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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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dass sie lediglich mit einer kleinen Reisetasche den Bahnsteig betrat. Noch einmal drehte sie sich um und ließ ihren Blick über den Parkplatz schweifen, doch Max war bereits fortgefahren.
    Eine monotone Frauenstimme kündigte die Einfahrt des Zuges an.
    Während er in den Bahnhof rollte, erklang ein lautes Warnsignal. Sie erschauerte bei seinem Anblick und beim Erklingen des grellen Signaltons. Ihr wurde schwindelig, sie bekam einen schalen Geschmack im Mund und schloss einen Moment die Augen.
    Den Bruchteil einer Sekunde war es nicht der Zug, sondern das Gesicht von Maria Luca, das gespenstisch verschwommen über die Gleise auf sie zukam. Ein schmales Gesicht, in dem schwarze Augen fiebrig glänzten.
    Der Zug kam zum Stehen, und die Türen öffneten sich. Kleine Schweißtropfen perlten auf ihrer Stirn, und sie erschrak, als jemand ihren Arm berührte.
    „Ist dir nicht wohl, Anna?“
    Sie öffnete ihre Augen. Max stand vor ihr und schaute sie besorgt an. Dann umarmte er sie noch einmal.
    Durch seinen Mantel hindurch spürte sie die beruhigende Wärme seines Körpers. Sie atmete tief durch und trat einen Schritt zurück.
    „Es geht mir schon besser, danke, dass du noch einmal gekommen bist. Jetzt fahre ich mit einem guten Gefühl.“
    Als ein schriller Pfeifton die Abfahrt des Zuges ankündigte, stieg sie ein, suchte rasch ihr Abteil auf und blickte durch das geöffnete Fenster noch einmal zum Bahnsteig hinunter.
    Max trat unters Fenster. „Grüß Pater Mateo von mir und lass dir Zeit. Ich kann warten.“
    Sie lächelte. „Ich liebe dich, Max.“
    Sie schaute aus dem fahrenden Zug, bis Max ein kleiner Punkt in der Ferne war, dann schloss sie das Fenster, setzte sich und fühlte sich frei wie seit Wochen nicht mehr. Obwohl … Warum glaubte sie immer noch, dass jemand sie beobachtete? Wie vorhin auf dem Bahnsteig. War es nur Einbildung, oder hatte da tatsächlich eine Hand ihr Haar gestreift?
    ***
    Jakob hatte sie nicht aufhalten können. Jetzt, wo das Haus für sie bereitstand, hatte Anna sich ihm entzogen. Man entzog sich ihm nicht. In ihm brodelte es. Er verließ den Bahnsteig und kehrte in sein Haus zurück.
    Auch der nächste Schritt seines Plans würde sich als nicht ganz einfach erweisen. Wenn er sich jetzt gut ausruhte, würde ihm das später helfen, einen kühlen Kopf für das vierte Ritual zu bewahren. Dazu musste er vorher auf der Kellertreppe unbedingt noch das Auge des Horus einritzen, als Zeichen der Wachsamkeit.
    ***
    Der Nachtzug fuhr mit hoher Geschwindigkeit durch den Norden Österreichs in Richtung Italien. Anna sah aus dem Fenster. Die Dunkelheit erlaubte ihr nur den Blick ins Leere, also betrachtete sie ihr Spiegelbild, eine junge Frau mit langem, blondem Haar, traurigen Augen und angespannten Gesichtszügen.
    Der Stress hat seine Spuren hinterlassen. Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und hoffte, eine Weile schlafen zu können, doch ihre Gedanken kreisten ungeordnet und sprunghaft. Mal dachte sie an Pater Mateo, der sie erwartete, dann wiederum an Max und seine beruhigenden Worte.
    Der Zeitpunkt ihrer Abreise war nicht gerade ideal. Max reiste vor Weihnachten für ein paar Tage in die Staaten, um in Boston einen Vortrag über neue gentechnologische Entwicklungen seiner Firma zu halten, aber Weihnachten selbst würden sie nicht zusammen feiern. Andererseits war es ihr gerade recht, im Convento und fern dem Weihnachtstrubel zu sein. Den hätte sie nicht ertragen können.
    Ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe, und sie war erleichtert, als sie durch den freundlichen Gruß einer jungen Frau unterbrochen wurden, die zögerlich an ihrem Zugabteil vorbeikam und stehen blieb.
    Sie presste die Hand an die Schläfe und runzelte die Stirn. Ihre Schritte waren behutsam, als müsste sie genau überlegen, wohin sie gehen wollte.
    Ihr scheint es auch nicht gutzugehen, dachte Anna. Trotz einer großen Sonnenbrille, die ihre Augen und einen Teil des Gesichts verbarg, erkannte Anna, dass sie von einer transparenten Blässe war.
    Als die junge Frau ihre Sonnenbrille abnahm, konnte Anna nicht glauben, wer da vor ihr stand. Es war Charlotta, Max’ Schwester!
    „Charly, was machst du denn hier?“
    „Anna! Max hat mich vor zwei Stunden angerufen und mir gesagt, dass du Pater Mateo besuchst. Und ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft.“
    „Spontan, wie du bist!“
    Charlotta kam auf sie zu und umarmte sie. „Spontan, wie ich bin. Du siehst übrigens beschissen aus.“
    Anna wehrte die Bemerkung mit einer

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