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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schieben, doch es war zu spät. Im Schein der Taschenlampe sah sie, wie ein langer, massiver Ast wie ein Baseballschläger von hinten auf den Kopf ihres Kumpels zuschwang.

8
     
    Gabriel verhielt jäh den Schritt und zerrte Lolly hinter einen großen Baum. »Bleib hier und rühr dich nicht«, flüsterte er.
    Er ging weg, ließ sie allein, und sie hätte sich am liebsten auf ihn gestürzt, ihn an der Jacke gepackt und ihn zurückgehalten. Absichtlich setzte sie sich bestimmt keiner Gefahr aus, sie rannte vor ihr davon. Das machte für sie Sinn. Aber Gabriel war bei der Armee, und in seiner Ausbildung hatte er nicht nur gelernt, sich einer Gefahr auszusetzen, sondern sie aus der Welt zu schaffen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, denn sie wusste, er setzte sein Leben aufs Spiel. Jeder Instinkt in ihr brüllte sie an, ihn aufzuhalten, ihn zu bitten, sie nicht an diesem schrecklichen Ort allein zu lassen, bei ihr zu bleiben – in größtmöglicher Sicherheit.
    Lolly biss sich auf die Lippen, bis der scharfe, kupferartige Geschmack von Blut ihre Zunge erreichte. Sie musste tun, was Gabriel gesagt hatte, denn sonst brachte sie ihn bloß noch mehr in Gefahr.
    Gabriel schlich so geräuschlos wie möglich gebückt voran, wobei seine Hände den Boden sondierten. Er hob einen alten, abgefallenen Ast von knapp einem Meter Länge auf und nahm ihn in Augenschein, dann legte er ihn vorsichtig beiseite, um nach einem anderen zu suchen. Lolly konzentrierte sich darauf, Darwin und Niki auszumachen, damit sie ihn warnen konnte, falls sie näher herankamen. Die beiden waren stehen geblieben, und aus dem scharfen Tonfall zu schließen, schienen sie zu streiten, wenngleich sie einzelne Worte nicht zu hören vermochte. Sie warf einen Blick über die Schulter auf Gabriel, doch der war nicht mehr zu sehen.
    Panisch schaute sie sich um. Er war in den Regen und in die Dunkelheit verschwunden.
    Aber wenn sie ihn nicht sehen konnte, dann konnten Darwin und Niki ihn aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht sehen … außer mit ihren verdammten Taschenlampen. Vielleicht sollte sie ihre Aufmerksamkeit ja in ihre Richtung lenken – aber nein. Sie verwarf die Idee, sobald sie Gestalt angenommen hatte. Gabriel hatte sie angewiesen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Tat sie das doch, hätte er keine Ahnung, wo sie war; bei dieser Dunkelheit wäre er nicht in der Lage, sie von den Junkies zu unterscheiden. Gabriel McQueen war auf der Jagd, und sie wollte ihm nicht in die Quere kommen.
    Die Schatten unter den Bäumen waren tief, doch die Eisschicht auf den Bäumen und Büschen schien ein schwaches Glitzern abzugeben, sie reflektierten den Schein von Nikis und Darwins Taschenlampe. Er verriet ihre Position so genau, als würden sie auf der Bühne im Rampenlicht stehen. Sie waren von einem Lichtschein umgeben, als wäre die Luft mit kleinen Eispartikeln erfüllt. Die Szene wäre von atemberaubender Schönheit gewesen, wenn es nicht so atemberaubend kalt gewesen wäre – und wenn sie nicht so verdammte Angst gehabt hätte.
    Dann erblickte sie plötzlich Gabriel hinter Darwin; jeder seiner Schritte war so langsam und vorsichtig wie der einer Raubkatze, die sich an eine Antilope anpirscht. Lolly stand wie angewurzelt da, hatte Angst, sich zu bewegen, hatte Angst, ein Geräusch zu machen, das ihn ablenken könnte.
    Gabriel hielt einen Ast, der wie ein Baseballschläger aussah. Er war noch außerhalb des Lichtkegels seiner Widersacher, aber wenn Darwin oder Niki sich umdrehten, würden sie ihn sofort sehen. Die von ihm eingenommene Schlagposition erinnerte sie daran, wie sie ihn in der Highschool hatte Baseball spielen sehen – vor ewigen Zeiten, als er jung und schlaksig und so arrogant gewesen war. Er hatte damals nicht nur einen Homerun geschlagen, und er wirkte wild entschlossen, das jetzt auch zu tun.
    Lollys Herz hämmerte. Sie war versucht, sich die Augen mit den Händen zuzuhalten, sich wie eine Zweijährige beim Versteckspiel vor der Realität zu verbergen, aber sie musste hinschauen. Sie musste wissen, was passierte. Wenn sie eine Spielerin gewesen wäre, würde sie all ihr Hab und Gut auf Gabriel setzen. Doch es gab keine Sicherheit im Leben, nicht einmal Gabriel McQueen, und in dieser Nacht stand ihr Leben auf des Messers Schneide.
    Plötzlich schrie Niki etwas und schaltete ihre Taschenlampe aus. Darwin war nicht so schnell. Gabriel trat vor und holte aus, schwang mit seinen muskulösen Armen den Stock so schnell nach vorne, dass er

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