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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Gedächtnisstörung kann manchmal auch zu Desorientiertheit führen, da die Betroffenen die Ereignisse der vorausgegangenen Stunden nur unvollständig rekonstruieren können. Während manche Patienten nicht in der Lage sind, die Gedächtnisstörung wahrzunehmen, ist Anna sehr wohl fähig, auch komplexe, zuvor erlernte Tätigkeiten wie zum Beispiel Autofahren und Kochen auszuüben. Ich denke, wir behalten sie so lange bei uns, bis sie sich stark genug fühlt, die Reizüberflutung zu meistern. Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss mich um weitere Patienten kümmern.“ Er reichte ihnen die Hand und verabschiedete sich.
    „Komm, lass uns gehen“, sagte Mathilda. „Ich denke, es reicht für heute.“
    „Entschuldigt“, sagte Max. „Ich möchte noch bei ihr bleiben. Wenn sie aufwacht, möchte ich an ihrer Seite sein.“

Kapitel 34
    Im gerichtsmedizinischen Labor überfiel van Cleef dieses Ziehen in der Magengegend. Es überkam ihn jedes Mal, wenn er mit solchen Fällen von brutaler Gewalt konfrontiert wurde.
    Rebecca, die noch vor kurzem eine fröhliche junge Frau gewesen war, lag eingewickelt in eine weiße Plastikplane auf einem Tisch in der Mitte eines gekachelten Raumes. Niemand blickte auf, als er in der Tür erschien.
    O Gott, dachte er, das wird eine verdammt harte Veranstaltung werden.
    Dann kam Veronika Granel herein und fummelte an ihrem neuesten Spielzeug herum, einem Diktaphon mit Freisprechanlage. Sie brachte sich vor dem Tisch in Position und zog die Plastikabdeckung von der toten Frau. Die Umstehenden schraken sichtlich zusammen und holten tief Luft.
    Fast schien es, als ob Rebecca etwas auf ihrer Brust betrachtete. Ihr Körper verströmte nicht den geringsten Geruch, als sei ihr junges Fleisch für solche Ausdünstungen noch zu rein. Ihre Haut war so glatt, als wäre sie gerade der Badewanne entstiegen.
    Veronika räusperte sich und fragte van Cleef, ob es sich bei der jungen Frau um dieselbe handle, die man in dem Zimmer in der Wilhelm-Hertz-Straße entdeckt habe.
    Van Cleef nickte.
    Damit waren die Formalitäten erledigt.
    Währenddessen ging der Fotograf um den Tisch und lichtete die Leiche aus sämtlichen Perspektiven ab.
    An Rebeccas Armen, Knien und Fußgelenken waren tiefe Schrunden mit aufgeschwollenen Rändern zu erkennen, die auf eine Fesselung hinwiesen. Vorsichtig versuchte Veronika die leicht angewinkelten Beine zu bewegen. Als sie sich ohne weiteres strecken ließen, hielt sie kurz inne. Auf ihrem Gesicht erschien ein merkwürdiger Ausdruck. Auch die Umstehenden hielten kurz den Atem an.
    „Ich werde jetzt die Lebertemperatur messen.“
    Van Cleef drehte sich zur Seite. Er hatte schon viele Mordopfer gesehen, doch noch niemals schlimmer zugerichtete. Er wusste so gut wie Veronika, in welcher Abfolge in den verschiedenen Partien des Körpers die Leichenstarre einsetzte und was die Versteifung der Gesichtsmuskulatur und die Beweglichkeit der Füße über den Zeitpunkt des Todes aussagten. Hätte sie vielleicht überlebt, wenn wir sie eine Stunde früher gefunden hätten?
    Van Cleef war wie vom Donner gerührt. Zum ersten Mal in seinem Leben musste er den Obduktionsraum verlassen. Er stand im Vorraum, schob sich ein Pfefferminzbonbon zwischen die Zähne und rieb sich die Hände, um die Bilder des Grauens aus seinem Kopf zu verbannen. Dann kehrte er zurück.
    Veronika hatte inzwischen Nagelproben entnommen und die Schere zusammen mit den letzten Proben in die Tüte mit den Beweisstücken getan.
    Van Cleef lehnte sich an die Wand und schaute schweigend zu. Er fragte sich, ob das Blut, das man in der Küche gefunden hatte, möglicherweise aus der Wunde ausgetreten war, die jetzt vom Papierhandtuch abgedeckt wurde.
    „Vor mir liegt der Körper einer schlanken, durchtrainierten und normal ernährten jungen Frau“, sprach Veronika leise in das Diktaphon, wobei ihre Stimme von den kahlen Wänden widerhallte. „Im Gesicht ist der Gewebedruck noch deutlich zu erkennen, die Augenhöhlen sind deutlich ausgeprägt, die Augäpfel selbst liegen tief in den Höhlen. In die Wangen sind tiefe Wunden gegraben, die von Fingernägeln stammen. Der Mund und die Nase sind …“, sie beugte sich vor und betrachtete aus nächster Nähe das Gesicht der jungen Frau, „… trocken und verkrustet.“
    Sie öffnete den Mund der Leiche.
    „Die Zunge ist horizontal ab der Wallpapille gespalten, das Zungenbändchen, das die Zungenunterfläche mit dem Boden der Mundhöhle verbindet, ist durchtrennt.“ Sie blickte

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