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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Lumpen. Er versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, obwohl er wusste, dass sein Gesichtsausdruck eher finster denn beruhigend wirkte. Er rief ihr etwas zu, daraufhin erhob sie sich mürrisch und trottete von dannen.
    In wenigen Tagen würden sie Julias Leiche finden. Der Verwesungsgeruch wird einem Spaziergänger auffallen, dachte er. Doch vorher musste er noch einmal zu ihr. Er hatte vergessen, das Gebet zu sprechen.

Kapitel 3
    Erst als er sich erneut in der Dunkelheit Julias Haus näherte, fiel ihm auf, dass es kleiner war als die Häuser in der Nachbarschaft, und aus einem unbekannten Grund fühlte er sich plötzlich unwohl. Vielleicht lag es daran, dass sein Eindringen in die Privatsphäre der jungen Frau einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte und er stets verdrängte, was er nicht sehen wollte. Er respektierte die Intimität eines Schlafzimmers, weil es moralisch unantastbar war. Doch seit Tagen fragte er sich, ob er ihren leblosen Körper nicht doch besser in eine Mülltonne geworfen hätte.
    Er unterdrückte sein Unbehagen. Vom Gebüsch auf der Rückseite des Hauses konnte er den Parkplatz genau beobachten. Alles war ruhig. Er huschte durch den Garten, in der Hand einen Strauß Teerosen – ein Abschiedsgeschenk, das er auch seiner Mutter ins Grab geworfen hatte.
    Als er am Küchenfenster stand, ergriff ihn eine merkwürdige Beklemmung. Sein Blick fiel auf dicke Schmeißfliegen, die an den Fenstern klebten oder sich träge bewegten. Er legte die Teerosen beiseite. Mit seinem Taschenmesser entfernte er den Kitt am Fensterrahmen und wischte die herunterfallenden Holz- und Farbpartikel von seiner Jacke. Jetzt brauchte er bloß noch vorsichtig die kleinen Stifte herauszuziehen und die Fensterscheibe aus der Sprosse zu nehmen.
    Auf der Stelle traf ihn ein Schwall übelriechender Luft. Er wusste sofort, was ihn oben im Schlafzimmer erwartete. Schließlich hatte er Julia bereits vor einer Woche hierhergebracht. In der Küche nahm ihm der Gestank fast den Atem. Das Summen der Fliegen klang jetzt bedrohlich. Er durchquerte die Räume bis zur Treppe und war abermals überrascht. Auch innen war das Haus kleiner und die Tapeten gelber als in seiner Erinnerung. Über der Treppe hatte sich ein Stück Tapete von der Decke gelöst, der Glastisch und die schwarze Holzanrichte waren mit einem zarten Staubfilm überzogen. Vorn im Gang lag eine Zeitung auf dem Fußboden. Auf der schmalen Fensterbank stand ein Anrufbeantworter; ihm fiel ein, dass er beim letzten Mal vergessen hatte, die eingegangenen Anrufe abzuhören. Er stieg die Treppe hinauf, unter seinen Schuhen knirschten tote Fliegen.
    Julia schlief noch immer friedlich in ihrem Bett. Es war erst eine Woche her, dass sie in seiner Hütte eingeschlafen war. Niemand schien sie zu vermissen. Seine Nasenflügel zuckten. Der Gestank war bestialisch. Er musste es hinter sich bringen, denn er war ein religiöser Mann. Vor dem Abendessen sprach er stets ein Gebet, nicht nur in seiner Blockhütte.
    Nach ihrem Tod hatte er die Leiche unbemerkt in ihre Wohnung gebracht, auf das französische Bett gelegt und ihre Hände zwischen den großen Brüsten gefaltet. Mehrmals noch hatte er sie dann geliebt. Der Tod hatte sie gereinigt, auch wenn sie jetzt entsetzlich stank. Ihre Haut war weich und aufgedunsen, als wollte sie sich von den Knochen lösen.
    Er sah auf ihr Geschlecht. Es war ein tiefes und umfassendes Gefühl gewesen, dort einzudringen. Immer wieder hatten ihn Schauer erfasst, als hätte er einen heiligen Schrein betreten. Doch jetzt ließ ihn der Anblick kalt. Sein Bedürfnis nach Strafe und Rache war einem umfassenden Gefühl von Macht gewichen, von Kontrolle und Herrschaft über Leben und Tod. Das machte ihn unangreifbar.
    In seiner Hütte hatten sie einander Dinge erzählt, die man sonst nur bespricht, wenn man sich jahrelang kennt. Dinge, über die Mann und Frau oft überhaupt nicht miteinander sprachen, nicht einmal bei gelöschtem Licht im Ehebett. Doch er machte sich nichts vor. Ihre Worte waren der Todesangst entsprungen.
    Er war jetzt nicht traurig. Ein richtiger Mann gab sich keine Blöße. Immer noch stand in seinem Gesicht Härte, wenn er sich morgens im Spiegel betrachtete. Er verabscheute weibliche Gesichtszüge. Auch die weiblichen Wesenszüge in seinem Inneren musste er abtöten. Das konnte er nur, wenn er Frauen wie Julia brach.
    Dank seiner unvergleichlichen Schönheit spukte er als erwachsener Mann in den Köpfen der Frauen herum. Seine braunen Augen,

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