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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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sagte, dass er sich für ein Schläfchen hinlegen wollte, und der andere antwortete, er würde ein Buch zu Ende lesen. Rostow lächelte. Er brauchte nur zu warten.
    Es dauerte nicht lange, und das Öffnen und Schließen von Türen war zu vernehmen, anschließend die Schritte der Männer, die in ihren Zimmern umhergingen. Kurze Zeit darauf war alles ruhig. Jetzt war der Moment gekommen, sich aus dem Staub zu machen.
    Rostow öffnete die Tür und spähte in den Korridor. Zufrieden stellte er fest, dass niemand in Sicht war, schlüpfte aus Waltons Suite und schloss sorgfältig wieder ab. Dann eilte er zur Feuerleiter. Aber erst draußen, als ihm die Sonne ins Gesicht schien und nachdem er den Notausgang verschlossen hatte, ging sein Atem leichter. Ohne einen Blick zurück packte er die Heckenschere und kletterte die Feuerleiter nach unten. Am Boden angelangt, wagte er einen Blick an der Hausfassade hoch. Niemand war zu sehen. Die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen und bewegten sich nicht. Rostow tätschelte das Päckchen in seiner Tasche, während er durch den Garten zum Schuppen ging.
    Eine der Köchinnen trat vor die Tür und warf Gemüseabfälle auf den Kompost. Als sie Rostow sah, winkte sie. Er nickte freundlich und winkte zurück, in der Hand die Heckenschere.
    Im Schuppen warf er das Arbeitsgerät beiseite und eilte nach hinten in sein Zimmer. Die Tür hatte kein Schloss. Um sie abzusperren, schob er einen Stuhl unter die Klinke. Dann setzte er sich auf sein Bett, holte den Stoffbeutel hervor und schlug das Heft auf.
    Als er zu lesen begann, erschien ein kleines zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. Er hatte Recht gehabt. Es handelte sich um ein Tagebuch, und es hatte Vaclav Waller gehört.
    12. Juli 1970
    Heute bin ich gestorben, und aus mir wurde Frank Walton. Ich bin sehr traurig über mein Ableben und frage mich, ob wir wirklich richtig gehandelt haben. Aber für Zweifel ist es nun zu spät. Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
    Rostow runzelte die Stirn und las den ersten Eintrag noch einmal. Wir? Wer war „wir“? Etwas sagte ihm, dass er mehr über die Tätigkeit von Waller alias Walton in Erfahrung bringen musste. Außerdem war es wichtig herauszufinden, warum der Mann damals die Erlaubnis erhalten hatte, aus der Sowjetunion auszureisen. Aber noch mehr verwirrte Rostow die Entdeckung, dass Waller nicht allein gehandelt hatte.
    Er sah sich um. Sein Blick fiel auf den staubigen Fußboden und das ungeputzte Fenster, vor dem ein Vorhang hing und durch das die Sonne hereinschien. Er war fern der Heimat und stand vor einem Rätsel, das er vielleicht nicht lösen konnte. Das machte ihm Angst. Nicht zum ersten Mal, seit er in diesem fremden Land war, stellte er sich die Frage, ob er diesen Auftrag erhalten hatte, weil er entbehrlich war. Schließlich zuckte er die Achseln. Ein Spion war immer entbehrlich. Das lag in der Natur seiner Tätigkeit.
    Rostow richtete den Blick wieder auf das Heft und begann zu lesen.

7. KAPITEL
    R ostow stand auf, um sich etwas zum Trinken zu holen. Im Gehen las er weiter. Den Einträgen, die Vaclav Waller gemacht hatte, entnahm er, dass eine große Sache im Gange war. Aber es ließ sich nicht klar erkennen, um was es sich handelte. Rostow goss sich ein Glas Wasser ein und leerte es mit einem Zug. Dann kehrte er zum Bett zurück. Er legte sich auf die Matratze und hielt das Buch ins einfallende Licht. Der Tag neigte sich, doch Rostow war so in seine Lektüre vertieft, dass er die nachlassende Helligkeit kaum bemerkte.
    11. September 1971
    Wir haben es geschafft. Recht oder Unrecht, die erste Probe befindet sich am geplanten Ort, dieses Mal ohne Abstoßungsreaktion. Jetzt heißt es, das Ergebnis abzuwarten. Sollten wir Erfolg haben, wird der Mensch als Art nie mehr wie früher sein.
    Handeln wir richtig? Erweisen wir der Menschheit einen Dienst, oder spielen wir unerlaubt Gott?
    Plötzlich hörte Rostow, wie die Tür zum Gärtnerschuppen unter Quietschen geöffnet wurde. Näher kommende Schritte hallten auf dem Betonboden. Mit einer raschen Bewegung ließ er das Buch unter der Matratze verschwinden. Schnell nahm er den Stuhl von der Türklinke weg, legte sich wieder aufs Bett und schloss die Augen.
    „Hallo, Mr. Ross! Sind Sie da?“
    Rostow täuschte eine geschwächte Stimme vor.
    „Ja. Kommen Sie herein.“
    Er richtete den Blick zur Tür und tat, als sei er krank. Thomas Mowry spähte herein.
    „Ich wollte sehen, ob alles mit Ihnen in Ordnung

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