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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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War das nicht lächerlich? Sie hatte ihn wirklich für etwas Besonderes gehalten, für anders als ihre üblichen Bekanntschaften – ruhig, scheu und interessiert. Ja, er war richtig an ihr interessiert gewesen und hatte ihr zugehört. Das hatte sie sich nicht eingebildet. Sonny war nicht nur interessiert, sondern sogar besorgt um sie gewesen. Besonders als sie ihm diesen Mist über ihr Gewicht aufgetischt hatte – dass ein Hormonmangel daran schuld gewesen sei. So als hätte sie nichts dagegen tun können, dauernd futtern zu müssen. Anstatt es als die dumme Ausrede zu entlarven, die es war, hatte Sonny ihr geglaubt. Er hatte ihr einfach geglaubt.
    Wenn sie ehrlich war, hockte sie genau deshalb hier mitten im Nirgendwo im Finstern. Wann hatte das letzte Mal ein Mann Interesse an ihr gezeigt? Echtes Interesse an ihr als Person, nicht an ihrem Äußeren, der neuen schlanken Figur und den blondierten Haaren?
    Sie schaltete die Innenbeleuchtung aus und blickte auf die Lichter der Stadt hinab. Ein schöner Anblick. Wenn sie entspannt wäre, würde sie es trotz des ärgerlichen Donnergrollens sogar als romantisch empfinden. War das ein Regentropfen auf der Windschutzscheibe? Na, großartig! Wunderbar! Das fehlte ihr gerade noch.
    Erneut mit den Fingernägeln auf das Lenkrad trommelnd, nahm sie ihre Nachtwache wieder auf und blickte abwechselnd in die Seitenspiegel und den Rückspiegel.
    Warum kam er so spät? Hatte er es sich anders überlegt? Aber warum sollte er?
    Sie schnappte sich ihre Handtasche, durchsuchte sie bis zum Boden und hörte das Knistern. Sie zog den Beutel M&Ms heraus, riss ihn auf und kippte sich etliche in die Hand. Danach begann sie die Kugeln eine nach der anderen in den Mund zu werfen, als wären es Zoloft-Tabletten. Sie hoffte, die Schokolade würde sie beruhigen. Gewöhnlich tat sie das.
    „Ja, natürlich kommt er“, sagte sie halblaut, als müsste sie zur Bestätigung den Klang der eigenen Stimme hören. „Ihm ist etwas dazwischengekommen, um das er sich kümmern musste. Er ist sehr beschäftigt.“
    Nach allem, was er in der letzten Woche für sie getan hatte … nun ja, da konnte sie wirklich ein bisschen warten.
    Sie hatte sich etwas vorgemacht zu glauben, Grannys Tod berühre sie nicht besonders. Granny war der einzige Mensch gewesen, der sie verstanden und unterstützt hatte. Sie war für ihre Enkelin eingetreten und hatte sie verteidigt, wo immer es ging. Zum Beispiel hatte sie überall erzählt, Joan sei auf Grund ihres unabhängigen Naturells mit Vierzig noch Single und keineswegs ein bedauernswerter Fall.
    Und nun war Granny, ihre Beschützerin, ihre Vertraute, ihre Anwältin, nicht mehr da. Auch dass sie ein langes und wunderbares Leben gehabt hatte, tröstete sie nur wenig. Sonny hatte ihren Schmerz über den Verlust und ihre Trauer erkannt und ihr durch die letzte Woche geholfen. Er hatte ihr erlaubt und sie sogar darin bestärkt zu trauern. Und er hatte sie ermutigt, ein bisschen zu jammern und zu klagen.
    Sie lächelte, als sie sich sein Gesicht mit der ernst gefurchten Stirn vorstellte. Sonny wirkte immer sehr ernst und beherrscht. Und im Moment brauchte sie jemanden, der diese ruhige Stärke ausstrahlte.
    In der Sekunde erhellten wie zur Belohnung ihrer Gedanken zwei Scheinwerfer die Dunkelheit. Sie sah einen Wagen die kurvenreiche Allee zur Kuppe mühelos nehmen, als kenne der Fahrer die Strecke zu diesem Treffpunkt hoch über der Stadt auch im Dunkeln – als käme er oft hierher.
    Unerwartet hatte sie vor Aufregung und Beklommenheit Schmetterlinge im Bauch und schalt sich dafür. Diese Nervosität konnte sie einem unreifen Schulmädchen nachsehen, aber keiner Frau ihres Alters.
    Sie sah den Wagen hinter ihrem anhalten und spürte geradezu die starken Scheinwerfer im Nacken, als wären es seine kräftigen Hände, die manchmal leicht nach Vanille rochen. Er hatte erklärt, der Vanilleduft überlagere die anderen penetranten Gerüche, mit denen er regelmäßig zu tun habe. Dabei war er leicht verlegen gewesen, doch ihr machte der Geruch nichts aus. Im Gegenteil, sie mochte ihn inzwischen ganz gern. Vanille hatte etwas Tröstliches.
    Der Donner grollte jetzt über ihr. Die Regentropfen wurden dicker und zahlreicher, pladderten auf ihre Windschutzscheibe und nahmen ihr die Sicht. Sie sah einen Schatten, die schwarze Silhouette eines Mannes mit Hut, aus dem Wagen steigen. Er hatte den Motor ausgeschaltet, die Scheinwerfer jedoch nicht, was es ihr fast unmöglich machte, ihn gegen

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