Eiskaltes Feuer
erwiderte sie schroff, obwohl sie in Wirklichkeit erschüttert war über die ungerechtfertigten Vorwürfe und Beleidigungen, die sie diesem Mann an den Kopf geworfen hatte. „Ich hatte allen Grund anzunehmen, Sie seien der Vater von Melanies Baby. Ich hatte einen langen Flug hinter mir, kam nach Hause und musste erfahren, dass meine Schwester schwer verletzt und im fünften Monat schwanger im Krankenhaus lag. Der Kindsvater hatte sie offenbar verlassen, und der einzige Name, der fiel, war Ihrer. Ich wusste, meine Schwester würde teure medizinische Versorgung benötigen … Können Sie sich nicht vorstellen, wie mir da zumute war? Und welche Schlussfolgerungen ich daraus zog?“
Dante musterte sie schweigend. Sie war wirklich unglaublich! Sie hielt es nicht einmal für nötig, Reue zu heucheln. Kein Wunder, einer der beiden D’Aquannis saß ja bereits in der Falle! Ein bitteres Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Oh, doch, das kann ich.“
„Ja, natürlich“, lenkte Alicia beschämt ein. Seinen Bruder im Krankenhaus vorzufinden, musste auch für Dante ein Schock gewesen sein. Kein so großer wie für sie, natürlich, denn offenbar hatte er ja von der Beziehung gewusst … „Tut mir leid“, sagte sie matt.
„Wie oft werden Sie das wohl noch sagen müssen, um das Chaos wiedergutzumachen, das Sie angerichtet haben?“ Und zweifellos noch anrichten werden.
„Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. So, genügt das? Glauben Sie mir, es tut mir aufrichtig leid, dass ich Sie für den Kindsvater hielt, dass ich Sie in Ihrer Firma belästigt habe, in Ihrer Villa war …“ Sie hatte sich in Rage geredet. Nun aber war sie am Ende ihrer Kräfte und kurz davor, in Tränen auszubrechen. Sie musste weg von ihm, und zwar sofort. „Ich fahre jetzt mit dem Bus nach Hause, und Sie können Ihren Flieger nach Italien nehmen und so tun, als wären wir uns nie begegnet. Vergessen Sie das Geld. Melanie und ich, wir sorgen schon selbst für uns.“ Wie wir es unser Leben lang getan haben.
Dante hätte beinahe die Augen verdreht. Jetzt übertrieb sie wirklich schamlos!
Doch Alicia brachte einfach keinen klaren Gedanken mehr zustande. Sie war ihr Leben lang daran gewöhnt gewesen, dass Melanie und sie allein zurechtkommen mussten, und hatte noch gar nicht begriffen, dass sie nun einen Mitstreiter hatten – Paolo. Sie wollte nur weg von Dante D’Aquanni. Ihre Gefühle brodelten viel zu dicht unter der Oberfläche. Sie hatte Angst, sie nicht länger kontrollieren zu können. Dieser Mann … er war einfach zu viel für sie.
Abrupt wandte sie sich ab und marschierte los. Der Parkplatz verschwamm hinter einem Tränenschleier. Du meine Güte, sie hatte seit Jahren nicht mehr richtig geweint, trotz der grauenhaften Erfahrungen, die sie in Afrika gemacht hatte. Und hier brach sie alle zwei Minuten in Tränen aus und fiel in Ohnmacht wie die Heldin in einem zweitklassigen Kostümschinken!
Eine Hand packte sie am Oberarm und schwenkte sie herum. Sie sah nur einen großen schwarzen Schatten, dann fühlte sie sich von zwei starken, warmen Armen umfangen. Es war ein wunderbar tröstliches Gefühl, und sie weinte ohne Zurückhaltung. Über sich selbst. Über Melanie.
Darüber, dass sie diesem Mann so bitter Unrecht getan hatte. Und nicht in der Lage gewesen war, sich angemessen zu entschuldigen. Weil er alle möglichen beunruhigenden Gefühle in ihr weckte. Sie weinte, bis ihr die Tränen ausgingen und ihre Kehle brannte.
Dante hatte aus einem Impuls heraus gehandelt, der stärker war als alle Vernunft. Er wusste, dass ihre Tränen nicht echt waren. Aber er hatte es nicht über sich gebracht, sie gehen zu lassen. Es war das erste Mal, dass er eine weinende Frau in die Arme genommen hatte.
Körperliche Anziehungskraft, sagte er sich, mehr ist es nicht. Aber irgendetwas an dieser Frau berührte ihn so unmittelbar und so tief, dass er diese Sache zu Ende bringen musste. Koste es, was es wolle. Mit geschäftsmäßiger Nüchternheit entwickelte er einen Plan. Einen, der Paolo gefallen würde, der hartnäckig darauf beharrte, bei Melanie zu bleiben. Einen, der ihm dagegen die Möglichkeit gab, Alicia und ihre Schwester im Auge zu behalten. Und Alicia in sein Bett zu bekommen, um dieses brennende Verlangen zu stillen …
Ihr von Schluchzern geschüttelter Körper wurde allmählich ruhig in seinen Armen. Er hörte sie tief einatmen, spürte ihre schwellenden Brüste an seinem Oberkörper. Heißes, pochendes Verlangen erwachte
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