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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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ihre Fingernägel gleiten ließ; sie waren zartblau wie der sommerliche Himmel. Jemand klingelte an der Tür. Kurz darauf hörte er ihr Lachen.
    Wieder blickte er durchs Schlüsselloch, aber er sah nur die Stiefel des Mannes. Der ging den Gang entlang in die Küche. Die Tür blieb offen, er legte Geld auf den Tisch und zog sich aus. Die makellose Hand seiner Mutter umfasste seinen erigierten Penis. Wütend und mit einem Gefühl des Ekels wandte sich Jakob ab und begann zu weinen. Schluchzend riss er seiner Puppe die rechte Hand ab und warf sie in eine dunkle Ecke.

Kapitel 24
    Lukas war im Baumhaus vollauf mit seinen Marionetten beschäftigt. Er liebte jede einzelne von ihnen. Wenn er mit ihnen spielte, ihre Gelenke an den Schnüren führte, erinnerte der Gang ihn an seinen eigenen. Noch immer zog er sein Bein ein wenig nach, besonders dann, wenn der Regen sich ankündigte und die Luft feucht wurde.
    Rasch fesselte er mit einer Schleife die Handgelenke der Marionetten und legte sie behutsam zu seiner Kamera in den Leinenbeutel.
    Bald würde der große Marionettenspieler zurückkommen, der ihn mein Sohn nannte und den mein Vater zu nennen er sich verbat. Er wusste, dass er kam, denn er hatte die Zeichen gesetzt, und er, Lukas, hatte sie verstanden. Der Vater hatte ihm die Schlüsselgewalt über seine Blockhütte gegeben, und er hatte die Schlüssel wie seinen Augapfel gehütet. Er hatte sein Haus mit blauen Seidentüchern geschmückt und immer darauf gewartet, dass er zurückkam.
    Wenig später setzte er sich auf die Bank vor dem Schuppen und wartete auf die Rückkehr des großen Spielers. Das Sonnenlicht spiegelte sich träge im Wasser des bleigrauen Weihers, als sei es der Mühsal des Tages überdrüssig. Nervös nippte er an seiner Cola. Ob Jakob wirklich kommen würde? Es war bereits Viertel nach fünf, und nirgends war ein Auto zu sehen.
    Er hatte immer gehofft, dass er eines Tages zu ihm zurückkehren würde. Einen Sohn ließ man nicht im Stich. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn Jakob ihn in das fremde Land mit den bunten Vögeln mitgenommen hätte. Doch das hatte er nicht gewollt.
    „Zuerst muss ich dort ein Zuhause für uns beide schaffen, mein Sohn. Ich kann dich jetzt noch nicht mitnehmen. Es wäre zu gefährlich für dich“, hatte er gesagt. „Es gibt dort nicht nur bunte Vögel, sondern auch wilde Tiere; Schlangen, so groß, dass sie dich mit ihrem Körper erdrücken können, oder kleine Fische, die dich binnen weniger Sekunden auffressen, wenn du im Fluss schwimmst. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Aber ich komme zurück und werde dich holen, das verspreche ich dir.“
    Plötzlich hörte Lukas das Geräusch eines Autos; kurz darauf erkannte er in der Ferne die Staubwolke des Land Cruiser. Freudig erregt sprang er auf und lief Jakob entgegen.
    ***
    Jakob hatte ihn anders in Erinnerung. Der verwirrte Mann, der wie ein Kind auf ihn zurannte und ihn stürmisch begrüßte, war um viele Jahre gealtert und stark abgemagert; das lichte Haar hatte er fahrig nach hinten gekämmt, und die dunkelbraune Hose und die blaue Jacke waren mindestens zwei Nummern zu groß.
    „Wie ich sehe, hast du die Puppe gefunden, Lukas. Wie geht es dir, mein Sohn? Wir haben uns immerhin viele Jahre nicht gesehen.“
    Lukas grinste und nickte heftig. „Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist.“
    „Komm, lass uns in die Hütte gehen.“
    Lukas zeigte auf die Fußmatte vor der Hütte. „Nein, zuerst guckst du unter … Da!“
    „Hast du für mich Fotos gemacht?“, fragte Jakob erstaunt.
    „Ja!“ Lukas stand zappelnd neben ihm.
    Jakob nahm den braunen Umschlag, öffnete ihn und betrachtete die alten Fotos von Julia.
    „Du weißt noch immer, was ich mag. Das ist gut, sehr gut. Ich sehe, du hast mich wirklich vermisst.“ Er klopfte ihm auf die Schulter. „Komm, mein Junge, wir gehen zum Baumhaus, und du erzählst mir, wie es dir in den vergangenen Jahren ergangen ist.“
    „Nein!“ Lukas zeigte mit dem Finger in Richtung Blockhütte und wackelte unkontrolliert mit dem Kopf. „Erst … mein Begrüßungsgeschenk.“
    „Ah!“, sagte Jakob und ging mit ihm lächelnd zur Blockhütte. „Dann stoßen wir doch erst mal gemeinsam auf meine Rückkehr an.“
    Stolz übergab Lukas ihm den Schlüsselbund, den er grinsend an sich nahm, um die Tür zu öffnen. Er wollte laut loslachen, doch als er in Lukas’ erwartungsvolles Gesicht blickte, beherrschte er sich.
    Die Hütte war geschmückt mit den blauen

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