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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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steckst du bloß? , dachte sie verzweifelt. Du hast mich doch noch vor wenigen Stunden aus dem Büro angerufen. Plötzlich flammte ein Bild in ihrem Kopf auf: Max in den Armen einer anderen, er riss ihr gierig die Kleider vom Leib, ein Weinglas fiel klirrend zu Boden, ein Glassplitter steckte im Hals der Frau, sie blutete, überall Blut, die Frau rutschte von seinem Schoß auf die Erde, lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, überall Blut, sie lag reglos in der Lache, die Augen verdreht, das Gesicht wachsbleich. Es war ihr Gesicht, ihr eigenes Gesicht.
    Sie lief in die Küche, holte eine Flasche Rotwein und nahm ein Weinglas aus dem Schrank. Dann ging sie ins Schlafzimmer. Ihre Schritte brachten den alten Holzfußboden zum Knarren. Das Haus war ansonsten still, lediglich das Ticken von Ninas Wanduhr war zu hören.
    Anna stellte das Weinglas auf den kleinen Glastisch neben dem Bett, öffnete die Weinflasche und schenkte sich ein. Schon der erste Schluck beruhigte sie und wärmte ihren Körper. Sie ging ins Badezimmer und warf ihre Kleidung achtlos in den Wäschekorb. Als sie unter der Dusche stand, fühlte sie sich besser.
    ***
    Erregt beobachtete Jakob hinter dem Rhododendronstrauch vor Annas Schlafzimmer, wie sie den kurzen, engen schwarzen Rock abstreifte. Man sah nur allzu viel von den langen gebräunten Beinen. Und dann dieses enge blaue Top, das viel zu viel von ihren Brüsten preisgab.
    Es begann wieder zu schneien. Ihm wurde kalt; er sehnte sich nach der molligen Kaminwärme seiner Blockhütte. Als Anna das Licht löschte, nahm er die Tasche mit seinem Werkzeug und lief über den schneebedeckten Rasen aufs Haus zu.
    Er öffnete lautlos das Gitterfenster und huschte in den dunklen Keller. Es war so leicht gewesen, durch das Fenster mit dem defekten Riegel einzudringen. Schon am Vortag hatte er sich im Haus umgesehen. Er gab ihr noch eine halbe Stunde, dann ging er auf leisen Sohlen die Kellertreppe hinauf, öffnete die Haustür einen Spalt, damit er später das Gebäude rasch verlassen konnte, und lief die Treppe zum Schlafzimmer nach oben.
    Als er vor ihrer Schlafzimmertür stand, konnte er sich kaum beherrschen. Seine Erektion schmerzte. Er musste sich Befriedigung verschaffen. Es war, als würde er noch einmal in den Genuss kommen, Katharina zu töten, die ihn so sehr in seinen Träumen quälte.
    Sie hatte die Tür einen Spalt offen gelassen, als würde sie ihn einladen, in ihr Schlafzimmer zu schauen.
    Anna schlief. Über ihrem schlanken Körper lag eine dünne Bettdecke, die die Konturen weich nachzeichnete. Er ging auf das Bett zu und betrachtete ihr langes blondes Haar. Er atmete schnell und gepresst, doch er hatte sich unter Kontrolle. Der Überraschungseffekt war ausschlaggebend.
    Er ließ die Spritze unter die Bettdecke gleiten, ein Einstich, kurz und schmerzlos, eine rauschende halluzinogene Wirkung.
    Dann legte er sich dazu und drang sanft von hinten in sie ein. Allmählich erwachte ihr Körper und fing seine Stöße rhythmisch auf. Als er kam, stieß sie einen spitzen Schrei aus und rief einen Namen, der nicht seiner war, und er sprach die Worte, die er so oft an die Schlafzimmerwand seiner Agrippina geschrieben hatte: „Anna … Eu so a saudade, um principe, e lindo como o amor.“
    Dann injizierte er das Ketamin.
    Für einen kurzen Augenblick starrten ihn Verwirrung und blankes Entsetzen an, dann nichts mehr.
    Er setzte sich auf die Bettkante, nahm ein Skalpell aus seinem Besteckbeutel und wartete. Mit den behandschuhten Fingern streichelte er über den wehrlosen Körper. Die Augen starr auf sie gerichtet, registrierte er jede Regung. Er ergriff bewundernd ihre makellosen Hände, berührte die Brustwarzen ihrer festen Brüste und blickte zur Seite. Der Spiegel der Schrankwand reflektierte sein Gesicht.
    Es war das Antlitz des Bösen.
    ***
    Lukas war Jakob heimlich mit dem Fahrrad gefolgt und hatte beobachtet, wie er das Haus von Dornröschen betrat. Er versteckte sich hinter der Buche neben dem Rhododendronstrauch und richtete sein Fernglas auf das Schlafzimmerfenster. Er konnte sehen, wie Jakob vor Dornröschens Bett stand, in der Hand ein Skalpell.
    Er glaubte, einen Schrei zu hören, und zuckte zusammen.
    Nein, dachte er, nicht Dornröschen!, und stürmte ins Haus.
    Die Haustür war nur angelehnt. Er rannte die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, doch Jakob war schneller. Irgendetwas sauste durch die Luft auf ihn zu. Dann überwältigte ihn der Schmerz so scharf und so plötzlich, dass er

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