dann aber doch eine Fischsuppe diffusen Ursprungs und mit unergründlichen Zutaten. Sie hatte einen exotischen Namen, was vermutlich bedeutete, dass sie hauptsächlich nach Curry schmeckte. Levin nahm ein Nudelgericht, das seinem italienisch klingenden Namen nicht gerecht wurde. Mit
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