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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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rollte die Rampe hinunter auf den Minivan zu. Ulf Holtz folgte ihm und verspürte das dringende Bedürfnis, ihm behilflich zu sein, den Rollstuhl zu schieben und Türen zu öffnen, aber etwas hielt ihn davon ab. Er wusste nicht, wie er sich benehmen sollte, er kannte niemanden, der im Rollstuhl saß. Eine ältere Tante von ihm war sehbehindert gewesen und immer wütend geworden, wenn er versucht hatte, ihr zu helfen. Er konnte das irgendwie verstehen. Koster schien keine Hilfe zu benötigen.
    »Stehen Sie nicht rum! Helfen Sie mir bei der Hecktür, die klemmt manchmal, und dann kriege ich sie nicht auf.«
    Holtz errötete und eilte herbei, um zu helfen. Was ist eigentlich mit mir los, dachte er und öffnete energisch die Tür.
    Der Boden des Minivans bestand aus geriffeltem Aluminium. Ein Scheinwerfer an der Decke warf einen grellen Lichtstrahl darauf. Das Licht funkelte in den Rillen des Metalls. Im Laderaum lagen drei Bogen und eine große Tasche.
    »Geben Sie mir die Tasche«, sagte Koster und nickte ins Innere des Fahrzeugs.
    Holtz beugte sich vor und nahm die Tasche. Sie war leichter, als er erwartet hatte.
    Koster nahm sie entgegen, legte sie auf die Knie und öffnete sie langsam. Die Armbrust war ordentlich in Schaumstoff verpackt. Die Waffe war in Tarnfarbe lackiert, und in einem Seitenfach steckten sechs Pfeile. Sie waren schwarz und hatten gelbe Steuerfedern. Holtz fiel auf, dass sie länger waren als der Pfeil, der Styrbjörn Midvinter getötet hatte.
    »Hier«, sagte Koster und reichte Holtz die Waffe.
    Er nahm sie entgegen. Der schöne Kolben lag ausgezeichnet in der Hand. Die Waffe strahlte Eleganz und Kraft aus. Holtz legte sie an der Schulter an und spähte durch das Zielfernrohr.
    »Die liegt gut in der Hand. Darf ich sie mal ausprobieren?«
    »Natürlich. Sie sind doch Polizist, oder?«, erwiderte Koster mit einem schiefen Lächeln und nahm die Waffe zurück. Er setzte eine Kurbel am Ende des Kolbens an und befestigte einen Haken an der Bogensaite. Nachdem er ein paar Mal gekurbelt hatte, war die Armbrust schussbereit.
    »Ich habe nicht so viel Kraft im rechten Arm«, sagte er, um die Kurbel zu erklären.
    Anschließend suchte er einen Pfeil aus, reichte Holtz die Waffe und erklärte ihm, wie der Pfeil eingelegt wurde und wie die Sicherung funktionierte.
    »Halten Sie den Daumen nach unten, damit die Sehne nicht die Daumenspitze mitnimmt«, sagte Koster.
    Holtz folgte seinen Anweisungen, legte die Waffe an die Schulter, zielte auf einen Baum in zwanzig Meter Entfernung und drückte behutsam ab.
    Pia Levin sah erstaunt Ulf Holtz an, der zurückgelehnt auf dem Bornholm-Sessel in seinem Büro saß und anschaulich erzählte, mit welch ungeheurer Kraft der Pfeil zwischen zwei Bäumen verschwunden war und durch die Reibung ein schwacher versengter Geruch zurückgeblieben war.
    »Hundert Meter pro Sekunde. Er war einfach weg. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, man würde den Pfeil im Flug sehen. Aber er war einfach weg«, sagte er in einem Tonfall, den sie an ihm gar nicht kannte. Kindliche Verzückung vielleicht.
    »Habt ihr den Pfeil gefunden?«
    »Nein. Ich habe eine Weile gesucht, aber den kann man vermutlich abschreiben.«
    »Gab es sonst noch irgendwelche Erkenntnisse? Einmal abgesehen davon, dass es ein irres Gefühl ist, einen Pfeil im Wahnsinnstempo in die Unendlichkeit zu befördern, meine ich.«
    Er hob den Blick und sah sie an, war sich aber nicht sicher, ob sie sich über ihn lustig machte.
    »Ja, einige. Nicht zuletzt, dass ein Armbrustschütze der Mörder sein könnte.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber das besprechen wir dann, ich will erst einmal wissen, wie weit du gekommen bist.«
    Levin erhob sich und ging im Zimmer auf und ab, während sie erzählte, was die Assistenten und sie in Erfahrung gebracht hatten. Das meiste war Holtz bekannt. Ab und zu warf er eine Frage ein. Es ärgerte ihn, dass es ihnen nicht gelungen war, den Standort des Schützen zu finden. Levin hatte den ganzen Tag damit verbracht, mit Hilfe eines Lasermessgerätes mögliche Abschussstellen ausfindig zu machen, wobei sie in ihren Berechnungen von dem Winkel ausging, den der Pfeil zu Midvinters Hals bildete. Sie hatte herausgefunden, dass der Schütze unmittelbar außerhalb des Feldes an der Längsseite des Fußballplatzes gestanden haben musste, gegenüber dem seine letzte Rede haltenden Neonaziführer. Möglicherweise hatte er auch auf dem Platz selbst gestanden, aber das schien sehr

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