EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
Kleine zur Vernunft bringen.“
„Aber, da läuft jemand herum, der sie töten will! Wenn die Polizei keinen anonymen Anruf bekommen hätte, würde sie heute nicht mehr leben. Van Cleef sagt, dass der Mann am Telefon gestottert hat. Anna kennt niemanden, der stottert. Sie will unbedingt ohne mich ins Convento fahren. Aber ich kann sie doch nicht allein abreisen lassen!“
„Was ist mit Charlotta? Deine Schwester wollte doch eure Eltern in Italien besuchen.“
„Das wäre eine Möglichkeit. Daran habe ich vor lauter Aufregung gar nicht gedacht. Du bist ein Schatz, Mathilda.“
Er beugte sich zu ihr herab und gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. „Was macht denn unser Kommissar? Noch immer Feuer und Flamme?“
Mathilda schob ihn sanft von sich. „Sieht so aus. Ich glaube, ich bin auf dem besten Wege, mich zu verlieben!“
„Wurde auch Zeit. Das musste mal aufhören: Der ist nett, der ist weniger nett, das könnte was sein, der ist spießig, der ist blöd …“
Mathilda unterbrach ihn lachend. „Geh du lieber zu deiner Anna!“, sagte sie lächelnd, drehte sich um und verließ die Station.
***
Anna begrüßte ihn mit einem Kuss, als er das Krankenzimmer betrat und ihr einen Blumenstrauß mit blauen und gelben Veilchen überreichte.
Sie nahm eine Vase aus dem Schrank und stellte die Veilchen auf den Tisch. „Ich habe heute Nacht von dir geträumt!“
„Erzähl mir davon“, sagte er zärtlich.
„Es waren heftige, körperliche Träume, in denen ich neben dir lag. Feuchte Haut wie flüssiges Gold, braune Augen und feuchte Lippen.“ Sie legte sich wieder ins Bett. „Danach fand ich mich mit dir in einer Bar wieder. Alles war in warmes, rauchblaues Licht getaucht. Du hast mich zur Tanzfläche geführt, und ich ließ mich von dir zu den Klängen eines Tenorsaxophons schwungvoll übers Parkett wirbeln, bis meine Beine schwach wurden.“
Max rückte ihr Kopfkissen zurecht. „Du steckst voller Überraschungen.“
„Worauf du Gift nehmen kannst.“
Er nahm sie in die Arme und jagte ihren Blutdruck hoch. „Du sagtest damals: Wenn du in der Liebe nur halb so gut bist wie beim Tanzen, wird dich ein Heer hechelnder Frauen verfolgen.“
Anna lachte. „Lass es mich dir beweisen, war deine Antwort, und dann hast du an meinem Ohrläppchen geknabbert.“
„Ich wollte dich berühren, so wie jetzt.“ Max zog sie an sich und presste seinen Mund auf ihre Lippen.
„Als ich aufwachte, war es, als würdest du neben mir liegen. Ich konnte mich an deinen Geruch erinnern, an deine Berührungen und deine Zärtlichkeiten und sogar deinen Atem hören, es war alles so real.“
„Ein schöner Traum. Es ist die Geschichte unserer Liebe“, sagte er zärtlich.
„Sag mal, hast du Unterricht darin genommen, was du sagen musst, damit dir die Frauen zufliegen?“
Er lächelte mit gespielter Schüchternheit. „Naturtalent und ein bisschen Erfahrung.“ Er streifte mit den Lippen ihre Mundwinkel und scherzte: „Die Straßen von München sind übersät mit meinen Eroberungen. Eigentlich sollte ich die Stadt verlassen.“
Sie rekelte sich unter der Hand, die über ihren Rücken glitt.
„Seit unserer ersten Begegnung im Convento will ich nur dich, Anna.“
Sie seufzte. „Max?“
„Ich weiß, Mathilda hat mir gesagt, dass ich dich nicht davon abhalten kann, ins Convento zu fahren. Oder?“
„Nein“, sagte sie leise, und plötzlich kamen ihr die Tränen.
„Schon gut, Kleines.“
„Aber ich werde noch mal darüber nachdenken, wenn ich zu Hause bin. Das verspreche ich dir“, sagte sie leise.
***
Anna konnte sich über das Ergebnis der kleineren Operationen nicht beklagen. Sie hatte keine bleibenden körperlichen Schäden zurückbehalten, und ihrem Brustkorb war kaum anzusehen, dass sich dort ein Skalpell ausgetobt hatte.
Als sie am Montag, dem zwölften Dezember, das Krankenhaus verließ, hinkte sie noch ein wenig, doch irgendwann würden auch die Schmerzen im Bein aufhören. Ein paar Narben, schwache weiße Spuren sowie einige eigensinnige Zeichen der Verletzungen gab es noch: an der Innenseite ihres rechten Oberschenkels, entlang einer Rippe und unter der linken Brust. Sie alle waren sichtbare Erinnerungen an das, was ihr Gehirn ignorierte, bleibende Hinweise auf ein schockierendes Erlebnis, narbige Wegweiser zu einer noch unbekannten Vergangenheit. Die Narben waren inzwischen kaum noch zu sehen; der plastische Chirurg hatte glänzende Arbeit geleistet.
Abgesehen von ihrem
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