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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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war, nachdem Tim sie so angesehen hatte.
    Seit einigen Wochen hatte sie das Gefühl, dass es an der Zeit war, mit ihren Freundinnen gleichzuziehen, die das „erste Mal“ schon hinter sich gebracht hatten. Und sie wusste auch, wer dafür der Richtige war.
    Während die Wattwagenkolonne auf der Nordheimstraße weiter in Richtung Strand zog, bog Julia in den Surgrund ein. Als sie den Swatten Diek erreichte, machte ihr Herz einen Sprung. Tim kam ihr auf seinem Fahrrad entgegen. Er hielt aber nicht an, sondern winkte ihr zu. „Ich bin nur kurz unterwegs. Vielleicht sehen wir uns gleich noch.“ Im nächsten Augenblick war er vorbei und hinter der nächsten Kurve verschwunden. Mit klopfendem Herzen erreichte sie das Haus, schob ihr Fahrrad in die Garage und nahm den Weg durch die Seitentür zum Garten.
    Von der Küche aus sah Christine Ostendorff ihre Tochter über die Terrasse kommen, wo sich Julia irritiert umsah. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss Christine die Frage durch den Kopf, ob sie ahnen konnte, was dort geschehen war.
    „Warum ist Skipper nicht da?“, rief ihre Tochter. „Und wieso fährt Tim durch die Gegend?“
    Erleichtert atmete Christine aus. „Skipper treibt sich herum. Tim sucht nach ihm. – Guten Tag, mein Schatz. Ich habe uns einen Salat gemacht. Bring deine Sachen rein und komm auf die Terrasse. Möchtest du einen Saft oder lieber Wasser? Deine Sportkleidung kannst du gleich in die Waschmaschine stecken.“
    Julia verzog das Gesicht. „Ich will Cola. Und nichts essen. Habe keinen Hunger. Ist ja viel zu heiß.“
    Christine Ostendorff drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Ein bisschen was essen solltest du schon. Komm, wir setzen uns draußen in den Schatten.“
    „Na gut. Aber gib mir zehn Minuten. Ich will erst duschen.“ Julia trollte sich und verschwand in ihrem Zimmer.
    Während Christine in der Küche hantierte, nahm sie die vertrauten Geräusche im Haus wahr. Die Tür zu Julias Zimmer klappte, danach die vom Bad. Das Rauschen der Dusche drang schwach an ihr Ohr. Später hörte sie ihre Tochter auf der Treppe, dann im Hauswirtschaftsraum.
    Kurz darauf gellte ein nicht enden wollender Schrei durchs Haus.

    *

    Die Vernehmung Christian Fedders hatte sie nicht weitergebracht. Zwar hatte er eingeräumt, auf Jensen eine Stinkwut gehabt zu haben, jedoch vehement bestritten, ihn in letzter Zeit getroffen oder auch nur gesehen zu haben. In der Nacht, in der Jensen ums Leben gekommen war, habe er bis kurz vor Mitternacht mit Mitstreitern aus der Bürgerinitiative gegen die Elbvertiefung zusammengesessen. Diese Angaben könnte der Vorsitzende, Herr Janssen aus Otterndorf, bestätigen. Marie glaubte ihm zwar, nahm sich aber vor, sich bei ihrem Vater zu vergewissern.
    Nach Auskunft der Rechtsmediziner war der Koch gegen Morgen erfroren, nachdem er einige Stunden im Kühlwagen verbracht hatte. Wann genau er da hinein verfrachtet worden war, hatte sich nicht rekonstruieren lassen. Gegen Mitternacht jedenfalls hatte er das Restaurant verlassen, irgendwann danach – spätestens gegen drei Uhr musste er seinem Mörder begegnet sein.
    Auch wenn Christian Fedder für diese Zeit kein Alibi hatte, waren Marie und ihr Kollege nicht recht davon überzeugt, in ihm den Täter gefunden zu haben. Warum sollte er nach so langer Zeit noch eine solche ausgeklügelte Rache an ihm genommen haben? Dennoch wollten sie ihn noch nicht von der Liste der Verdächtigen streichen. Denn eine Mittäterschaft trauten sie ihm zu. Falls sein Vater der Haupttäter war.
    Das Gefühl, nicht voranzukommen, hatte sich bei Röverkamp und Marie im Laufe der letzten Tage verfestigt. Immerhin war es ihnen gelungen, die Identität des toten Mannes vom Dünenweg herauszufinden. Aufgrund einer Notiz in den Cuxhavener Nachrichten und in der Nordsee-Zeitung hatte sich die Vermieterin einer Ferienwohnung gemeldet. Völlig verstört hatte sie ihren Stammgast identifiziert. Danach waren Einzelheiten nur mit Mühe aus ihr herauszubekommen gewesen.
    Immerhin hatten sie erfahren, dass er Manfred Hülsdünker hieß, aus Recklinghausen stammte und jeden Morgen eine Stunde allein spazieren gegangen war. Seine Adresse hatten sie an die dortigen Kollegen übermittelt, denen die unangenehme Aufgabe zufiel, die Angehörigen ausfindig zu machen und zu benachrichtigen. Nachdem die rechtsmedizinische Untersuchung bestätigt hatte, dass der Mann an einer Gehirnblutung gestorben war, konnte der Fall zu den Akten gelegt werden. Marie war

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