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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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mit seinem Taschenmesser das geheime Zeichen der Macht 10 + 5 = Gott ein.
    „Eu so o mestro de sua salma“, flüsterte er. „Ich bin der Meister deiner Seele.“
    Er tastete den Besteckbeutel in seiner Jackentasche ab: Skalpell, Einwegspritzen, eine Ampulle Succinylcholin und Rompun sowie zwei Ampullen Ketamin. Es gab viele Möglichkeiten, sich Katharinas Ebenbildes zu entledigen. Er erhob sich und schaute zum Kirchturm, der Blick finster und unheilvoll.
    Später würde er durch die dunklen Straßen streifen und zu dem Haus vordringen, in dem sie lebte. Wenn sie nicht zu Hause sein sollte, würde er sie finden. Bald.
    Aber vorher entdeckte er am Abend in Schwabing eine junge Frau, die in ihm etwas auslöste, das er nicht unter Kontrolle hatte.

Kapitel 22
    Jakob fuhr zwei Tage später zum Haus von Ingrid Hübner. Was würde er nach all den Jahren sagen, wenn er plötzlich vor ihm stände?, fragte er sich, doch er erfuhr, dass Lukas’ Tante inzwischen gestorben und das Haus verkauft worden war, woraufhin Lukas in eine Sozialsiedlung der Caritas umgezogen war.
    Bestimmt ging er noch immer den gleichen Gewohnheiten nach, denn das taten die Irren immer. Er würde den Jungen gern wiedersehen und versteckte eine Porzellanpuppe im Gebüsch hinter der Bank am Weiher. Als sichtbar erkennbare Markierung band er ein blaues Seidentuch um einen Zweig.
    Er lachte laut auf. Lukas würde das Seidentuch finden, davon war er überzeugt. Den Jungen würde es immer wieder an diesen Ort ziehen, und wenn er es fände, dann wüsste Lukas, dass Er zurückgekehrt war.
    ***
    Er spazierte an den Tümpeln am hinteren Ende des Naturschutzgebiets Maria Emanuel entlang.
    Diese Gegend kannte er wie seine Westentasche; er kam oft hierher, nicht zuletzt auch, um seiner Sammelwut zu frönen.
    Als ein Objekt der Begierde seine Aufmerksamkeit erregte, verharrte er und starrte es ungläubig an. Da hing ein blaues Seidentuch schlaff von einem Ast … Er schaute zu Boden, und sein Herz begann zu rasen, als er das, was dort lag, aufhob. Aufmerksam betrachtete er den Fund und hielt ihn ganz nah vors Gesicht, da er seine Brille zu Hause vergessen hatte.
    „Eine Pu-pu-puppe“, stotterte er.
    Ihr fehlte die rechte Hand.
    Er steckte das hellblaue Seidentuch und die Puppe rasch in die Tasche, dann wühlte er in der Hoffnung auf weitere Fundstücke noch ein wenig mit den Füßen im Laub. Am Morgen hatte es kräftig geregnet, doch die Nachmittagssonne hatte das lange Gras bereits wieder getrocknet. Als er nichts mehr fand, setzte er seinen Weg in der Dämmerung fort.
    Es lag schon eine Weile zurück, dass er sich über etwas gefreut hatte. Jakob war vor langer Zeit mit einem Vogel mit großen Flügeln weggeflogen. Seitdem war Lukas ein einsamer Mann, der traurig durch den Wald irrte und sich immer wieder im Baumhaus der alten Eiche ausruhte. Im Winter gefiel es ihm dort am besten.
    Wenn die dicken großen Schneeflocken herabschwebten, rief er mit ausgebreiteten Armen und zum Himmel gerichteten Augen: „Es schneit Taschentücher, Jakob!“, und er tanzte dann im Geflimmer der Flocken, bis er nicht mehr konnte. Danach ruhte er sich im Baumhaus aus.
    Ungewöhnlich aufgewühlt setzte er seinen Heimweg zur Siedlung für geistig und körperlich behinderte Menschen fort. Ein Mann in einem dunkelblauen Anzug hatte das Haus seiner Tante verkauft und die jetzige Wohnung für ihn erworben. Das Haus sei zu groß für eine einzelne Person, hatte er gesagt. Dieser Mann nannte sich Vormund, und er trug eine randlose Brille. Lukas hatte sich gewunden, hatte protestiert und gebettelt, doch der Mann hatte nicht lockergelassen. An jenem Abend hatte Lukas lange regungslos am Fenster gesessen und tief in sich hineingehorcht. Anschließend hatte er sich zu seinen Puppen gelegt und war sofort eingeschlafen.
    Seine neue Wohnung war zwar klein, aber er kam gut zurecht. Alles lag an seinem Platz und war aufgeräumt. Jeden Tag schaute eine Putzfrau vorbei, und nichts erinnerte daran, dass hier ein geistig behinderter Mann wohnte.
    Er hatte gerade seine Pillen genommen und sie mit kaltem schwarzen Kaffee runtergespült, ging zum Fenster, öffnete es mit zitternden Händen und lehnte sich hinaus. Sein Blick wanderte wie gewohnt zum Naturschutzgebiet, gute anderthalb Kilometer entfernt.
    Er freute sich auf den morgigen Tag und schaute auf den übergroßen Kalender an der Wand. Mit seinem Finger ging er die Ziffern entlang. Das rote Kästchen, das er jeden Tag zur nächsten Zahl schieben

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