Eiskalte Versuche

dass ihre Onkel sie liebten. Aber die Zeit war reif für ein paar Erklärungen. Und sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie sie erhalten hatte.
    „Ihr werdet also vor Mittag wieder zu Hause sein?“
    „Jemand muss herkommen und uns abholen.“
    „Was ist mit dem Wagen, in dem ihr gestern Abend hingefahren seid?“
    „Ach, das habe ich vergessen, dir zu sagen! Du weißt, wie ich immer eindöse. David hat bei Thomas gewacht, bis es fast wieder hell wurde. Als ich die Augen aufmachte und sah, wie erschöpft er war, habe ich ihn nach Hause geschickt. Wahrscheinlich liegt er jetzt in tiefem Schlaf. Deshalb störst du ihn besser nicht. Er kommt nach unten, sobald er sich ausgeruht hat.“
    „In Ordnung. Ich sorge dafür, dass heute niemand vom Personal oben sauber macht.“
    „Gute Idee, mein Liebes. So, hier kommt die Schwester mit dem Frühstück für Thomas. Ich lege jetzt auf und versuche sie zu überreden, dass sie mir auch etwas zu essen bringt.“
    „Ich hole euch gegen elf Uhr ab. Solltet ihr früher fertig sein, ruf mich bitte an.“
    „In Ordnung, Liebes. Und fahr vorsichtig.“ Er dachte an die Ereignisse der vergangenen Nacht. „Meinst du, es ist gut, wenn du allein fährst?“
    „Ich fahre nicht allein“, antwortete sie. „Ich werde Jack bitten, mich zu begleiten.“
    Es entstand eine Pause. Im Hintergrund hörte sie Thomas sprechen und wusste, Jaspers Aufmerksamkeit war im Moment abgelenkt.
    „Onkel Jasper … hast du mitbekommen, was ich gesagt habe?“
    „Ja, ja. Tut mir Leid. Thomas hat gleichzeitig geredet, und du weißt, mit meinem rechten Ohr würde ich nicht mal hören, wenn es donnert. Um zu verstehen, was er sagte, musste ich den Hörer kurz vom Ohr nehmen.“
    „Geht es ihm wirklich wieder gut?“
    „Das würde ich meinen.“ Jasper lachte vergnügt. „Er hat gesagt, ich soll den Schwestern bestellen, er will Butter auf seinen Toast und keine Margarine.“
    Isabella lachte auch. Als sie aus dem Zimmer ging, um mit Jack zu frühstücken, lächelte sie immer noch.
    Jack wischte sich den Rest des Rasierschaums vom Hals, als sein Handy klingelte. Es gab nur einen Menschen, der ihn unter dieser Nummer anrufen würde. Er rannte los, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    „Dolan.“
    Es war der FBI-Direktor.
    „Guten Morgen, Jack. Ich hoffe, es ist nicht zu früh.“
    „Nein, Sir. Ich war schon wach. Genauer gesagt, habe ich in den letzten vierundzwanzig Stunden kaum geschlafen.“
    „Anstrengendes Nachtleben?“
    „Ross ist am frühen Morgen in Isabellas Wohnung eingebrochen.“
    „Wurde sie verletzt?“
    „Nein. Und er ist entkommen.“
    „Ich denke, es wird Zeit, dass wir ein Suchkommando schicken. Die Leute sollen das Gelände in den Bergen gründlich durchkämmen.“
    „Ja, Sir. Ich bin der gleichen Meinung.“
    „Ich sorge dafür, dass die Verstärkung noch heute bei Ihnen eintrifft. Sie leiten den Einsatz. Teilen Sie unseren Leuten alles mit, was Sie über den Fall wissen, aber bleiben Sie beim Hotel. Ich fürchte, solange wir keine Ahnung haben, warum Ross es auf Miss Abbott abgesehen hat, werden wir sie kaum allein lassen können.“
    „Ja, Sir. Ich habe ihr heute Morgen das Gleiche gesagt.“
    „Sie haben schon mit ihr gesprochen?“
    Jack zögerte kurz. „Sie hat den Rest der Nacht in meinem Zimmer verbracht“, sagte er dann. „Ich hielt es für sicherer, sie dort zu bewachen, vor allem, da Ross offenbar einen Schlüssel zu ihrer Wohnung besitzt, mit dem er sich Zugang verschafft hat.“
    „Passen Sie auf, Dolan, worauf Sie sich einlassen. Vermischen Sie nicht Dienstliches mit Privatem.“
    „Sir, ich befürchte, das ist bereits geschehen. Aber ich habe alles im Griff. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.“
    „Verdammt, Dolan. Was Sie tun, ist gegen die Regeln. Das wissen Sie. Solche Geschichten schaden der Glaubwürdigkeit. Wenn die Sache vor Gericht geht …“
    „Sir, das einzige Vergehen, das ich den alten Männern bisher nachweisen kann, ist die Vortäuschung ihres eigenen Todes. Sie haben sich eine falsche Identität zugelegt, das ist richtig, aber im Ort genießen sie hohes Ansehen. Einige von ihnen sind die Gründer einer Klinik für künstliche Befruchtung in Braden, die großen Erfolg hat. Als das Flugzeug abstürzte, befand sich nachweislich keine wertvolle Fracht an Bord. Kein Geld, das hätte verschwinden können. Keine Staatsgeheimnisse. Nach meinen letzten Informationen aus Quantico haben die Männer sich auch durch ihre falschen Namen