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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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vor Dornröschen, die auf dem Fußboden lag, auf die Knie fiel. Jakob rannte blitzschnell an ihm vorbei. Dornröschens Brustkorb hob sich schwach. Sie atmet noch, dachte er erleichtert und streichelte ihr Gesicht.
    „Warum siehst du mich nicht an, Dornröschen?“, flüsterte er.
    Doch ihre Augen öffneten sich nicht.
    Er sah sich ängstlich um. Lauerte Jakob noch irgendwo auf ihn? Er fasste sich an die Schulter. Blut. Er war verletzt. Schlimmer aber war der Geruch, der von Anna ausging. Der stechende Geruch ihrer Angst, vermischt mit dem Blut, das aus ihrem Körper sickerte, machte ihn schier verrückt.
    Nach wenigen Metern schon spürte Lukas den Frost der Nacht; die klirrende Kälte drang wie Nadelspitzen in die Haut. Seine dünne Jacke bauschte sich hinter ihm im Wind. Er bewegte sich nur langsam auf die Telefonzelle zu, die zwei Straßen von Dornröschens Haus entfernt stand. Wähl Einseinszwei, einseinszwei, und die Hilfe kommt herbei, hatte ihm der Sozialbetreuer eingebleut. Einseinszwei . Hastig wählte er die Nummer und gab Dornröschens Adresse durch.
    „Ko-ko-kommen Sie! Schnell! Hier sch-sch-schwere Verletzung! Überall Blut!“
    „Einsatzwagen ist unterwegs“, sagte eine ruhige Männerstimme, nachdem er die Adresse in den Hörer gestottert hatte. Dann legte er auf und rannte durch die Nacht, durch die dunklen Straßen, um sich zu Hause in seinem Zimmer in Sicherheit zu bringen.
    Hinter sich hörte er Schritte, hörte die leise herannahenden schnellen Bewegungen und wie Jakob seinen Namen rief und lachte.
    Er rannte am Friedhof vorbei über den Kirchplatz bis zum Weiher. Seine Schuhe dröhnten auf dem rissigen Beton des Bürgersteigs, sein Atem rasselte. Ihm blieb nur noch eine Möglichkeit, Jakob abzuschütteln: sich hinter dem Weiher im Gestrüpp zu verstecken.
    Erneut rief Jakob seinen Namen, nannte ihn mein Freund , mein Sohn und sagte, sie müssten miteinander reden. Lukas drückte die Stirn auf den Boden und hielt sich die Ohren zu. Als die Schritte sich entfernten, begannen sich seine Lungen zu beruhigen. Er hörte nichts weiter als seinen eigenen keuchenden Atem, und dann fiel er in eine tiefe Ohnmacht, während der Mond zögernd am Nachthimmel erschien.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Rücken. Das Mondlicht hing blass und verwaschen über ihm. Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigte, dass nur wenige Minuten vergangen waren.
    In seinem Inneren rotierte unermüdlich ein Gedanke: Ich will nicht, dass Jakob Anna nimmt. Ich will nicht! Nicht mein Dornröschen. Ich sage es ihm.
    Und plötzlich erfasste ihn eine unerwartete Leichtigkeit.

Kapitel 26
    „Dieser verdammte Regen. Unser Fahrzeug muss näher ran!“, schrie ein Sanitäter. „Und die anderen Fahrzeuge müssen von der Straße runter! Der Hubschrauber landet in wenigen Minuten!“
    „Wach bleiben!“, rief jemand in der Dunkelheit und klatschte Anna ins Gesicht. „Wach bleiben, hallo!“
    Ich sterbe. Katharina? Mir ist kalt.
    „Alles okay? Hallo!“
    Erneut klatschte der Mann ihr ins Gesicht.
    „Wir machen jetzt eine kleine Reise. Mensch, Mädchen, halt durch. Es dauert nicht lange.“
    Vage nahm sie die Dunkelheit, das Blaulicht, den Regen und das Rotorenflattern wahr, danach einen Korridor, das blaue Licht, ein Schild: Notaufnahme . Dann der Arzt. Schwach hörte sie die schrille Stimme einer Frau.
    „Da gibt es nichts zu deuten, Dr. Kreiler. Die Polyesterasenaktivität ist gleich null“, sagte die Stimme.
    „Ich möchte das jetzt wirklich nicht vertiefen, Frau Kollegin. Was ich jetzt brauche, ist ein starker Kaffee“, antwortete Dr. Kreiler gereizt. „Ich bin seit zwölf Stunden auf den Beinen.“
    Die Assistenzärztin ließ nicht locker. „Vorsätzlich verabreichte Vergiftungen müssen der Polizei gemeldet werden. Das ist bei uns Vorschrift.“
    „Ich will, dass diese Frau hier überlebt, verstanden! Danach können Sie sich um die Vorschriften kümmern.“ Der Ton des Neurochirurgen duldete keinen Widerspruch. „Also, was haben wir hier?“
    Die Assistenzärztin schluckte. „Schweres Trauma, Verletzungen des Brustkorbs. Sie wurde vor Ort intubiert und stabilisiert und danach mit dem Rettungshubschrauber hierhergebracht.“
    An dem knappen Nicken erkannte sie, dass ihre Antwort akzeptabel war.
    „Dann machen wir mal. Also Kochsalzlösung, Herzstabilisator“, sagte er und trat an das Bett.
    Als er sich Anna zuwandte und ihr das erste Mal bewusst ins Gesicht schaute, wurde er blass und drohte sein Gleichgewicht zu

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