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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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musste, stand auf Mittwoch. Dann war morgen Donnerstag. Morgen würde Jakob in der Blockhütte auf ihn warten.

Kapitel 23
    Nirgendwo in München war das Leben so aufregend und bunt wie in Schwabing, wo während der letzten Jahrzehnte lebensfrohes Studentenvolk die alten Wohnhäuser bezogen hatte.
    Er hatte die junge Frau mit den blonden Locken und dem vollkommenen Lächeln zufällig in der Nähe des Restaurants Dalaman in der Wilhelm-Hertz-Straße gesehen, als sie gerade die Haustür aufschloss. Daraufhin war er in seinen nur wenige Meter entfernt geparkten Mercedes gestiegen und hatte den ganzen Tag auf sie gewartet.
    Als sie am späten Nachmittag endlich ihre Wohnung verlassen hatte, war er ihr im Wagen wie ein Schatten gefolgt.
    ***
    Das erste Mal war Rebecca der gelbe Mercedes auf dem Parkplatz des Supermarkts aufgefallen, als sie ihre Einkäufe für die nächsten Tage im Kofferraum ihres klapprigen Peugeots verstaute. Obwohl es schon fast dunkel war, leuchtete ihr die intensive Farbe entgegen. Im Vorbeigehen meinte sie, auf dem Rücksitz einen Mann ausgemacht zu haben, der auf dem Boden nach etwas zu suchen schien.
    Nervös schaute sie in den Rückspiegel. Vielleicht irrte sie sich. Vielleicht fuhr der Wagen ja nur zufällig hinter ihr her.
    Ich bin müde, und ich sehe zu viele Krimis, dachte sie. Ein Messer im Rücken, eine Pistole mit Schalldämpfer oder ein Tropfen Gift an einer Nadel, die eine Haut durchbohrt. Und jetzt ein gelber Mercedes, von dem du glaubst, dass er es auf dich abgesehen hat. Fahr, so schnell du kannst, nach Hause, iss eine Kleinigkeit, nimm ein Bad und geh ins Bett.
    Sie musste sich zusammenreißen, damit sich ihr Blick nicht am Rückspiegel festsaugte. Als sie sah, dass der Mercedes aufrückte, beschleunigte sie.
    Schweiß trat auf ihre Stirn. Die Kopfschmerzen, die sie seit zwei Stunden quälten, hämmerten immer heftiger gegen ihre Schläfen. Die hellen Blitze, die sie verschwommen im Rückspiegel wahrnahm, ließen ihre Augen tränen.
    Nur noch wenige Minuten, dann war sie zu Hause. Erneut erhöhte sie das Tempo und fuhr mit hundert Stundenkilometern auf die Kreuzung zu. Nur noch wenige Meter bis zur Wallnerstraße. Die Ampel zeigte Rot, sie hielt an. Auch der gelbe Mercedes hinter ihr stoppte. Ein Mann stieg aus. Blitzschnell drückte sie auf die Fensterverriegelungen an der Fahrer- und Beifahrertür. Ein Kälteschauer lief ihr über den Rücken. Im Seitenspiegel sah sie, dass der Mann, der langsam auf ihr Auto zukam, fast zwei Meter groß war und einen kurzen Pferdeschwanz trug.
    Er klopfte an ihre Scheibe. Er lächelte und sagte, dass ihr Rücklicht defekt sei.
    Rebecca nickte. „Danke“, antwortete sie gequält.
    Als die Ampel gelb wurde, fuhr sie mit quietschenden Reifen davon.
    Wenig später gab ihr Rückspiegel Entwarnung: kein Licht, das sie blendete, kein Wagen, der sie verfolgte. Sie lächelte. Das muss an meiner Schwangerschaft liegen, oder ich sehe wirklich zu viel fern.
    Sie fuhr auf den Parkplatz neben ihrem Haus, stieg aus dem Fahrzeug, öffnete den Kofferraum und holte die Einkaufstüten heraus. Dann schloss sie den Wagen ab und lief zum Haus. Sie stellte die Tüten auf den Boden und kramte in ihrer Handtasche nach dem Haustürschlüssel.
    „Guten Abend, meine Vollkommene“, flüsterte ihr jemand ins Ohr.
    Sie drehte sich um und sah das Böse.
    Es war das Gesicht, das in ihrer Kindheit durch das Schlafzimmerfenster schaute, wenn alle anderen im Haus schliefen.
    Es war das Lächeln, das sie mitten in der Nacht aus ihren Alpträumen aufschrecken ließ. Es war der böse Mann ihrer Kinderträume, der mit dem Rasiermesser kleine Kinder umbrachte.
    Sie wusste, dass er heute Abend gekommen war, um sie zu holen.
    Rebecca, die im vierten Monat schwanger war, spürte einen Einstich und verlor das Bewusstsein.
    Die Nacht war still, und die Stadt schlief, als Jakob sie mit dem Mercedes zu seinem Geländewagen brachte und in den Laderaum legte.
    ***
    In der Nacht, in der Rebecca bewusstlos in seinem Land Cruiser lag, träumte Jakob. Er sah sich in dem kalten Raum mit den nackten Bruchsteinwänden liegen und sich auf einer harten Matratze hin und her wälzen. In seinen Träumen schnarchte und hustete er, um Gleichgültigkeit vorzutäuschen, obwohl das Alleinsein an diesem Ort schlimmer war als überall sonst und er mit Gewissheit nicht würde einschlafen können.
    Durch das Schlüsselloch beobachtete er, wie seine Mutter in der Küche mit grazilen Bewegungen den Pinsel über

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