Eiskaltes Feuer
in ihm. Da wusste er, dass seine Entscheidung richtig war. Er löste sich von ihr, legte eine Hand unter ihr Kinn und sah sie an. Beinahe hoffte er, sie möge sich in der Zwischenzeit in eine Schreckschraube verwandelt haben, doch das war nicht der Fall.
Sie sah … unwiderstehlich aus. Ihre Augen schimmerten wie tiefbrauner Samt, ihre bebenden Lippen waren eine einzige Verlockung, die glitzernden Tränen auf ihren Wangen luden dazu ein, sie wegzuküssen. Die Verletzlichkeit in ihrem Blick machte ihn schwach. Sanft fuhr er mit der Kuppe seines Daumens über die halb verheilte Schramme auf ihrer Wange. Alicia zuckte zurück.
„Lassen Sie uns fahren“, sagte er kurz angebunden und schob sie von sich. Dann orderte er die elegante schwarze Limousine herbei, die sie vom Flughafen hierhergebracht hatte. Eine Maske kühler Gleichgültigkeit beherrschte nun wieder sein Gesicht. Doch Alicia hätte schwören können, für den Bruchteil einer Sekunde etwas anderes darin wahrgenommen zu haben, etwas sehr viel Menschlicheres.
Kurz bevor sie in den Wagen stieg, sagte er: „Nur damit Sie Bescheid wissen … dass Paolo Stein und Bein schwört, Melanie zu heiraten und für sie zu sorgen, heißt noch lange nicht, dass Ihr Plan aufgeht. Was die Vaterschaft betrifft, mache ich mir keine Illusionen. Ich schätze, Paolo ist genauso wenig der Vater des Kindes wie ich.“
Alicia erstarrte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, wurde sie energisch auf die Rückbank des Wagens geschoben. Er ist ein Ungeheuer, dachte sie fassungslos. Ein kaltes, rücksichtsloses Ungeheuer …
5. KAPITEL
„Haben Sie es gesehen?“
„Ich sehe es mir gerade an.“ Dante war verärgert. Das Telefon in der einen, die aufgeschlagene Zeitung in der anderen Hand, saß er in seinem Hotelzimmer am Tisch. Sein Frühstück hatte er nicht angerührt. Es war früh am nächsten Morgen, und er war noch immer in England. Eine Tatsache, die ihn nicht gerade fröhlicher stimmte. Er sah sich das Foto noch einmal genauer an und streckte dann seufzend die langen Beine von sich.
Sein Sekretär klang leicht ungehalten. Nur aufgrund seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Dante wagte er zu fragen: „Wollen Sie mir sagen, was es damit auf sich hat?“
„Nicht wirklich, Alex.“ Ich weiß es ja selbst nicht ge nau …
Am anderen Ende der Leitung wurde tief durchgeatmet. „Nun, wir haben hier ein Foto, auf dem Sie auf den Stufen zu Ihrer Villa eine wildfremde Frau küssen. Leidenschaft lich küssen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. In wenigen Tagen beginnen die Fusionsverhandlungen, und die Amerikaner legen größten Wert darauf, jeden Medienrummel zu vermeiden …“
„Das ist mir klar, Alex. Die Dame heißt Alicia Parker und wird mich zu der Konferenz begleiten. Als …“, Dante suchte nach dem richtigen Wort, „als Gastgeberin an meiner Seite.“
„Oh …“ Seinem Sekretär hatte es die Sprache verschlagen.
Dante lächelte zufrieden. Der Fotograf, dem gelungen war, ein Kamera an Dantes Sicherheitsleuten vorbeizuschmuggeln, hatte ihm einen großen Dienst erwiesen.
Alicia erwachte mit einem Gefühl, das sie schon gar nicht mehr kannte: Sie war ausgeruht. Es dauerte einen Moment, ehe ihr klar wurde, dass sie sich in ihrem eigenen Schlafzimmer befand. In der Wohnung, die sie bis zu ihrer Reise nach Afrika mit Melanie geteilt hatte. Melanie! Sie fuhr in die Höhe, ließ sich dann mit einem Seufzer zurücksinken, als ihr alles wieder einfiel. Alles , auch Dante D’Aquanni.
Er hatte sie gestern bis vor die Haustür gebracht. Sie hatten sich steif voneinander verabschiedet, dann war er gefahren. Was hätte sie auch sagen sollen, nachdem sie sein ganzes Leben in Unordnung gebracht hatte? Zumal er immer noch glaubte, er und sein Bruder seien einer hinterhältigen Verschwörung zum Opfer gefallen, angezettelt von ihr und ihrer Schwester. Wäre es nicht so traurig gewesen, hätte sie herzlich darüber gelacht. Melanie war so schusselig, dass sie es kaum schaffte, morgens pünktlich zur Arbeit zu gehen. Geschweige denn, einen so raffinierten Plan auszuhecken.
Dante D’Aquanni war also nicht der Vater von Melanies Baby, sondern Paolo, sein Bruder. Und die wenig herzliche Begrüßung zwischen den beiden – ganz abgesehen von Dantes giftiger Bemerkung ihr gegenüber – ließ vermuten, dass er nicht vorhatte, die Affäre seines Bruders zu finanzieren, Baby hin oder her. Dante D’Aquanni würde nicht den großzügigen Onkel spielen.
Sie stand also wieder ganz
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