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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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verstorben, keine Geschwister. Sie ist ledig. Schien häufig wechselnde Partner zu haben, behauptet jedenfalls ihre Nachbarin. Sie arbeitete bei der Bayerischen Vereinsbank als Filialleiterin. Der Doc meinte, sie sei schon mehrere Tage tot, genauer könne er das erst nach der Obduktion sagen. Das wirst du also später noch erfahren.“
    „Und weiter?“
    „Unter dem Kehlkopf hat sie einen Einschnitt. Der Doc hat ziemlich lange darüber gegrübelt, wollte sich mir gegenüber aber auf keine Spekulationen einlassen. Aber du redest ja gleich noch einmal mit ihm.“
    „Sonst noch was?“
    „Keine Vorstrafen. Ich gehe jetzt mal ins Badezimmer und schaue mich dort um.“
    Robert war erstaunt: Andrea machte ihre Arbeit wirklich gründlich. Sie würgte, als sie das Bad ansteuerte.
    Er sah sich sorgfältig um. Die Leute von der Spurensicherung würden sich noch ein wenig gedulden müssen, bevor sie mit ihrer Arbeit im Schlafzimmer beginnen konnten.
    Der Raum war klein und ordentlich aufgeräumt, als hätte jemand das Zimmer vor kurzem gründlich gesäubert. In einem Aschenbecher, der neben dem Bett auf einem aufgeschlagenen Modemagazin stand, lag ein Zigarettenstummel, an dem Lippenstiftspuren klebten. Hirschau nahm ihn und steckte ihn in eine Plastiktüte. Auf dem kleinen Glastisch neben dem Bett lagen eine Taschenlampe, ein Paket Papiertaschentücher, ein Lippenstift und ein Buch. Nichts Auffälliges. An einer Pinnwand hingen Fotos von einem strahlenden blonden Wesen, das das Leben genoss. Ein fröhliches Mädchen im Kreis der Familie, eine Abiturientin beim Abschlussball und eine selbstbewusste junge Frau in einem dunkelblauen Hosenanzug, umringt von ihren Kollegen vor dem Gebäude der Vereinsbank. Robert nahm das Familienfoto von der Pinnwand und steckte es ebenfalls in eine Plastiktüte. Ein Lover war nicht zu entdecken. Er hatte den Eindruck, als fehlten ein paar Fotos, weil es größere Abstände zwischen den Bildern gab. Ansonsten war das Zimmer sehr schlicht, fast schon spärlich eingerichtet.
    „Welchen Tag haben wir heute?“, fragte Andrea aus dem Badezimmer.
    „Den achten Mai. Warum?“
    „Ich meine den Wochentag.“
    „Freitag. Warum?“
    Andrea kam mit einer Medikamentenschachtel aus dem Bad und hielt sie hoch. „Weil die letzte aus der Folie gedrückte Pille mit Samstag beschriftet war, und in ihrem Kalender ist am Freitag, dem ersten Mai, das letzte P wie Pille eingetragen.
    „Gib mal den Kalender her. Woher hast du ihn?“
    „Die Jungs von der Spurensicherung haben ihn mir vorhin in die Hand gedrückt.“
    „Lass mal sehen.“
    Hirschau blätterte den Kalender durch. Immer wieder tauchte in regelmäßigen Abständen ein „P“ auf.
    „Merkwürdig.“
    „Was ist merkwürdig?“ Andrea schaute ihm über die Schulter.
    „Na, es sieht so aus, als hätte Julia ab Samstag, dem zweiten Mai, alle Aktivitäten eingestellt, einschließlich der Einnahme ihrer Antibabypille. Sieh nur, alle Termine vor dem zweiten Mai sind entweder sauber abgehakt oder durchgestrichen. Für jeden Termin hat sie eine kurze Bemerkung gemacht. Wie hier: Katja. Tennis fünfzehn Uhr, abgehakt, und darunter: Habe sie in Grund und Boden gespielt . Dazu ein lächelnder Smiley. Oder: Veronika. Kaffee zwanzig Uhr, abgehakt. Dazu die Bemerkung: Hat sich die Seele aus dem Leib geheult . Mit einem weinenden Smiley. Zu jedem Treffen gibt es eine Bemerkung und einen passenden Smiley. Ab dem zweiten Mai fehlen die abgehakten Termine und Bemerkungen. Also müssen wir davon ausgehen, dass sie seitdem tot ist.“
    „Ich knöpfe mir morgen die Nachbarschaft vor und checke die Termine nach dem zweiten Mai. Vielleicht haben wir Glück“, sagte Andrea.
    „Okay.“ Robert gab ihr den Terminkalender zurück. „Ich gehe morgen als Erstes in die Gerichtsmedizin“, meinte er.
    In diesem Moment kamen die Kollegen mit dem Blechsarg die Treppe herauf.
    „Sind die Fotos schon gemacht worden?“, fragte Hirschau Andrea.
    Sie nickte.
    „Noch einen Augenblick“, rief er zu den Trägern und drehte sich zu der Toten um. Die Leiche sah aus, als hätte sich eine Marionette nach ihrem Spiel hingelegt. Ein faulendes Wesen, das man vergessen hatte. Er fragte sich, was die verstreuten Teerosen bedeuten sollten. Dornröschen, dachte er. Nur auf das Brutalste entstellt.
    „Ihr könnt sie mitnehmen“, murmelte er schließlich.
    „Robert?“ Andrea drückte das Taschentuch fest an ihre Nase. „Kann ich auch gehen? Ich glaube, ich habe für heute genug

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