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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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den Mann gesehen hatte, sein weißes Gesicht in der Dunkelheit, und drückte ab, doch sie war zu langsam. Die zwei verschwanden, sie konnte hören, wie sie tiefer in den Wald hineinhetzten. Dort würde sie die beiden verlieren, und sie mochte es nicht, wenn ihr jemand entkam, vor allem so eine hochnäsige reiche Schlampe wie diese Lorelei nicht. Sie schoss noch einmal, in Richtung des Geräusches zielend, das die beiden beim Rennen machten. Wie auf der Jagd, dachte sie angenehm erregt, als sie ihnen in die Wälder folgte. Lorelei Helton und ihr Freund waren wie Wild: eine Hirschkuh und ein Rehbock. Sie rannten vor der Gefahr davon, vor ihrer Pistole. Ihr gefiel der Gedanke, dass sie vor Furcht völlig außer sich und absolut wehrlos waren.
    »Erschieß die Frau nicht!«, rief Darwin mit offensichtlich echt besorgter Stimme.
    »Als ob ich sehen könnte, worauf ich schieße«, brüllte Niki zurück.
    Dieser Dreckskerl, der wollte doch bloß die Frau. Darin war er wirklich gut: Auf seinem Arsch zu sitzen und sie die Arbeit machen zu lassen und ihr dann auch noch vorzuschreiben, wie. Sie wäre ohne ihn besser dran, und vielleicht, aber nur vielleicht, würde der Tag ja kommen, dass sie in der Richtung etwas unternahm. Momentan aber musste sie ihr Wild aufspüren. Sie ging weiter, mit festerem Halt unter den Füßen, sobald sie unter den Bäumen war. Sie nahm ihr Tempo wieder auf und hastete in die Richtung, die ihr Wild genommen hatte; die Pistole in der Hand sondierte sie das Gelände links und rechts und betätigte den Abzug, bis die Trommel ein klickendes Geräusch von sich gab: Es waren keine Kugeln mehr übrig. Rechts von ihr schoss Darwin durch die Gegend; ihm war inzwischen wohl doch mehr daran gelegen, die beiden nicht entwischen zu lassen, als seine Trophäe nicht zu verwunden oder zu töten.
    Sie waren beide keine ausgebildeten Schützen. Selbst an einem guten Tag konnten sie nur eines tun: Zielen und abdrücken; normalerweise war es ihnen ziemlich egal, ob sie trafen oder nicht. Allein schon die Angst vor einer Waffe, die Angst erschossen zu werden, war in der Regel ausreichend, damit die Leute taten, was sie wollten. Und wenn sie wirklich auf jemanden schossen, dann immer aus nächster Nähe, sodass sich die Frage, nicht zu treffen, gar nicht stellte. Sie hatten früher nie mehr als eine Kugel oder zwei gebraucht, vielleicht auch mal drei, um zu bekommen, was sie haben wollten.
    Innerhalb von Sekunden ging Darwin nun ebenfalls die Munition aus. Sie hielten an, unsicher, was sie jetzt tun sollten. Sie ließen den Lichtkegel ihrer Taschenlampen über die Umgebung gleiten, konnten jedoch nichts sehen bis auf schwarze Baumstämme, Unterholz und Eis. Super. Da standen sie also mitten im Wald, es war ihnen kalt, sie waren genervt, und bewaffnet waren sie auch nicht mehr. Und obendrein war ihnen diese Schlampe wieder entwischt. Es waren zwar vielerlei Geräusche im Wald zu vernehmen, aber von ihrem menschlichen Wild schien keines zu stammen.
    Ein warnendes Kribbeln kroch Nikis Rückgrat hinauf. Ohne Munition fühlte sie sich nicht annähernd so selbstbewusst wie nur ein paar Minuten zuvor. Vielleicht war diese Idee ja doch nicht so gut gewesen. Davon abgesehen, kam sie langsam von ihrem Trip herunter und brauchte bald wieder eine Dosis. Dann würde sie sich besser fühlen.
    »Vergiss es«, sagte sie verärgert. »Wir gehen ins Haus zurück und wärmen uns auf, und am Morgen, wenn die Sonne herauskommt und das Eis auf der Straße schmilzt, hauen wir hier ab.«
    »Aber was wird mit Lorelei?«, fragte Darwin quengelnd wie ein Kind, dem die Eistüte in den Sand gefallen ist.
    Niki zügelte die Woge der Eifersucht, die sie packte. »Deine Schlampe Lorelei und ihr Freund werden hier draußen erfrieren.« Mit ihrer unbrauchbaren Pistole fuchtelte sie in den tiefen Wald hinein. Es war stockdunkel, und, verdammte Scheiße, seit die Jagd ihren Reiz verloren hatte, drang ihr die Kälte durch den Mantel in die Knochen.
    »Aber …«
    »Willst du weitersuchen? Gut. Nur zu. Ich gehe jedenfalls ins Haus zurück und amüsier mich dort.«
    »Schauen wir uns doch bloß noch fünf Minuten hier um und …«
    Hinter ihnen war ein schwaches Knacken zu vernehmen. Darwin schwieg abrupt. Der Lichtstrahl seiner Taschenlampe tanzte über den dunklen Waldboden. »Hast du das gehört?«
    »Schalt das Licht aus!« Niki fingerte mit ihren kalten Händen, die in Handschuhen steckten, herum, um den Schalter ihrer Taschenlampe auf »Aus« zu

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