Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
Vom Netzwerk:
ha-habe ich das Ga-ganze nur ge-geträumt?“, fragte er.
    „Du hast nicht geträumt“, antwortete Jakob. „Ich habe die kranke Puppe heil gemacht.“ Seine Stimme klang hohl und entsetzlich dunkel. In seiner rechten Hand hielt er ein blutverschmiertes Skalpell, in der linken zart verwelkte Teerosen.
    „Ma-machst du sie mu-mu-mundtot wie früher?“
    Jakob sah ihn rätselhaft an. „Warte im Baumhaus auf mich“, sagte er.
    Jakob ging wieder in die Blockhütte. Rebeccas Gesicht sah aus wie ein weißer Teig. Als er auf sie zuging, die Rosen und das Skalpell auf das Schränkchen legte und etwas aus der Hosentasche zog, öffnete sich ihr Mund in stummem Entsetzen.
    Lukas schaute vom Fenster gebannt zu, wie Jakob vor Rebeccas Augen eine Hostie brach. Dann fuhr ihm der eiskalte Schrecken in die Knochen: Die Frau bewegte sich! Er sah, dass sie schreien wollte, doch Jakob legte seine Hände um ihren Hals und drückte fest zu. Als er den Schrei gebrochen hatte, bedeckte er ihren Körper mit Teerosen.
    ***
    Jakob öffnete das Fenster und fragte: „Hast du Katharinas blaues Tuch, um das ich dich gebeten habe?“
    Lukas holte den alten Seidenschal aus seiner Jackentasche.
    „Du siehst müde aus, Lukas. Geh nach Hause.“
    Lukas gehorchte und radelte, ohne sich umzudrehen, zur Siedlung. Jakob schüttelte den Kopf. Seit seiner Rückkehr aus Brasilien wurde er nicht schlau aus ihm. Das war nicht gut, vor allem für Lukas.
    Er würde sich jetzt duschen und die Blutspritzer von seinem Körper entfernen. Im Badezimmer stach er sich mit einer Nagelschere in den Finger.
    „Você vive aqui e agora. Anna … Tenho confiança, aqui e agora. Eu so a finalidade da vida.“
    Er intonierte eintönige Beschwörungen und ließ ein paar Blutstropfen auf das blaue Seidentuch fallen.
    Der zweite Ritus war vollbracht.
    Jetzt konnte er nur noch beobachten, lauschen und warten. Er verstand sich inzwischen sehr gut aufs Warten. Im Laufe der Jahre hatte er eine Menge gelernt und sich viele nützliche Fähigkeiten angeeignet, aber geduldiges, geradezu stoisches Warten war seine größte Gabe. Wenn es sich lohnte, schaffte er es auch, eine ganze Ewigkeit zu warten.

Kapitel 25
    Es war Mitte November. Der Winter war schon früh mit aller Macht hereingebrochen. In den leeren Straßen herrschte eine klirrende Kälte; der Wetterbericht hatte Schnee angekündigt.
    Anna sah vom Fenster des Wohnzimmers auf das Einfahrtstor, dorthin, wo sie seit einer halben Stunde hinschaute, in der Hoffnung, es würde sich öffnen und den Mann ihrer Sehnsucht einlassen. Aber Max hatte angerufen, dass es mal wieder später werden würde. Seit zwei Wochen arbeitete er an einer Konzeption für die europäische Markteinführung eines gentechnologisch hergestellten Rheuma-Präparats und war kaum einmal vor Mitternacht zu Hause.
    Er war ein brillanter Manager mit einem todsicheren Gespür für Neuerungen; sein Vater hatte bereits angekündigt, ihm im kommenden Jahr die Geschäftsführung des Pharmakonzerns in Mailand zu übertragen.
    Bis heute hatte Anna nie ernsthaft über ihre Ängste nachgedacht, aber die Bedrohung erschien ihr an diesem Abend allgegenwärtig. Vergeblich hatte sie sich einzureden versucht, dass es ihr nur so vorkam, weil sie die letzten Wochen meist ohne Max hatte auskommen müssen, aber das entsprach nicht ihrem Naturell.
    „Liebes, du hast weder jemanden gesehen, noch bekommst du irgendwelche obszönen Anrufe. Da ist nichts“, hatte Max ihr erst vor wenigen Tagen gesagt, um sie zu beruhigen. „Ich bin es, der hinter dir herschleicht, weil ich dich vernaschen möchte.“
    Doch immer öfter hatte sie dieses unangenehme Gefühl, dass hinter ihrem Rücken jemand war, der sie beobachtete. Während ihrer Spaziergänge im Park musste sie diesen Eindruck ignorieren und dem Drang widerstehen, ständig einen Blick über die Schulter zu werfen.
    Sie wurde immer nervöser; tagsüber war sie unkonzentriert und konnte in der Nacht nicht schlafen. Immer wieder suchten sie die Alpträume ihrer Kindheit heim, aus denen sie schweißgebadet aufwachte und in Max’ Armen landete. Er verstand sie dann zu beruhigen und sorgte sich rührend um sie.
    Sie schwitzte, ihre Hände und ihr Rücken fühlten sich unangenehm feucht an. Sie wünschte sich Max an ihre Seite, der sie küssen, sie lieben und sie beruhigen würde. Doch Max, mit dem sie vor einem Jahr in das Haus der verstorbenen Oma Nina eingezogen war, war weder in seinem Büro noch über das Handy zu erreichen.
    Wo

Weitere Kostenlose Bücher