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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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„Ich habe vergessen, ihm zu sagen, dass wir, wenn er uns erhört, dieses Kind seinem Dienst weihen und in seinem Sinn erziehen werden.“
    Leonardos Herz setzte einen Schlag aus. „Wovon redest du?“
    Maria hob die Schultern. „Ganz einfach. Ob Junge oder Mädchen … was immer er uns in seiner Gnade schenkt … das Kind wird Gott sein Leben widmen. Dafür werden wir sorgen.“
    Leonardo wurde blass. „Maria! Du kannst mit Gott nicht handeln! Außerdem … wenn wir wirklich ein Kind bekommen, woher willst du wissen, dass es bereit sein wird, dieses Opfer zu bringen und nur für andere da zu sein? Ehe, Kinder, auf alles soll es verzichten, zu Gunsten eines Lebens für Gott und die Nächstenliebe?“
    Maria kniff die Lippen zusammen. Sie griff nach ihrem Kleid.
    „Ich schließe keinen Handel mit Gott ab. Ich leiste ein Gelübde, und das ist meine Sache. Sag, was du willst, Leonardo. In meinen Augen ist das nur ein kleines Opfer, damit ich endlich dein Kind unter dem Herzen tragen kann.“
    Leonardos Widerstand erlahmte. Wie immer, wenn es um den Krieg ging, den seine Frau gegen ihre Unfruchtbarkeit führte, siegte seine Liebe über alle Vorbehalte, die er noch haben mochte.
    „Also gut“, sagte er leise.
    Maria zog das Kleid über den Kopf. Es fiel an ihr herunter und legte sich um ihre Körperformen. Sie drehte sich um und hob ihr Haar von den Schultern.
    „Würdest du mir bitte den Reißverschluss schließen, Liebster?“
    Leonardo schob seinen Schmerz beiseite. „Natürlich, Maria
mia
. Ich tue alles, was du willst.“
    Isabella betrachtete sich im Spiegel und überprüfte zum letzten Mal, ob ihr Haar richtig saß. Zufrieden, dass alles in Ordnung war, wandte sie sich ab und ließ den Blick durch die Fünfzimmersuite wandern, die sie in Abbott House bewohnte. Die Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters war geschlossen, und das seit dem Tag seiner Beerdigung. Zum letzten Mal war sie hineingegangen, als sie die Kleider geholt hatte, in denen er begraben werden sollte. Um den Raum erneut betreten zu können, fehlte ihr noch die Kraft. Sie seufzte und wandte sich zur Bibliothek. Sie würde später entscheiden, was mit den Sachen ihres Vaters geschehen sollte.
    Die Wohnungseinrichtung stammte aus den zwanziger und dreißiger Jahren, aber sie hatte nie den Wunsch gehabt, etwas an der Ausstattung zu verändern. Sie war mit den fransenverzierten Lampen aufgewachsen, mit den Stofftapeten an den Wänden und den Orientteppichen auf den glänzenden Holzböden. Sie fühlte sich mit den Dingen aus der Vergangenheit verbunden, obwohl sie im einundzwanzigsten Jahrhundert lebte. Die sieben Männer, von denen sie aufgezogen worden war, sorgten dafür, dass die Einflüsse aus ihrer Kindheit lebendig blieben. Worin ihre Onkel sich wohl fühlten und was ihnen Vergnügen bereitete, gehörte auch zu ihren Vorlieben. Sie war mit dem Bigband-Sound der dreißiger und vierziger Jahre groß geworden, statt die Musik ihrer Generation zu verehren. In der Schule hatte sie gute Noten gehabt und war beliebt gewesen. Und mütterliche Zuwendung hatte sie nie vermisst.
    Aber ihr Leben hatte angefangen, sich zu verändern. Die jüngsten Ereignisse machten ihr immer mehr klar, dass ihr nur noch wenige Jahre blieben, dann würde sie völlig allein auf der Welt stehen. Ein Gefühl der Leere befiel sie. Ihr Herz fühlte sich an wie in einer eisernen Klammer, wenn sie daran dachte, dass sie ihren Vaters niemals wieder sehen würde. Sie litt immer noch unter dem Schock, den dieser Verlust ihr bereitet hatte. Wie sie es schaffen sollte, nun auch noch um Onkel Frank zu trauern, wusste sie nicht. Sie hatte die Zimmermädchen reden gehört, wie tapfer sie sei. Unten in Braden dachten die Leute genauso. Wovon sie nichts ahnten, das war die Angst, die sie empfand. Nachts lag sie wach und dachte voller Schrecken an die Zukunft.
    Isabella ging vor dem Tresor in die Hocke. Sie wählte die Ziffernkombination, öffnete die Tür und nahm eine Mappe heraus. Dann schloss sie den Safe wieder und kam auf die Füße. Am liebsten hätte sie sich für den Rest des Tages ihrem Elend überlassen, aber es gab zu viel zu tun. Sie strich die Falten aus ihrer Hose und machte sich auf den Weg in die Lobby.
    Durch die Oberlichter über dem Hoteleingang fiel die Morgensonne herein und malte ein gelbes Mosaik auf den Fußboden der Halle. Das Muster erinnerte sie an die butterblumenfarbenen Rechtecke auf dem alten Quilt, der auf dem Bett ihres Vaters lag. Vor vielen Jahren hatte er

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