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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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nahm ihn auf, blickte kurz hinein und stopfte ihn in ihre Tasche.
    „Wo in Connecticut?“
    „Moment mal. Ich weiß, sie hat es mir gesagt.“ O’Dell musste die Faxseiten durchblättern, und Tully fragte sich verwundert, warum sie sich nicht an die wesentlichen Informationen aus dem Telefonat erinnerte. War sie gedanklich bereits bei ihrem Gartenurlaub? Irgendwie mochte er das nicht glauben. Wahrscheinlicher war sie auf die rot gekennzeichneten Akten konzentriert. „Da ist es“, sagte sie schließlich. „Sie wohnte in Meriden, aber die Beerdigung war in Wallingford.“
    „Wallingford?“
    O’Dell sah noch einmal nach. „Ja. Kennst du da jemanden?“
    „Nein, aber ich bin schon mal durchgefahren. Eine schöne Gegend. Weißt du, wer dir sagen könnte, wen du anrufen musst? Unsere Freundin Detective Racine aus Washington. Sie stammt von dort.“
    „Unsere Freundin? Wenn du weißt, woher sie stammt, ist sie wohl eher deine Freundin.“
    „Komm schon, O’Dell. Ich dachte, ihr kommt ganz gut miteinander klar … oder habt wenigstens Burgfrieden geschlossen.“
    Julia Racine und Maggie O’Dell waren wie Feuer und Wasser. Aber bei einem Fall vor fast einem Jahr hatte Julia Racine O’Dells Mutter das Leben gerettet. Wie groß ihre Differenzen auch gewesen sein mochten, beide Frauen entwickelten seither eine, wie er das nannte, gesunde Toleranz füreinander.
    „Weißt du, dass meine Mutter einmal im Monat mit Racine essen geht?“
    „Wirklich? Das ist schön.“
    „Nicht mal ich gehe so häufig mit meiner Mutter essen.“
    „Vielleicht solltest du.“
    O’Dell sah ihn stirnrunzelnd an und widmete sich wieder den Faxseiten. „Vermutlich könnte ich einfach die entsprechende Außenstelle des FBI anrufen.“
    Tully schüttelte den Kopf. Für eine so kluge Frau war seine Partnerin manchmal bemerkenswert dickköpfig.
    „Und weshalb hat diese Joan Begley Dr. Patterson aufgesucht?“
    O’Dell sah ihn über die Faxseiten hinweg an. „Du weißt, das kann Gwen mir nicht erzählen. Schweigepflicht.“
    „Es könnte uns aber helfen, wenn wir wüssten, wie abgedreht sie ist.“
    „Abgedreht?“ Wieder zog sie die Stirn in Falten. Er verabscheute das, weil sie ihm das Gefühl gab, unprofessionell gewesen zu sein. Auch wenn sie damit Recht hatte.
    „Du weißt genau, was ich meine. Es kann uns helfen, wenn wir wissen, zu was sie fähig ist. Ist sie beispielsweise selbstmordgefährdet?“
    „Gwen schien sich Sorgen zu machen, dass sie sich mit einem Mann eingelassen haben könnte. Jemand, den sie dort kennen gelernt hat. Und dass sie wirklich in Gefahr ist.“
    „Wie lange war sie denn in Connecticut?“
    O’Dell blätterte in den Seiten. „Sie hat Washington letzten Montag verlassen, somit eine Woche.“
    „Wie konnte sie sich in weniger als einer Woche mit einem Mann einlassen? Und du hast gesagt, sie wäre wegen einer Beerdigung hingefahren. Wer schließt Bekanntschaften auf einer Beerdigung? Ich kann nicht mal im Waschsalon Frauen abschleppen.“
    Sie lächelte ihn an. Welche Seltenheit. O’Dell quittierte seine Versuche, witzig zu sein, nicht oft mit einem Lächeln. Offenkundig war ihre gute Laune noch nicht ganz abgetaucht.
    „Sag’s mir, wenn du Hilfe brauchst, okay?“ Sein Angebot brachte ihm einen argwöhnischen Blick ein. Und er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Dr. Patterson O’Dell von ihrem kleinen Schäferstündchen in Boston erzählt hatte. Mein Gott, Schäferstündchen war nicht das richtige Wort, das klang ja albern. Und albern war es ganz und gar nicht gewesen. Es war … O’Dell lächelte ihn wieder an. „Was ist?“
    „Nichts.“
    Er stand auf, um zu gehen, wollte aber, dass sie sein Angebot ernst nahm. „Ich habe es ernst gemeint, O’Dell. Sag’s mir, wenn du Hilfe brauchst. Bei dem Fall, meine ich. Nicht bei der Gartenarbeit. Du weißt, kaputtes Knie.“
    „Danke“, erwiderte sie, immer noch ein Lächeln um die Mundwinkel.
    Klar, sie wusste es. Zumindest wusste sie irgendetwas.

6. KAPITEL
    Wallingford, Connecticut
    Lillian Hobbs liebte Montage. Es war der einzige Tag, an dem sie Rosie während der emsigen Hauptgeschäftszeit beim Milchschäumen für caffè latte und Kassieren für klebrige Plunderteilchen oder die New York Times allein ließ. Doch Rosie machte das nichts aus. Sie sagte, je mehr Betrieb, desto besser. Schließlich war es ihre Idee gewesen, ihrem kleinen Buchladen eine Kaffeebar anzugliedern.
    „Das bringt mehr Geschäft“, hatte Rosie frohlockt.

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