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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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Öffentlichkeit gelangt? Mittlerweile waren viele Jahre vergangen. Wenn das Kind überlebt hatte, war es heute erwachsen; genug Zeit, um als außergewöhnliche Persönlichkeit in der Welt von sich reden zu machen.
    Er runzelte die Stirn. Vielleicht war dies längst geschehen? Genies gab es haufenweise. Männer und Frauen, für die das Programmieren eines Computers oder der Bau einer Weltraumrakete ein Kinderspiel war.
    Und wenn die Väter dieser Intelligenz nicht nur nach geistiger Überlegenheit gestrebt hatten? Olympiasieger, Künstler und Profis auf vielen anderen Gebieten vollbrachten Einzigartiges. Waren die Forscher auch nur zum Teil an der Erzeugung solcher Genies beteiligt, eröffneten sich grenzenlose Möglichkeiten.
    Rostows Stirnrunzeln vertiefte sich. Stimmte das alles tatsächlich – und bis jetzt war es nur eine Vermutung, die zu beweisen blieb –, musste er sich überlegen, wie er dieses Wissen zu Geld machen konnte.
    Rasch überflog er die Tagebucheinträge bis zum Ende und fand Hinweise auf mindestens neunzehn andere „Projekte“, wie Waller sich ausdrückte. 1992 endeten die Notizen.
    Er blätterte weiter in der Hoffnung, auf etwas zu stoßen, das erklärte, warum keine Einträge mehr erfolgt waren, fand aber nichts; nur eine einzelne Notiz auf der allerletzten Seite.
    Dezember 2000
    Bei dem Versuch, Gott zu spielen, haben wir die Hölle erschaffen. Niemand kann den Grund dafür nennen, aber Isabella ist der Schlüssel.
    Rostow klappte das Tagebuch zu und schob es wieder unter seine Matratze. Ohne sich die Mühe zu machen, seine Kleider auszuziehen, legte er sich hin und löschte das Licht. Dann drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Er wusste nicht, was die ganze Geschichte bedeutete, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr wuchs in ihm die Überzeugung, dass seine Zeit zum Handeln gekommen war. Morgen würde er mit seinem Auftraggeber in Verbindung treten und den Tod des alten Mannes melden. Danach gehörte die Welt ihm, und er würde nehmen, so viel er bekommen konnte. Isabella Abbott war – um mit den Worten von Vaclav Waller zu sprechen – der Schlüssel zu seinem Erfolg.
    Isabella lag eingerollt auf der Seite und schlief, das Gesicht zum Fenster gekehrt, durch das der Mond schien. In ihrem Traum war sie in London; sie irrte eine dunkle Straße entlang, deren Ende sie nicht erkennen konnte. Beim Gehen waberten dünne Nebelschwaden um ihre Füße. Sie hatte Angst, widerstand aber dem Impuls zum Wegrennen. Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Kopfsteinpflaster. Sie wandte sich um, von panischem Schreck erfüllt, wer hinter ihr her kam.
    Jemand rief ihren Namen! Ihr stockte der Atem. Sie konnte weder schreien noch ein anderes Geräusch von sich geben. Die Gestalt löste sich aus den Schatten. Isabellas Glieder wurden schlaff vor Erleichterung.
    „Oh, mein Gott, Daddy! Du bist das! Ich wusste den Weg nicht mehr und hatte solche Angst.“
    Samuel Abbott blieb unter einer Gaslaterne stehen. Die Nebelfeuchte haftete an seinen Kleidern, und sein Atem ging in kurzen Stößen, als wäre er gerannt.
    „Du hast dich nicht verlaufen, Isabella. Sieh nach oben.“
    Sie hob den Blick. Direkt über ihrem Kopf hing ein Straßenschild. Braden, Montana? Das ergab keinen Sinn.
    „Aber Daddy. Ich dachte, ich sei in London.“
    Samuel schüttelte den Kopf. „Du bist nie in London gewesen.“
    „Doch, das bin ich wohl“, beharrte sie. „Ich kann mich genau erinnern.“
    Samuel lächelte. „Das ist nicht deine Erinnerung“, sagte er leise. „Lass sie los. Denk nicht mehr daran.“
    Isabella erwachte und fuhr hoch. Halb erwartete sie, den Raum von Nebel erfüllt zu sehen. Stattdessen schien ihr das Mondlicht ins Gesicht. Stöhnend ließ sie sich auf das Bett zurückfallen und schloss die Augen mit dem festen Vorsatz, einfach nur zu schlafen. Für diese Nacht war ihr Bedarf an Albträumen gedeckt.
    Jack lag im Bett und konnte nicht einschlafen. Er versuchte zu verstehen, was er eben gelesen hatte. Frank Walton alias Vaclav Waller war vor seinem angeblichen Ableben in der DNA-Forschung tätig gewesen. Damals gingen Gerüchte, dass die russische Regierung die Unterstützung für das als gescheitert geltende Projekt einstellen und Waller in ein Labor abkommandieren wollte, das an der Entwicklung von Waffen zur chemischen Kriegsführung arbeitete. Irgendwie war es Waller gelungen, stattdessen an Bord eines Privatflugzeugs zu gelangen, das zu einem Medizinerkongress auf die Bahamas

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